Ist meine Gedichtinterpretation so gut und was kann ich noch ändern?

2 Antworten

Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine größeren Kriege mehr in Europa, an deren Folgen die gesamte Bevölkerung Deutschlands leiden musste (die Bevölkerung = Singular). Dadurch ist das Verständnis von den Auswirkungen des Krieges vor allem heutigen Jugendlichen nicht sehr hoch. 

  • Ich würde hier nicht das Substantiv verwenden, sondern das Verb "verstehen" im Sinne von "nachvollziehen". "Verständnis von etwas" finde ich nicht idiomatisch und "Verständnis für etwas" ist nicht gemeint. Also: Dadurch können heutige Jugendliche die Auswirkungen von Kriegen kaum verstehen.
  • Den Anfang finde ich ungewöhnlich. Eigentlich finde ich diesen ungewöhnlichen Einstieg gut, allerdings hätte ich nach dem Einstieg erwartet, dass es sich um ein Gedicht handelt, das etwa zwei- bis dreihundert Jahre älter ist. Du lenkst in die Richtung Mitte 20. Jahrhundert und springst dann ins 17. Jahrhundert. Das stört mich irgendwie.

Das Gedicht „Abgedankte Soldaten“, welches ein Epigramm ist, das von Friedrich von Logau verfasst und 1654 in dem Buch „Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend“ veröffentlicht wurde

, (Komma)

ist eine gute Quelle, um die [vergangenen - weglassen] Erlebnisse der Beteiligten nachvollziehen zu können. 

Es wurde im Barockzeitalter nach dem Dreißigjährigen Krieg geschrieben,

weshalb

es von den Grausamkeiten und Auswirkungen des Krieges handelt. 

  • Der Konnektor passt nicht. Nur weil es nach dem Krieg geschrieben wurde, muss es nicht vom Krieg handeln. Vorschlag: Es wurde im Barockzeitalter nach dem Dreißigjährigen Krieg geschrieben und handelt von den Grausamkeiten und Auswirkungen des Krieges.

Er beschreibt den Krieg aus der Sicht des Volkes und nicht aus der der Adligen, die weder selbst in den Krieg ziehen oder Hunger leiden mussten. (Was hat das mit dem Gedicht zu tun?) Der Autor fasst mit seinem Gedicht die Grundgedanken des Barockzeitalters zusammen, denn es geht um Vergänglichkeit (Vanitas) und darum, dass alles aussichtslos ist (Memento mori).

Friedrich von Logau verwendet in seinem Gedicht nur Kommas als Unterteilung der Verse. Es ist auffällig, dass der Autor kaum Satzzeichen verwendet hat

, (Komma)

obwohl in dieser Epoche sehr viele Unterteilungen durch Satzzeichen vorgenommen wurden. Durch die Weglassung kann man das Gefühl bekommen, dass der Autor (eine - weglassen) Hektik verbreiten will. [Ob es dann auch wirklich so wird, hängt vom Leser ab. - weglassen.]

  • Ich bekomme überhaupt nicht das Gefühl von Hektik - im Gegenteil. Die ersten 8 Zeilen sind reine Aufzählung, in jeder Zeile ein "Element". Jede Zeile ist für sich abgeschlossen. Für mich ist das eine nüchterne Bestandsaufnahme, eher resigniert, und es stockt gerade durch diese Aufzählung und die Abgeschlossenheit in den Zeilen.
  • Den letzen Satz musst Du unbedingt weglassen! Eine Interpretation ist immer die Lesart eines Lesers, in diesem Falle Deine. Da haben andere Leser meines Erachtens nichts zu suchen.

Ein weiteres

Augenmerk

ist, dass keine Strophenunterteilung vorhanden ist. Dies weist ebenfalls darauf hin, dass (eine - weglassen) Hektik vorliegt. 

  • Das Wort "Augenmerk" passt meines Erachtens nicht. Vorschlag: Ebenfalls auffällig ist, dass...
  • Auch dadurch entsteht bei mir nicht das Gefühl von Hektik. Eine Strophe würde dann schon eher zum Mangel passen, dazu, dass es nicht mehr viel gibt und auch nicht mehr viel zu sagen gibt, dass das mehrere Strophen füllte.

Das Gedicht besteht überwiegend aus Ellipsen, da die Verse keinen kompletten Satzbau aufweisen. 

  • Natürlich nicht, die ersten 8 Verse sind eine Aufzählung - eine einzige Ellipse. Eine weitere Ellipse ist "haben mitgenommen, die vom Kriege kommen". Und am Schluss noch eine: Eitel fremde Leute. Wenn man jetzt mal die Aufzählung außen vorlässt - welche Wirkung haben die beiden anderen Ellipsen?

