Ist es einfach für Steuerhinterziehung dranzukommen?

4 Antworten

wie einfach ist es Probleme zu bekommen wenn die Steuererklärung nicht 100 prozent perfekt ist?

Ich behaupte mal, dass es "die 100% perfekte Steuererklärung" gar nicht gibt.

Und wie sorgt man dafür, dass die Steuererklärung immer 100 Prozent perfekt ist, bis auf den Cent?

Wenn man das unbedingt so haben will: Indem man wirklich alles, was für die Besteuerung relevant ist, bis auf den Cent genau da reinschreibt.

Weil natürlich, das Finanzamt würde da knallhart durchgreifen, wenn es nicht bis auf den Cent stimmt, richtig?

Nein, nicht richtig.

Ich nehme mal ein Beispiel:

  • Gewinn laut Einnahmenüberschussrechnung (sofern wahrheitsgemäß ausgefüllt): 83.948,66€
  • Für die Gewerbesteuer wird ein Gewunn von 83.946€ genommen

Bei sowas kommt es nicht drauf an.

Was anderes gilt, wenn du bewusst unrichtige oder unvollständige Angaben machst (wäre z.B. der Fall, wenn du bewusst (mit Vorsatz) anstatt die 83.946€, die du wirklich verdient hast, nur 10.000€ an Gewinn ermittelst) - Sofern du dadurch Steuern verkürzt (wird weniger Steuer frstgesetzt als es sollte), liegt eine Steuerhinterziehung vor, die auch geahndet wird, wenn man es dir nachweisen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschl. Studium zur Dipl. Finanzwirtin und berufl. tätig

Ich wage zu behaupten, dass der überwiegende Teil aller Steuererklärungen nicht zu 100% perfekt ist. Letztlich kommt es darauf aber auch gar nicht an. Es kommt vielmehr darauf an, dass die Gleichmäßigkeit der Besteuerung im Großen und Ganzen gewährleistet ist. Das ist sie auch dann, wenn die Berechnungen kleinere Fehler enthalten.

Weil natürlich, das Finanzamt würde da knallhart durchgreifen, wenn es nicht bis auf den Cent stimmt, richtig?

Es mag Kollegen geben, die manchmal ein bisschen päpstlicher sind als der Papst. Es ist allerdings schlicht unmöglich, alle Angaben der Steuerpflichtigen bis ins kleinste Detail zu überprüfen. Dafür sind einfach nicht genügend Ressourcen da und Aufwand und Nutzen stünden in keinem Verhältnis. Wenn der Bearbeiter nämlich 1 h aufwenden muss, um einen Änderungsbetrag von 2,50 EUR herbeizuführen, dann hat die Aktion weit mehr gekostet, als sie einbringt.

Ein guter Teil der Steuererklärungen durchläuft eine Plausibilitätsprüfung und das war es schon. Wenn da etwas auffällt, wird es geklärt. Und bei größeren Abweichungen muss immer das sog. rechtliche Gehör gewährt werden, d. h. der Bearbeiter wird Dich anschreiben und entsprechende Nachfragen stellen oder die von ihm beabsichtigte Würdigung darstellen und Du hättest die Möglichkeit, hier noch einzugreifen, weitere Nachweise beizubringen etc. Oder aber es bleibt schlicht bei der geplanten Abweichung.

Du musst also keine Angst haben, dass Du gegrillt wirst, wenn Dir mal ein kleiner Fehler unterläuft. In der Regel tut man so etwas (hoffentlich) ja auch nicht mit Absicht. Fehler passieren immer, manchmal auch welche mit erheblicher Auswirkung, aber es gibt kaum etwas, was sich nicht regeln lässt, wenn es denn nicht mit Vorsatz oder leichtfertig geschieht und damit straf- bzw. bußgeldbewehrt ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Diplom-Finanzwirt, Betriebsprüfer seit >20J.

Meine Steuererklärungen sind definitiv nicht 100% richtig, da ich viele Werbungskosten und Sonderausgaben einfach nicht angeben. Die Erstattung reicht mir, und der Mehraufwand für die korrekte Ermittlung der Kosten ist das mehr an Erstattung nicht wert.

Das interessiert das Finanzamt aber überhaupt nicht, denn Steuerhinterziehung ist es nur, wenn die Falschangaben in der Steuererklärung zu einer Verkürzung der Steuern führen.

Wenn ich also verhindern will, dass ich Steuern hinterziehe, muss ich "nur" darauf achten, dass ich alle steuerpflichtigen Einnahmen erklären (und das ist nicht schwer), und dass ich nur Ausgaben steuerlich geltend mache, die ich auch hatte.

Eigentlich relativ einfach.

Und warum auf den letzten Cent. Wo spielen denn bitte Cent eine Rolle? Die Steuererklärung selbst lässt, außer bei den Steuerabzugsbeträgen, gar keine Cent als Eintragungsmöglichkeiten zu und in der Anleitung steht, dass Du zugunsten der Steuerpflichtigen runden darfst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Finanzbeamter seit 1997

Im Großen und Ganzen will das Finanzamt vor allem absichtliche und größere Verstöße aufdecken und bestrafen. Kleine, versehentliche Fehler führen meistens nicht sofort zu großen Problemen, besonders wenn man sie selbst korrigiert.


RolandRoller 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 18:55

Aber kann man es überhaupt bis auf den cent genau angeben?

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GoldRubicon  22.07.2024, 18:56
@RolandRoller

Man versucht es zumindest so genau wie möglich. Außer man hat ein Bankkonto in der Schweiz und eventuell noch woanders hihi

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