Ist meine unterdrückte Wut ein Trennungsgrund?

Sarah3333  01.12.2024, 10:33

Wie alt bist du denn?

brotbutter 
Beitragsersteller
 01.12.2024, 10:34

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5 Antworten

Ich finde das erstmal sehr verantwortungsbewusst von dir, daran arbeiten zu wollen. Das ist auf jeden Fall notwendig, weil du sonst dein ganzes Leben lang damit Probleme haben wirst. Aggressivität ist einfach in jeglicher Form ein Beziehungskiller.

Was ich bei dir aber noch sehe, sind noch unterbewusste Strategien des Runterredens. Das machst du nicht absichtlich, ich weiß. Das ist eine Coping-Strategie für dich selbst.

"Kurzer Einwurf: Meine Eltern wurden auch immer sehr schnell aggressiv, ließen diesen Ärger nicht nur verbal sondern auch handgreiflich an mir aus"

"Wenn ich bei meinem Freund grantig werde, geh ich zwar nicht unter die Gürtellinie (schrei ihn nicht an oder beschimpfe ihn) aber bin halt ziemlich gereizt und kann schnippisch oder sogar gemein werden."

'jedoch in milderer Form"

Das stimmt ja alles auch und ist richtig. Und ja, es macht schon Sinn, erstmal einzuordnen, wie extrem das Problem ausgeprägt ist.

Aber es hilft dir nicht, es als möglichst mild abzustempeln und alle Argumente zu finden, warum es ja noch nicht SO schlimm sei. Ich will dir nicht unterstellen, dass du so schlimm wärst wie der und der, darum geht es nicht.

Du musst eine andere Perspektive einnehmen, wenn du daran arbeiten willst. Raus aus der Opferrolle, rein in die Akzeptanz. Erst wenn du es eingestanden hast, kannst du es überwinden. Es geht nicht darum, wie schlimm etwas ist. Es geht ganz isoliert darum, dass er darunter leidet, und das musst du dir erstmal eingestehen. Vergleiche bringen dir nichts. Sag dir selbst: "Ich habe ihm mit diesem Verhalten wehgetan und ich möchte jetzt anders handeln."

Was ich an deiner Stelle versuchen würde, was recht schnell helfen kann, ist, anzufangen, ganz ehrlich über deine Gefühle zu sprechen. Also in den Momenten, in denen die Wut hochkommt. Anstelle von Vorwürfe zu machen, geh in dem Moment in dich und analysiere dein Gefühl. Was genau macht mich gerade wirklich wütend? Was steckt dahinter? Hat mich etwas verletzt? Habe ich vor etwas Angst? Hat er einen Schwachpunkt getroffen?

Und dann teilst du das genau so mit. Anstelle von zu sagen, "du bist immer ...", sage: "Deine Worte lösen gerade das und das in mir aus und ich fühle mich so und so. Der Grund dafür ist ...".

Wenn er versteht, warum etwas gerade in dir hochkommt, versteht er dich generell auch besser und kann in Zukunft sensibler mit dir umgehen. Außerdem wird er nicht auch wütend, wenn du "böse" zu ihm bist.

Ðein Hausarzt kennt bestimmt die richtigen Anlaufstellen für dich. Termin machen und beraten lassen

Den Umgang mit Emotionen kann man tatsächlich lernen. Ich komme aus einer Familie, die absolut nicht konfliktfähig ist. Dan wird sich angezickt, aber nicht offen gestritten, jeder zieht sich in seine Schmollecke zurück und zum Abendessen sitzt man dann wieder zusammen am Tisch ohne den Konflikt wirklich beigelegt oder sich ausgesprochen zu haben. Das hab ich in meinen Beziehungen auch erst lernen müssen. Wenn wir einen Konflikt hatten, bin ich immer in gelähmtes Schweigen verfallen, weil ich gar nicht wusste, wie man das aushandelt. Ich habe das aber mit der Zeit einigermaßen gelernt und es ist besser geworden. Wenn ich doch mal wieder in das Muster verfalle, bitte ich um eine kurze Auszeit, um mich alleine zu sammeln. Ist nicht optimal, aber mein Partner weiß dann wenigstens, dass ich grad überfordert bin und mich nicht einfach nur verweiger.

