Welche asiatische Sprache sollte ich lernen?

11 Antworten

Aus beruflichen Perspektive heraus würde ich zu Chinesisch tendieren. Dieses Jahrhundert wird ohne Zweifel dem Land der Mitte gehören. Allerdings solltest Du Dir bewußt sein (ich schätze das weißt Du bereits), dass in China sehr viele Dialekte gibt.

Angesichts der Entwicklung der KI auch im sprachlichen Gebiet, wird die Übersetzungsfähigkeit in der einfachen geschäftlichen Alltag nicht so gefragt sein. In speziellen (rechtlich und sehr technischen Gebieten) wird die Übersetzungsdienstleistung sicherlich in naher Zukunft auch noch gefragt sein.

Mit der Sprache ist auch so: Wenn Du privat mit Menschen in China zu tun hast, wirst Du sicher Chinesisch lernen. Wenn Du mit Menschen aus Japan zu tun hast, macht es Sinn Japanisch zu lernen usw. Es hängt also auch davon ab, mit welchen Menschen Du jetzt zu tun hast und später zu tun haben wirst.


algoviano  30.11.2017, 20:22

Der Aussage, dass China zukünftig eine bedeutendere Rolle in der Welt als bisher zukommen wird, kann ich zustimmen, aber der Hinweis auf die "Dialekte" ist fehl am Platz. Eigentlich sind es ja eher 11 verschiedene chinesische Sprachen plus ihre mehrere hundert lokalen Variationen bzw. Dialekte, aber es genügt vollkommen, Standardchinesisch zu lernen. Dieses ist nämlich in China schon seit vielen Jahren für alle Schüler (sogar für die nicht-chinesischen) Pflicht- und Unterrichtssprache, und damit für alle jüngeren Leute zumindest Zweitsprache, und inzwischen auch durch den Einfluss von Radio, Film, Fernsehen und Internet zur allgegenwärtigen Umgangssprache in sämtlichen Provinzen mutiert, bis inklusive Taiwan und Singapur. Nur wenige chinesische Varianten wie z.B. Kantonesisch haben noch längerfristige Überlebenschancen - allerdings nicht "anstatt", sondern nur "neben" Standardchinesisch.

Ich denke, dass du den Fortschritt in der KI ziemlich überschätzt (oder der Google-Interpreter-Werbung glaubst). Die Entwicklung der KI (und die Komplett-Erfassung der Grammatik verschiedener Sprachen) wird wohl noch ein paar hundert Jahre weitergehen müssen, bis ein Gerät gebaut werden kann, das den Sinn des Gesagten auch wirklich versteht - erst dann wird es einigermaßen verlässliche automatische Übersetzungen geben können. Wenn man von Trivialübersetzungen einmal absieht, wo es sich nur um weitgehend festgelegte Wendungen dreht wie "wo geht es hier zum Bahnhof?", kann man davon ausgehen, dass menschliche Übersetzer und Dolmetscher noch sehr lange nicht arbeitslos werden werden ...

 

Hugosfreund  05.12.2017, 18:02
@algoviano

Danke für den Hinweis. Ich kenne mich mit Chinesisch nicht aus. Aber ich kannte einige Chinesen, die untereinander Probleme hatten zu kommunizieren, wenn eine Shanghaier Dialekt gesprochen hatte und andere kam woanders her.

Bezüglich Entwicklung von KI kann ich sagen, dass die Alltagssprache sehr wohl von professionellen Programmen in verständlicher Sprache übersetzt werden (es gibt schon Dienstleistungen in diesem Bereich). Allerdings gebe ich Dir Recht, dass es noch ein weiter Weg ist bist KI auch die Grammatik, Redewendungen, Slangs etc. perfekt beherrschen. Aber das habe ich ja auch schon vorher erwähnt.