Die Überschrift passt nur teilweise zum Gedicht, da es nicht nur um die Soldaten geht sondern eben auch um das Geschehen außenherum. Abgedankt bedeutet jedoch, dass der Soldat aus dem Dienst entlassen wurde und somit nicht mehr unter der Aufsicht der Regierung steht und somit Eigenverantwortung in dieser Situation besitzt.

  • Das sehe ich nicht so. Werden nicht vielmehr die Soldaten nach dem Krieg beschrieben? Sie haben Würmer im Gewissen, zerrissene Kleider, vernarbte Körper. Ihre Frauen wurden womöglich im Krieg vergewaltigt oder haben sich in der Abwesenheit ihrer Männer andere starke Schultern gesucht, so dass gar nicht klar ist, von wem das Kind ist. Sie haben keinen Besitz. Abgedankt würde ich hier andersherum sehen - nämlich dass die Soldaten nicht mehr gebraucht wurden, so dass ich bei "abgedankt" von einem Euphemismus sprechen würde. 

Das Gedicht „Abgedankte Soldaten“ besteht aus einer Strophe mit 13 Versen. Hierbei handelt es sich durchgängig um einen dreihebigen Trochäus(betont, unbetont) mit weiblicher Kadenz. Das Reimschema weist ein Paarreim auf (aa bb). 

  • 13?? Ich zähle nur 12 ;)) - sonst würde der Paarreim auch nicht aufgehen
  • "Hierbei" passt nicht. Weder "weist" ein Paarreim das Reimschema auf noch das Reimschema einen Paarreim. Der Paarreim ist in diesem Fall das Reimschema. 
  • Vorschlag: Das Gedicht "Abgedankte Soldaten" besteht aus einer Strophe mit 12 Versen, die in Paarreimen angeordnet sind und einen dreihebigen Trochäus als Versmaß aufweisen.

Es wurde aus einer neutralen Perspektive geschrieben, was heißt, dass es eine allgegenwärtige Beschreibung des Geschehens ist.

  • Naja, neutral? Wie gesagt - für mich ist das, die Überschrift im Hinterkopf, die Inventarliste eines Soldaten.

frageeineFrage1 
Beitragsersteller
 09.03.2016, 19:55

DANKE <3

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LolleFee  09.03.2016, 20:28
@LolleFee

Ich muss das leider ein wenig revidieren. Nachdem ich nämlich das Gedicht gegoogelt habe, ist mir aufgefallen, dass Du einige Passagen wortwörtlich übernommen hast. Schade! Es spricht nichts dagegen, zu lesen, wie andere etwas verstehen. Aber zum einen darfst Du das nicht wörtlich übernehmen, ohne die Quelle zu nennen, und das weißt Du mit Sicherheit! Zum anderen zeigt das wörtliche Übernehmen, dass Du Dich selbst damit nicht weiter auseinandergesetzt hast, sondern einfach nur nachgeplappert hast. Wenn Du das abgeben musst, dann solltest Du das schnellstens ändern. 

0
frageeineFrage1 
Beitragsersteller
 09.03.2016, 20:53
@LolleFee

Ich war auch ziemlich verzweifelt, weshalb ich dann einiges nur kopiert hatte. Habe eine 2. Fassung für mich geschrieben, welche dann ohne das ganze war. Habe mir dann überlegt das ich dann die 1. Fassung hier hin mache

Die Quellen hatte ich auch angegeben im Quellenverzeichnis. Meine Lehrerin sagte es sei in Ordnung, wenn wir manche Sachen direkt übernehmen würde aber MÜSSEN dann auch die Quelle in die Quellenangaben hinschreiben. 

Trotzdem danke für den Hinweis

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LolleFee  09.03.2016, 20:11

Der Dichter verwendet in seinem Gedicht einige Stilmittel.

Hier sind einige Stilmittel erläutert.

  • Mmh. Das wirkt nach "Abarbeiten einer Liste". Versuch, innere Bezüge herzustellen, bspw. über die Bedeutung der Stilmittel für das Gedicht.  

In der ersten Verszeile lässt sich eine Metapher erkennen: „Würmer im Gewissen“. Damit drückt der Dichter aus, dass der Krieg die Menschen psychisch sehr belastet hat und diese nicht mehr klar denken können, da sie das Gefühl für die Zeit verloren haben.

  • Warum für die Zeit? Der Krieg hat ihr Gewissen zerfressen. Sie sind abgestumpft, labil.

Ein Euphemismus findet man im Vers drei „Wohlbenarbte Leiber“. Er beschreibt dies als etwas Schönes, in der Realität ist es aber keinesfalls gut bzw. schön, denn sie sind mitgenommen vom Krieg (sie haben Narben, ihnen fehlen Körperteile).

