Ist Gott eifersüchtig oder eifern?
Hallo!
Beginne ich mal damit: Mein Religionslehrer sagte mir einmal, in der Bibel würde nirgendwo stehen, dass Gott eifersüchtig sei, es stünde drin, Gott sei eifern. Einige Zeit habe ich ihm geglaubt, aber eines Abends las ich in meiner Bibel, man solle sich nicht vor einen anderen Gott niederwerfen und sich nicht verpflichten ihm zu dienen. Denn "ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott ..." (ich habe die Bibel grade nicht bei mir, und es ist lange her, dass ich das las, so kann es sein, dass ich es falsch aufgeschrieben habe. Ich hoffe, das ist trotzdem nicht weiter schlimm ^^) Ich sprach ihn darauf an und er sagte mir: "Das ist die Einheitsübersetzung. Im Hebräischen steht es ganz anders!"
Nun bin ich neugierig wie es im Hebräischen steht. Leider kann ich diese Sprache aber nicht und würde euch gerne fragen, ob Gott sagte, er sei eifersüchtig oder eifern.
Ich hoffe auf freundliche und weiterhelfende Antwort :-)
Liebe Grüße!
Jahoo
12 Antworten
Hallo Jahoo,
einige Wiedergaben von den von dir zitierten Worten:
(2. Mose 34:14) 14 Denn du sollst dich nicht vor einem anderen Gott niederwerfen, denn Jehova, dessen Name EIFERER ist, er ist ein eifernder Gott; (bei Eiferer steht: Wörtlich Eifernder ((Eifersüchtiger)) ist sein Name. Neue Welt Übersetzung)
- denn du sollst nicht einen anderen Gott anbeten; denn Jehova, dessen Name Eiferer ist, ist ein eifernder Gott; - (Elberfelder Bibel 1871)
14 Du darfst dich vor keinem anderen Gott niederwerfen, denn Jahwe ist ein eifersüchtiger Gott und heißt auch ‚der Eifersüchtige'! (Neue evangelistische Übersetzung)
Nachdem "Eifernder" auch mit "Eifersüchtiger" übersetzt werden kann, hat er teilweise Recht, aber eben nur teilweise.
Und wenn man eifersüchtig ist, dann eifert man auch.
Gruß Alfred
Ein eifersüchtiger Gott, der die Fehler der Menschen unbarmherzig ahndet, dieses Bild von Gott scheint die Bibel immer wieder zu zeichnen. Und dieses Bild unterstreicht jene alte Vorstellung von einem Gott, der uns ständig mit seinen Vorschriften verfolgt und mit seinem Gericht droht. Aber wer ist der Gott der Bibel wirklich? Wie kann ich ihn erfahren? Und was heißt es, diesem Gott zu begegnen?
Wer dieses Bild von Gott mit sich trägt, der muss sich vor diesem Gott beständig klein und unwürdig vorkommen. Allein mit Zittern und Zagen kann man sich ihm nahen, immer im Bewusstsein, dass man letztlich ein Nichts ist.
Besonders verinnerlicht hatte diese Gedanken die Zeit des Hohen Mittelalters. Die gotischen Kathedralen machen dem Menschen auf eindrucksvolle Weise klar, wie klein er sich zu fühlen hat. Angesichts des in geheimnisvollem Licht schimmernden riesigen Raumes wird dem Menschen die ganze Größe des göttlichen Geheimnisses vor Augen geführt: eine Größe, neben der sich der Menschling wirklich winzig vorkommen muss!
Aber er ist all diese Gewalt und Macht für mich! Das ist die zweite und weit wichtigere Dimension dieses Redens von Gott: Gott ist all diese Gewalt und Vollmacht für mich.
Nichts von dem, was er im Zusammenhang mit dieser Welt getan hat, wirklich nichts hat er für sich getan. Er hat die Welt geschaffen, aber er schuf sie im Blick auf den Menschen, den er in diesen Garten hinein setzte. Er schuf den Menschen, aber nicht damit er ihm diene, nicht für den Gottesdienst schuf er ihn. Er schuf ihn für den Dienst an dieser Welt. Und dann das größte von allem: Er lässt sich herab und zeigt, dass er bereit ist, mit all seiner Wirkmacht für den Menschen da zu sein.
