Ist Essen in sehr teuren Restaurants, auch sehr gut?

17 Antworten

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Ja, objektiv ist es das. Man bekommt die hohe Kochkunst. Subjektiv kann das Urteil aber natürlich völlig anders ausfallen – je nach Geschmack und Anspruch an Essen und den abendlichen Rahmen. Ein sehr teures Essen gestaltet in kleinen Gängen, die alle einzeln nicht zum Sattwerden taugen, den gesellschaftlichen Abend.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Gelernter Koch und Gastronom

ja. Ich habe es nie anders erlebt. Natürlich wird es der Fertigfraßgeneration nicht schmecken.

Ich koche selbst gut und gehe daher gerne - entsprechend selten - in sehr gute Restaurants., wo besser gekocht wird, als ich es kann. Bürgerbräukeller gehören nicht dazu.

ja, es ist immer ein Fest, in so ein Lokal zu gehen: K Ö S T L I C H:

Die Qualität ist bestens, man erlebt, wie Herr Raue so schön sagt, eine Explosion der Geschmacksnerven, es wird ungewöhnlich gekocht. Einfach toll. Leider aber kann ich mir das nicht oft leisten, mal eben 100 Euro und mehr für ein Essen -Mehrgängemenue, versteht sich - auszugeben. (Getränke nicht mit eingerechnet)

So drei bis viermal im Jahr gönne ich mir das.


lesterb42  30.09.2023, 11:06
Fertigfraßgeneration

Welche Generation ist das?

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Wenn du dich für das Thema (noch) interessierst, schaue mal hier rein:

https://forum.restaurant-ranglisten.de/forum

Ich war ein einziges Mal in einem "gehobenen" Restaurant essen, das muss so um 2004 herum gewesen sein. Wir hatten das Essen meinem Vater zum Geburtstag geschenkt, nicht ahnend, dass er in diesem Restaurant beruflich schon öfter gespeist hatte und lieber eine anständige Currywurst gegessen hätte. Damals hat das Essen für uns alle drei ca. 250 € gekostet - heute würde es das oft für eine Person kosten.

Es scheint so zu sein, dass im Sternerestaurant das Essen oft so zubereitet wird, dass Vorlieben und Abneigungen keine Rolle mehr spielen. Wer keine Schnecken, keine Zucchini mag wird im Sternerestaurant wohl oft Schnecken oder Zucchini so zubereitet bekommen, dass er es (meist) doch mag. Das gleiche gilt auch für Gewürze. Oft sagt man ja automatisch "bitte ohne Kapern, bitte ohne Knoblauch" - im Sternerestaurant ist das nicht erwünscht/ möglich, außer, man nennt vorher seine Allergien. Die Kunst scheint also zu sein, alles so zuzubereiten, dass es den meisten Menschen schmeckt.

Meine Erfahrung damals war: Speisekarte: Vieles nicht verstanden. "Fleisch vom Milchkalb" - erst viel später wurde mir bewusst, was das bedeutet.

Haufenweise unerwartete Zwischengänge - wir waren ganz begeistert.

Die ganze Zeit vom Personal beobachtet zu werden, ob man noch einen Wunsch hat - war nicht meines. Man konnte also nicht wirklich ein "Privatgespräch" führen, was in anderen Restaurants zumindest der Illusion nach eher gegeben ist.

Aus Rezensionen hochkarätiger Restaurant lese ich teilweise, dass Gäste trotz 300€ PRO PERSON hungrig nach Hause gehen und "stundenlang" auf den nächsten Gang warteten. Das passiert wohl nicht immer, aber bei einigen Häusern immer mal wieder.

Es wird oft erwartet, dass man sich in bestimmter Weise kleidet. (Bei uns damals war das nicht der Fall oder wurde großzügig übersehen - wir waren in Jeans dort.)

Es wird eine ganze Reihe an Etikette vom Gast erwartet, die sich einige vorher erst mal anlesen müssen/ sollten und die für Ungeübte das Erlebnis etwas steif werden lassen kann.

Es wird oft, aber wohl zunehmend weniger, erwartet, dass man (teuren) Wein und anderen Alkohol zum Essen konsumiert. In einigen Häusern kommt deshalb ständig ein Sommelier an den Tisch. Wir haben damals keinen Alkohol getrunken, sonst wäre es vermutlich teurer geworden (allerdings auch, weil wir selten bzw. gar nicht Alkohol trinken). In einigen Häusern gibt es inzwischen alkoholfreie Getränke abseits von Wasser und einfachem Fruchtsaft, die dann ebenso wie der Wein angekündigt werden. Das verteuert die Sache natürlich immer noch.