Im vierten Vers liegt ebenfalls ein Euphemismus vor: „Wohlgebrauchte Weiber“, denn dort wird der Ausdruck „wohlgebraucht“ für die Vergewaltigung verwendet, wobei wohlgebraucht eher für Nutzdinge verwendet werden und im Zusammenhang mit einem Menschen

nicht so toll

ist.

  • Wohlgebraucht kann, wenn man das Gedicht aus Soldatensicht liest, zwei Bedeutungen haben: entweder die Vergewaltigung oder eine andere Beziehung, weil der Soldat nicht da und sein Verbleib ungewiss war. "Wohl" könnte hier dann auch nicht nur die positive Konnotation im Sinne von "gut" haben, sondern auch "wahrscheinlich" bedeuten. Wohlgebraucht und wohlbenarbt sind Neologismen, so dass diese einigen Bedeutungsspielraum erlauben.
  • "nicht so toll" ist schwammig und umgangssprachlich. Überlege genauer, was Du ausdrücken willst.
  • Bei diesen beiden Versen ist auch die Parallele "wohl-" auffällig.

Ein Symbol hat der Autor im siebten und achten Vers eingebaut: „Nimmer Brot im Sacke, Nimmer Geld im Packe“. Dies verdeutlicht, dass der 30-jährige Krieg viel Armut und Hunger über das Volk gebracht hat. 

  • Auch hier wieder eine Parallele.

Der elfte Vers

(kein Doppelpunkt!)

 „Wer denn hat die Beute“ ist eine Anspielung darauf, dass in dem Krieg nur die Reichen und Mächtigen etwas gewinnen und das restliche Volk darunter leiden muss. Es verliert teilweise den gesamten Besitz oder hat nicht mehr genug um sich zu ernähren. 

  • Wieder sehr allgemein... Eigentlich müssten die Soldaten doch etwas haben, denn sie haben ja in diesem Krieg geschuftet. Die Frage kann dann einerseits als rhetorische Anklage gelesen werden - wer hat die Beute, die wir hätten haben müssen?! Andererseits ist es eine wirkliche Frage, verzweifelt und Ausdruck der Fassungslosigkeit über die eigene Situation, und Resignation ist die Antwort darauf.

Friedrich von Logau hat in seinem Gedicht einige unübliche Wörter in

verschiedenen Zusammenhängen gewählt. So benutzt er des Öfteren den Begriff „wohl“ in einer weniger passenden Situation, denn meist ist der folgende Zustand eher für etwas Negatives ausgemacht, denn wenn man das Wort „wohl“ weglässt kommt etwas Negatives heraus

(Bsp.: Kleider wohl zerrissen --> Kleider zerrissen).

  • Wie gesagt - wohl hat zwei Bedeutungen. 
  • Was Du meinst, ist, dass bestimmte Wörter im vorliegenden Kontext unüblich verwendet. Die Wörter wohlgebraucht und wohlbenarbt sind jedoch auch an sich unüblich, sie sind zwar nach den Regeln des Deutschen gebildet, sie sind aber in dieser Form nicht (mehr?) üblich, weswegen ich sie als Neologismen im weiteren Sinne bezeichnen würde.

Das Gedicht ist eher deprimierend. Es handelt nur von den

schlechten Dingen, da die Zeit nach dem Krieg sehr hart war.

Ich finde

, (Komma)

das Gedicht ist dem Autor gut gelungen. Das Gedicht hörte sich fremd für mich an, aber es hilft mir, mich in die damalige Zeit hinein

zu

versetzen.

Heute ist in Deutschland sehr vieles anders. Ich bin nicht im Krieg groß

geworden, mein Vater musste nicht in den Krieg. Ich bin kein Waise und weiß,

wer meine Eltern sind. Viele Menschen mussten in der damaligen Zeit einige

dieser Erfahrungen erleben.

Außerdem finde ich die Form dieses Gedichts sehr interessant. Das Gedicht regt mich zum Nachdenken an. So kann ich mir ein Bild von der damaligen Zeit im Kopf bilden.

  • Sich ein Bild bilden ist nicht besonders elegant und idiomatisch ;)) Besser: Sich ein Bild machen.
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LolleFee  09.03.2016, 20:16
@LolleFee

Es sind einige gute Ansätze drin. Mir fehlt jedoch das große Ganze. Es sind so Momentaufnahmen, Du beleuchtest nur Details, aber rückst das Gedicht nicht als Ganzes ins Licht. Ich sehe auch zu sehr die Liste, was Du abarbeiten musst, und habe das Gefühl, dass Du danach suchst, was das, was Du stilistisch herausfindest, dann bedeuten könnte.

Wenn ich dieses Gedicht interpretieren müsste, dann würde ich im ersten Schritt meine Assoziationen aufschreiben. Wie lese ich das Gedicht? Was sagt es mir? Was verstehe ich wie, was verstehe ich überhaupt und was nicht?