Die Völker im Umkreis der Bibel mochten mächtige Götter verehren. Diese waren aber nur im Bereich ihres Heiligtums mächtig. Die Götter wohnten an Orten und wer einen bestimmten Bereich, ein bestimmtes Land verließ, der verließ die Wirkmacht des jeweiligen Gottes. So war es bei den anderen Völkern.
Schon die Väter in der Patriarchenzeit - zur Zeit eines Abraham, Isaak und Jakob - erlebten aber, dass der Gott der Bibel überall mächtig ist. Er war an keinen Ort gebunden. Er ging mit ihnen. Er begleitete sie auf ihren Zügen zu den neuen Weideplätzen. Er war Herr nicht nur eines Ortes. Er war Herr der ganzen Welt.
Mehr unter http://www.joerg-sieger.de/glaube/themen/gott.htm
du hast absolut recht - im Text heisst es:
Ich bin der HERR, dein Gott. …du sollst keine andern Götter haben neben mir. …du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“
und du liest es in 2. Mose 20,2-3+5
Die "Einheitsübersetzung" bringt viele andere Versionen (um es mal so zu sagen) - sie ist - konformgehend mit einigen Konzilen - die Übersetzung, die angestrebt ist, dem möglichst breiten "Publikum" einigermassen verständlich zu sein.
Allerdings verstünde ich das Wort "eifern" - wie es dein Religionslehrer braucht nicht. Gott ist eifern.... hat eigentlich keinerlei Bedeutung.
Gott ist eifersüchtig. Laut dem AT - Er will, dass man nur ihm untertan ist, nur auf ihn hört, sich kein Bild macht - all das deutet wirklich auf "Eifersucht" hin. Da dieses Wort in der Zwischenzeit allerdings sehr oft negativ belegt und ausgelegt ist, möchte man es eben entweder vermeiden, oder ihm die "Schärfe" nehmen... und landet dann bei einem Wort, das nicht existiert.
Ich habe mal in den hebräischen Urtext geschaut, die hebräisch-englische Interlinear-Übersetzung. (Komme hier, wo ich bin, nur an diesen Text ran. Da steht qna .Englisch jealous. **Also eindeutig "eifersüchtig" **
http://www.scripture4all.org/OnlineInterlinear/Hebrew_Index.htm
Diese sehr menschliche Ausdrucksweise lässt sich dadurch erklären, dass in der Bibel oft sehr anthropomorph von Gott geredet wird. (Jahwe brüllt, er lässt es sich gereuen, er handelt mit Abraham über Sodom.)
Das andere: Er ist ein leidenschaftlich liebender Gott. Da ist solch eine kräftige, drastische Ausdrucksweise schon angebracht und jedenfalls besser, als ein blutleeres akademisches Gerede über ein Neutrum.
Ich sagte ja schon, Du bist ein Fels in der Brandung, sonnenschnauz, und vermagst es, in ruhigen Worten das auszudrücken, wo mir schon wieder vor lauter Emotionalisierung die Brust zittert. Aber die ganzen atheistischen Fetzenköpfe werden das natürlich genauso wenig zur Kenntnis nehmen.
Hallo lieber Sonnenschnautz. Du hast die Frage schon sehr gut beantwortet. Möchte noch folgende Ergänzung hinzufügen: In der deutschen Interlinear Übersetzung lautet es: " Ja, nicht huldigt einer Gottheit anderer, den (Adonai*) קנא Eiferer ist sein Name, Gott ein קנא Eiferer ist er.“ *im Text steht das Tetragramm
BenJoshua, danke. Könntest du evtl. auch die Fom von qna bestimmen? Ist das ein Partizip? Und wenn, von welchem Verb? Kana-eifern? (Bin nicht zuhause und komme an meine Bücher nicht ran.)
Der menschliche Begriff "Eifersüchtig" ist negativ, da er die "Eigenliebe" betrifft.
Die götliche Form der "Eifersucht" begründet sich tiefer:
Gott als unser ewiger Vater hat uns geschaffen, damit wir als Seine Kinder "Erben" werden sollen Seines Reiches (Ps.37,22; Offb.22,14).
Dass Satan als Gottesgegner versucht, die Menschheit von Gottes Wahrheit abzuwerben, ist der Grund für unseren ewigen Vater, "für die Menschen zu eifern", nicht diesen falschen Weg voller Leid zu gehen (5.Mose 30,15; 2.Chr.7,19).
Doch auch für diese Menschen wird es Hoffnung geben (Offb.21,4).
Danke für diese schöne Antwort.