Die drei genannten Sprachen sind sehr verschieden, auch was die Anforderungen beim Lernen angeht. Zum Beispiel kommt man bei Chinesisch und Japanisch um das Erlernen von Tausenden von chinesischen Symbolzeichen nicht herum - bei Koreanisch ist die Beschäftigung mit den chinesischen Zeichen dagegen erst ab einem bestimmten sprachlichen Niveau erforderlich - wenn man "Profi" werden will.

Die Aussprache: Chinesisch ist ziemlich heftig, da viele Unterschiede gemacht werden, die wir im Deutschen nicht so beachten wie z.B. den Unterschied zwischen behauchtem P und nicht behauchtem P, und viele andere bei den Zischlauten, bis hin zu den berühmten "Tönen" bzw. dem unterschiedlichen Tonverlauf in den Silben. Mit Übung kann man das richtige Aussprechen von Chinesisch sicher lernen, aber beim Hören/Erkennen hilft es, jung zu sein, weil man da die Ohren noch besser trainieren kann als wie wenn man schon ein gewisses Alter erreicht hat. Es frustriert, wenn man sprechen kann, aber die Antwort schon rein akustisch nicht versteht. Koreanisch ist da bereits viel weniger anspruchsvoll, hat aber auch viele Konsonanten und Vokale, die trainiert werden müssen. Japanisch ist dagegen aussprachetechnisch "kinderleicht": nur 5 Vokale, wenige Konsonanten, ähnlich leicht auszusprechen wie z.B. Italienisch.

Die Grammatik: Bei Chinesisch liegt die ganze Grammatik in der genauen Reihenfolge der Wörter (und in der kunstvollen Verwendung von Hilfswörtern) - Endungen fehlen. Bei einfachen Sätzen sieht das noch ganz simpel aus wie z.B. bei "wo ai ni" (I love you) - aber wenn die Sätze komplizierter werden und Nebensätze dazukommen, wird daraus eine regelrechte Stellungsakrobatik, die zu durchschauen nicht jedem leichtfällt. Koreanisch und Japanisch sind dagegen agglutinierende Sprachen, die Endungen an die Wörter hängen, um deren Funktion im Satz deutlich zu machen. Japanisch sieht dabei wesentlich übersichtlicher aus als Koreanisch, weil im Japanischen die Endungen in der Regel nicht an das Wort assimiliert werden.

Die Schrift: die Japaner haben vor ca. 1400 Jahren die chinesische Schrift übernommen, dazu noch eine phonetische Schrift entwickelt und schreiben heute mit einer komplexen Mischung aus "chinesisch"  gelesenen chinesischen Zeichen (on-yomi), japanisch gelesenen chinesischen Zeichen (kun-yomi), und phonetischen Zeichen (kana): zweifellos das komplizierteste Schriftsystem der drei genannten Sprachen, und wohl auch der ganzen Welt. Viele finden das eine tolle Herausforderung und hochinteressant, andere wiederum nervt diese Vielfalt - bei gering motivierten Lernern kann dies eventuell in Frustration umschlagen. Z.B. wird in Japan das chinesische Zeichen für "Mensch" kontextabhängig als "JIN" oder "NIN" oder "HITO" oder "RI" gelesen. Chinesisch ist dagegen quasi "geradeaus" - zu den Tausenden von Wörtern müssen halt auch die dazugehörenden Tausende von Zeichen gelernt werden, basta. Das Zeichen für Mensch wird dort immer "REN" gelesen. Koreanisch ähnelt wiederum dem Japanischen, aber in Korea wird die Sorte "koreanisch gelesene chinesische Zeichen" kaum noch verwendet - wenn dort ein chinesisches Zeichen auftaucht (was selten der Fall ist), wird es in der Regel auch "chinesisch" gelesen, ansonsten wird in Korea fast nur noch phonetisch geschrieben, und zwar auch die chinesischen Fremdwörter - und die koreanische phonetische Hangul-Schrift ist leicht erlernbar, trotz ihres exotischen Aussehens. In Korea kann man sich in der Regel auf diese Schrift beschränken, in Japan genügt dagegen die ähnlich leicht erlernbare phonetische Kana-Schrift keineswegs, da muss man sich ausgiebigst auch mit den chinesischen Zeichen anfreunden.