Im zweiten Schritt würde ich die sprachlichen Mittel analysieren. 

Im dritten Schritt würde ich die herausgefundenen sprachlichen Mittel auf meine Assoziationen beziehen. Nicht: Was bedeutet das sprachliche Mittel?, sondern: Mit welchem sprachlichen Mittel wird meine Wahrnehmung erreicht? Ich lese bspw. Resignation, ich lese Leere, Erschöpfung. Und dann frage ich mich, warum ich das lese. Geh mehr von dem aus, was Du wahrnimmst, und weniger von dem, was Du analysierst, denn die sprachlichen Mittel sind Mittel zum Zweck.

PS: Du hast weder Zeile 9+10, noch Zeile 12 angesprochen. Das wäre aber meines Erachtens wichtig. Du hast auch die ungewissen Kinder, die Pferde und Rinder nicht angesprochen, aber die reihen sich in die Aufzählung ein. Die Zeilen 9,10 und 12 sind jedoch für das Gedicht wichtig: Die Soldaten sind auch die, die vom Kriege kommen, sie haben aber nichts. Und wer sind die "eitel fremden Leute"?

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frageeineFrage1 
Beitragsersteller
 09.03.2016, 20:55
@LolleFee

ich denke die Eitel fremde Leute sind die aus der 1. Ständegesellschaft 

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Der Dichter verwendet in seinem Gedicht einige Stilmittel.
Hier sind einige Stilmittel erläutert.

In der ersten Verszeile lässt  sich eine Metapher erkennen: „Würmer im Gewissen“. Damit drückt der Dichter aus, dass der Krieg die Menschen psychisch sehr belastet hat und diese nicht mehr klar denken können, da sie das Gefühl für die Zeit verloren haben.

Ein Euphemismus findet man im Vers drei „Wohlbenarbte Leiber“. Er beschreibt dies als etwas Schönes, in der Realität ist es aber keinesfalls gut bzw. schön, denn sie sind mitgenommen vom Krieg (sie haben Narben, ihnen fehlen Körperteile).

Im vierten Vers liegt ebenfalls ein Euphemismus vor: „Wohlgebrauchte Weiber“, denn dort wird der Ausdruck „wohlgebraucht“ für die Vergewaltigung verwendet, wobei wohlgebraucht eher für Nutzdinge verwendet werden und im Zusammenhang mit einem Menschen nicht so toll ist.

Ein Symbol hat der Autor im siebten und achten Vers eingebaut: „Nimmer Brot im Sacke, Nimmer Geld im Packe“. Dies verdeutlicht, dass der 30-jährige Krieg viel Armut und Hunger über das Volk gebracht hat.

Der elfte Vers: „Wer denn hat die Beute“ ist eine Anspielung darauf, dass in
dem Krieg nur die Reichen und Mächtigen etwas gewinnen und das restliche Volk darunter leiden muss. Es verliert teilweise den gesamten Besitz oder hat nicht mehr genug um sich zu ernähren.

Friedrich von Logau hat in seinem Gedicht einige unübliche Wörter in
verschiedenen Zusammenhängen gewählt. So benutzt er des Öfteren den Begriff „wohl“ in einer weniger passenden Situation, denn meist ist der folgende Zustand eher für etwas Negatives ausgemacht, denn wenn man das Wort „wohl“ weglässt kommt etwas Negatives heraus 
(Bsp.: Kleider wohl zerrissen --> Kleider zerrissen).

Das Gedicht ist eher deprimierend. Es handelt nur von den
schlechten Dingen, da die Zeit nach dem Krieg sehr hart war.

Ich finde das Gedicht ist dem Autor gut gelungen. Das Gedicht hörte sich fremd für mich an, aber es hilft mir, mich in die damalige Zeit hineinversetzen.
Heute ist in Deutschland sehr vieles anders. Ich bin nicht im Krieg groß
geworden, mein Vater musste nicht in den Krieg. Ich bin kein Waise und weiß,
wer meine Eltern sind. Viele Menschen mussten in der damaligen Zeit einige
dieser Erfahrungen erleben.

Außerdem finde ich die Form dieses Gedichts sehr interessant. Das Gedicht regt mich zum Nachdenken an. So kann ich mir ein Bild von der damaligen Zeit im Kopf bilden.


frageeineFrage1 
Beitragsersteller
 09.03.2016, 18:24

Abgedankte Soldaten

            Würmer im Gewissen,

            Kleider wohl zerrissen,

            Wohlbenarbte Leiber,

            Wohlgebrauchte Weiber,

05       Ungewisse Kinder,

            Weder Pferd noch Rinder,

            Nimmer Brot im Sacke,

            Nimmer Geld im Packe,

            Haben mitgenommen,

10       Die vom Kriege kommen:

            Wer dann hat die Beute?

            Eitel fremde Leute.

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