Es ist ein sehr wichtiger Schritt, dass Du für Dich selbst erkennst, wenn diese Wut kommt und Du gedanklich eine Bremse einbauen kannst, sodass Du nicht direkt deinen Freund anschnauzt, sondern durchatmest und dann entweder ruhiger antwortest oder ihm sagst: "Sorry, ich habe grad wieder Wut, ich geh jetzt erstmal ins andere Zimmer."

Was Du in einer Therapie dann lernen kannst, ist, zu erkennen, woher die Wut kommt, ob sie sich wirklich gegen Deinen Partner richtet oder eigentlich gegen was anderes und dass du Strategien erarbeitest, wie du diese Wut gut kanalisieren kannst.

Es ist ganz toll von deinem Freund, dass er das so offen angesprochen hat. Sag du ihm auch ruhig, dass du an dem Thema arbeiten willst, aber dass du Angst hast, dass daran die Beziehung kaputt geht. Deine Angst führt zu Unsicherheit und das kann die Beziehung zusätzlich belasten. Sei offen zu ihm, das ist das beste, was du tun kannst.


Ja, das sind Vater und Mutter-Themen. Die kann man durcharbeiten.

Das zweite ist, Wut-Management. Ich hab mit meiner Ex gesund gestritten. Wichtig ist, dass man da von der Emotionsskaler her drauf achtet, dass man nach oben geht und nicht nach unten.
Bei Gefühlen wie Ohnmacht, Resignation, gibt eben Themen die angesprochen werden müssen.

"Und kennt sich vielleicht jemand sogar mit speziellen Therapieformen aus die im Umfang von Wut helfen?"

Stellt sich die Frage wie Professionell? Ich hab mit Männern gearbeitet, da ging es um Emotionale Präsenz, auch Wut.

Ich denk mal bei Frauen ist das bisschen anders... Ich hab bei meiner besten Freundin das Trauma von ihrem Frauenschläger Ex geheilt. Die bekommt effektiv keine Panik-Attacken mehr. Ich denk schon, dass ich was kann.

Als schneller Tipp:
Wenn du in einem emotionellen Muster drin bist, dann geh in die Selbst-Beobachtung. Am Anfang entwickelst du erst mal den Blick darauf, und später kannst du auch feststellen wo du das im Körper fühlst. - Für 3 Monate erst mal sowas üben. Nach 3 Monaten hast du das so drin, dass du da ein Automatismus entwickelst.

Auf dem Mastery Level wie ich das mache kannst du das sogar direkt im Körper im Zellgedächnis konfrontieren und entladen.

Therapieformen sind analog. Es gibt auch schamanische trance Techniken wie man das früher gemacht hat. Mittlerweile gibt es Techniken die so simpel sind, dass du da icht extra trommeln musst und Traumreisen und solche Sachen.

Was nicht funktioniert sind alle Therapieformen, welche die Spannung vom emotionellen Muster umgehen. Da gibt's Therapeuten die betreuen 5 Jahre bis 10-20 Jahre jemanden bei den selben Themen. ihm, .. ja ... ich sag dazu mal nichts.
Dagegen gibt es welche die kriegen emotionelle Ladungen an 1 Tag weg. Bei dem Frauenschläger Ex von meiner Freundin das Thema. Das war genau 1 Tag.
Thema kommt hoch, zu 100% konfrontieren, und komplette Ladung ist weg. Brauchst allerdings Vorbereitungszeit für sowas um damit umzugehen. Das sind locker mal 2 Jahre. Aber, eben auch nicht unbedingt länger.

Das mal als Hinweis um ein Gespür zu haben ob die Therapie was taugt. - Nicht jeder Therapeut bringt dir am Ende auch das was er dir verspricht. Die meisten Kollegen von mir machen Diagnosen-Hopping, und sind einmal ADSler, einmal Borderliner, einmal was auch immer.
Und, dann verpulverst du Zeit damit eine Diagnose festzustellen ohne das du irgendwelche Skills hast. Und, das kann dann locker 10-20 Jahre lang dauern.


Ich finde du machst das genau richtig. Wenn du selbst für dich einschätzen kannst, wo du externe Hilfe brauchst und wo nicht, ist das schon ein deutliches Zeichen für Selbstreflexion und Reife. Ich verstehe deine Angst, aber dein Bericht stimmt mich doch optimistisch, dass ihr das zusammen hinkriegt. Garantie hat man nie, aber ich glaube, dass ihr aufm rechten Weg seid. Macht‘s gut und bleibt dran :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

brotbutter 
Beitragsersteller
 01.12.2024, 11:07

Danke!