Einige Sternerestaurants haben Mittagstische, bei denen man für etwas gehobene Preise (zwischen 30 und 50€/ Person) einen kleinen Vorgeschmack auf das Abendmenü bekommen kann.

Wenn ich solche Läden ausprobieren wollte, würde ich danach googeln und diese Mittagstische in meiner Umgebung mal abklappern und dann erst groß Essen gehen, wenn ich weiß, wo ich das Erlebnis mal vertiefen möchte.

Ein Punkt, der mich persönlich stören würde ist, dass die Sternerestaurants bewusst diese Miniportionen (in kunstvoller Optik) anbieten, damit man sich nicht an den Geschmack gewöhnt. Also, nach 10 bis 20 Bissen hat man sich wohl an den Geschmack gewöhnt und er ist dann nichts Außergewöhnliches mehr, also gibt es nur einen bis fünf Bissen.

Ich persönlich bin eher der gegenteilige Typ: Wenn mir etwas schmeckt, möchte ich es sehr oft essen, bis ich es dann "satt bin". Ich würde über Wochen immer wieder in einem Restaurant das gleiche Gericht bestellen oder mir die gleiche Zutat immer wieder kaufen und daraus zu Hause immer wieder das gleiche Gericht kochen, bis ich sie quasi "erkundet" habe und nicht mehr brauche.

Daher wäre dieses Konzept für mich nichts.

Tipp: Lies in dem verlinkten Forum.

Schaue dir Videos über Sternerestaurants an - über Besuche dort, Werbevideos, Dokus, Interviews, Videos über das Konzept "gehobene Küche/ Sterneküche".

Wenn du dann Grundwissen über das Thema hast, suche dir erst mal ein Restaurant mit Mittagstisch und spare ein bisschen und überlege dann, ob di einmalig oder regelmäßig dieses Erlebnis haben möchtest.

Bedenke, dass wörtlich der Appetit beim Essen kommt. Für den Einstieger lohnt sich mMn das ganz teure Restaurant noch nicht, weil ihm wohl zwar das meiste schmecken wird, er es aber noch nicht richtig zu schätzen wissen wird. In dem Forum war bspw. von einem Ei die Rede, das auf bestimmte Art in 60 min gegart wird. Man sollte das wissen und auch wissen, was daran das Besondere ist, worauf man achten sollte, sonst fragt man sich am Ende nur, warum dieses eine Ei so teuer war.

Am Ende bezahlt man die Kochkunst, die Zeit, die in die Rezeptentwicklung floss, den Namen, die Innenarchitektur, das Geschirr, die Anrichteweise. Also nicht nur die reine Kochkunst.

Und die Gerichte sind mMn für Menschen gedacht, die schon viele solcher Mahle genossen haben und trotzdem noch etwas Besonderes wollen. Den Anfänger in dieser Welt kann das anfangs dann schon überfordern.

Nicht zu vergessen: Man sollte vorher auch seine Tischmanieren updaten, also was esse ich wie, wie nutze ich welches Besteck, worauf muss ich bei verschiedenen Gängen achten usw. Selbst das Ablegen der Garderobe (ganz zu schweigen von selbiger) kann ein wichtiger Punkt sein.

Ich bin da schon draußen, wenn "Damen" bitte ein Kleid und hohe Schuhe tragen sollten, am besten noch Make-up - das sind alles Dinge, in denen ich mich tendenziell unwohl fühle, besonders die Schuhe.

Solche Punkte sollte man vorher auch beachten!

Jein

In Restaurants wo ein Gericht mehr als 50€ kostet bekommst du dein Essen als Kunstwerk serviert.

In Restaurants wo ein Gericht über 25€ kostet, bekommst du speziell ausgesuchte Lebensmittel die sehr liebevoll zubereitet werden.


lesterb42  30.09.2023, 11:06
In Restaurants wo ein Gericht über 25€ kostet,

Gibt es noch andere? Seit dem scheiß Krieg scheint das normal zu sein.

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Gast1234841  28.09.2023, 09:42

Perfekt beschrieben! Bei 50€+ Habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass eben mehr Fokus auf das Aussehen gelegt wird, als auf den Geschmack, wobei die Portionen meist so klein waren, dass ich danach erstmal zum Fastfood-laden musste, um satt zu werden. Grüsse

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Aylamanolo  28.09.2023, 13:27
@Gast1234841

man isst ja auch in diesen Restaurants nicht nur einen Gang, sondern die Komposition mehrerer Gänge. Und am Ende ist man satt, aber nicht vollgefressen.

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"Gut" ist kein definierter Begriff. Die Frage kann man also schlecht beantworten.

Sicher wird es oft 'gut' sein. Was nicht bedeutet das 'billig' schlecht sein muss. Eine Portion Pommes im Imbiss kann auch gut sein.