Die Entscheidung zwischen diesen Sprachen sollte sich nach der Größe des Interesses für diese Sprache und der Einschätzung der eigenen Stärken richten, denn jede dieser drei Sprachen erfordert deutlich mehr Lernaufwand als eine der gängigen europäischen Sprachen wie z.B. Spanisch. Und wem auch dieser Aufwand schon viel erscheint, der wäre sicher mit Esperanto am besten bedient - das ist die "exotische" Sprache mit dem allergeringsten Lernaufwand ...

Wenn nur die genannten drei Sprachen zur Auswahl stehen, würde ich persönlich Japanisch empfehlen, aber besser gut vorher überlegen, ob man die Büffelei, die unausweichlich notwendig wird, wenn man ein höheres sprachliches Niveau erreichen will, wirklich auf sich nehmen will, oder lieber doch nicht.

Wie du schon selber gesehen hast, sind die Interessen und Vorlieben aller Menschen sehr unterschiedlich.

Deshalb musst du für dich selber entscheiden, welche Sprache du "warum" lernen möchtest!

Möchtest du später mal eine längere Zeit in diesem Land verbringen? Kennst du Leute aus diesem Land? Welche Schrift fasziniert dich am meisten? Mit wessen Mentalität der Leute kannst du dich am ehesten anfreunden? Warst du schon mal in diesen Ländern? usw.

Ich zum Beispiel studiere Sinologie, weil das schon immer mein großer Traum war/ist. Ich habe extra an einem Abendgymnasium dafür mein Abitur nachgeholt! :-) Neben der Arbeit ist das wirklich extrem schwierig für mich. Aber trotzdem macht es mir enorm viel Spaß! :-)

Meine Frau kommt aus China und ich kenne gefühlt mehr Menschen in China als in Deutschland! :-) Darum möchte ich sie auch besser verstehen können! ;-) Die chinesische Kultur und Geschichte fasziniert mich einfach! :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bachelor in Sinologie und war schon paar Mal in China.

666Phoenix  29.11.2017, 21:18

Die chinesische Kultur und Geschichte fasziniert mich einfach! :-)

好汉!

Je nachdem wie stark sich deine Argumentation an die Sprache stützt.
'Sollte lernen' passt hier nicht wirklich, außer du willst die Sprache auch richtig nutzen/sprechen bzw. in der Praxis gebrauchen.
Welche Frage könntest du also lernen.. frag dich einfach, mit welchen dieser Interessen, du dich am meisten beschäftigt, welche dieser Sprache am meisten/am liebsten hörst und was noch für diese Sprachen spricht wie Nation, Menschen, Kultur etc. all das wo Sprache verwendet wird, wie sie verwendet wird und va. warum du gerade diese Sprache verstehen willst... der schönere Klang spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, Sprache ist wie Musik.

Du solltest noch mehr Gründe finden, um die Sprache zu lernen, einfach wegen der Motivation.

Ich persönlich würde mich für Japanisch entscheiden.


grandpied  29.11.2017, 00:01

sorry, meinte im 4.Absatz natürlich *welche Sprache, nicht Frage ^^

Ich würde in deiner Stelle Chinesisch lernen. Der Grund ist nicht weil ich chinesicher Herkunft bin xD sondern wenn du 1. Chinesisch lernst, kannst du die anderen Sprachen auch viel leichter lernen da Japanisch eine modernisierte Version von Altchinesisch ist 2. Du kannst damit mehr anfangen als mit Japanisch, klar ist Anime auf Japanisch zu verstehen positiv aber das lohnt sich dann nicht wirklich danach 3. Chinesisch ist einer der ältesten noch existierende Sprache die noch regelmässig benutzt wird ist also sehr interessant es mal zu lernen.

Ein Punkt auf den ich noch ansprechen möchte ist, dass auch wenn 1/5 der Weltbevölkerung auf der Erde nur Chinesisch gesprochen wird, ist es dennoch nur in China. Es gibt selten Orte in Deutschland oder andere Länder wo es regelmässig Chinesisch gesprochen wird.


M1603  29.11.2017, 06:55

Das ist doch Blödsinn, den du da schreibst.

zu 1. Chinesisch und Japanisch (und Koreanisch) sind untereinander nicht sprachverwandt. Das sind alles Sprachen zwischen denen man kaum bis gar keine Gemeinsamkeiten findet.

Ja, Japanisch und Koreanisch sind beide agglutinierend (Japanisch sehr viel reiner, als Koreanisch), aber sehr viele Sprachen der Welt sind agglutinierend. Letztendlich hat der Sprachtyp auch nichts mit Verwandtschaft zu tun. Dafür müsste man sich das Basisvokabular anschauen. Tut man das, findet man heraus, dass es da keine regelmäßigen Gemeinsamkeiten gibt.

Ja, Japanisch und Koreanisch haben viel Vokabular aus dem Chinesischen übernommen. Das ist aber ein kulturelles Phänomen. Da sich alle Sprachen natürlich alleine weiterentwickelt haben gibt es hier viele falsche Freunde und so haben chinesische Japanischlerner beispielsweise nicht selten Probleme mit sinojapanischen Begriffen. Die sind eben nicht 1:1 übersetzbar. Btw.: Würde China an Deutschland grenzen, hätten wir auch viele Begriffe des erweiterten Alltags aus dem Chinesischen entlehnt und umgekehrt.

Übrigens: Japanisch ist eine isolierte Sprache und hat, nach aktuellen Forschungen, überhaupt keine Sprachverwandten (mit Ausnahme der Ryuukyuu-Sprache, wenn man die denn als Sprache definieren möchte).

zu 2. Sprachen sind dann nützlich, wenn man sie auf hohem Niveau anwenden und damit arbeiten kann. Alles darunter ist Hobby.

Wenn ich keinen Bock und kein großes Interesse an China habe, dann werde ich da auch nicht gut genug, um das als Verkaufsargument in Bewerbungen zu nutzen.

Hab ich aber Interesse an einer Sprache, dann kann die Sprache auch bloß 10.000 Sprecher haben, als Profi und Fachmann für diese könnte ich mir dann in meiner Region alle wie auch immer gearteten Aufträge abgreifen. Gibt halt wenig Konkurrenz.

Übrigens: Auch in Japan gibt es mehr, als bloß Anime. Auch da arbeiten Leute und auch da arbeiten Leute mit dem Ausland. Und die meisten von denen können sehr schlecht Englisch (und erst recht keine anderen Sprachen). Wenn ich da nicht als Sprecher mehrerer Sprachen reinkommen kann, wo dann?

Letztendlich muss die Wahl einer Fremdsprache, die man freiwillig lernen möchte, auch eine freiwillige Entscheidung sein. Hat man Spaß dran, ist es ein nettes Hobby. Hat man Spaß dran und kann mehrere Jahre richtig Gas geben, kann es gut für den Lebenslauf sein und neue Möglichkeiten eröffnen. Hat man keinen Spaß dran, wird man kein Gas geben und selbst wenn, würde man nicht gut. Und dann ist es am Ende verschwendete Zeit und verschwendetes Geld.

iq1000  29.11.2017, 08:34
@M1603

>Japanisch und Koreanisch haben viel Vokabular aus dem Chinesischen übernommen.

Sicher. Aber Mandarin hat auch sehr viele Lohnwörter. Kantonesisch noch deutlich mehr.

Noidea333  29.11.2017, 17:35

Ich möchte bEast4 Recht geben. Nur in einem kleinen Punkt jedoch widersprechen. Denn es gibt im Grunde genommen überall Orte auf der Welt, wo Chinesisch gesprochen wird! Da in "vielleicht" jedem Land Chinesen leben und es überall gelernt werden kann :-)