Ist ein Psychotherapeut ohne Kassenzulassung schlecht?
Da ich seit mehr als einem halben Jahr auf einen Platz bei Therapeuten mit Kassenzulassung warte, gebe ich das langsam auf.
Jetzt ist also die große Frage: Sind die ohne Kassenzulassung schlecht? Warum haben manche keine Kassenzulassung? Warum bekommt man bei denen schnell einen Termin? Weil sie schlecht sind, oder weil sie einen Haufen Geld kosten?
Selbstverständlich meine ich, ob die zwangsläufig schlecht sind.
5 Antworten
Nein. Ich bin ausgebildete Psychotherapeutin, habe aber keine Kassenzulassung. Ich wollte das mal und hatte mir vorgestellt, dass ich mit einer halben Stelle bei meiner Psych, Beratungsstelle weiter beschäftigt bin und dann die restliche Zeit in freier Praxis arbeite, Aber leider war das nicht möglich/erlaubt, ich hätte also meine sichere Stelle mit gutem Einkommen aufgeben müssen. Das wollte ich aber nicht, also habe ich mich für die Angestelltentätigkeit und gegen die freie Praxis entschieden. Einen hohen Beitrag für die Psychotherapeutenkammer muss ich aber trotzdem bezahlen. Grrrr.
Ich kenne einige, sehr gute Kollegen, die das auch so gemacht haben.
Die meisten Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung sind allerdings keine ausgebildeten Psychotherapeuten, sondern Heilpraktiker, Und da wäre ich vorsichtig, denn die Ausbildung, die für diese "Psychotherapeuten" absolvieren musste, ist winzig im Vergleich zu der der psych, Psychotherapeuten - und darunter sind viele äh...Scharlatane.
Es gibt unter den Heilpraktikern auch sehr gute Therapeuten mit einer sehr guten Ausbildung. Aber die ist freiwillig und sehr teuer und lang. Trotzdem werden diese sehr guten Therapeuten von der Krankenkasse nicht anerkannt. Die Kasse erkennt nur Psychotherapeuten mit Grundberuf Psychologe an und Mediziner, sonst niemanden. Jedenfalls nicht für die Erwachsenentherapie.
Dass man bei Therapeuten, die nicht bei den Krankenkassen sind, schnell einen Termin bekommt, liegt daran, dass sie nur Selbstzahler behandeln. Und Selbstzahler gibt es halt nicht so oft. Denn kostet ja nicht gerade wenig.
Nein - sie sind nicht zwangsläufig schlecht! Die Menschen, die sich eine private Krankenversicherung leisten, zahlen eben direkt an den Arzt und haben in der Regel auch bessere Bedingungen im Vertrag - was dazu führt, dass der Arzt sich mehr Zeit lassen kann beim Gespräch und dass der Patient eben bevorzugt wird. Irgendwo muss sich das Privatversichern ja auch lohnen.
Aber der Arzt ist ja derselbe. Und seine Behandlung ist an sich Standard. Da musst Du nichts befürchten, dass Du schlecht behandelt wirst. Deutsche Ärzte haben sowieso einen sehr guten Ruf. Es gibt nur zu wenig Psychologen, deswegen müssen Betroffene eben lange warten.
Es gibt nur begrenzte Kassensitze! Wenn die alle "verkauft" sind an Therapeuten, dann gibt es keine mehr.
Heißt z.B. es gibt in Hessen nur 150 Plätze (nur als Beispiel die Zahl 150), wenn die alle verkauft wurden, gibt es keine Plätze mehr. Plätze müssen sich Therapeuten nämlich kaufen!
Wenn jetzt alle Kassensitze vergeben wurden, kann man sich dennoch als Therapeut niederlassen und eine Praxis öffnen. Unterschied ist nur, dass man nicht mit der Kasse abrechnen kann.
Kassenzulassung ist eine Abrechnungsform. Er erfüllt dann alle Bedingungen, die die Krankenkasse an einen Arzt stellt, damit sie die Kosten übernehmen.
Wenn ein Arzt mehr verlangt, als die Kasse bezahlen möchte oder bestimmte Nachweise oder Qualifikationen nicht hat, dann bekommt er keine Kassenzulassung.
Eine Therapie ist nicht unter Zwang schlecht. Für eine Kassenzulassung müssen alle Auflagen erfüllt werden.
Du bekommst ohne Kassenzulassung schneller einen Termin, weil hier die Nachfrage geringer ist. Es muss auch nicht vorher geprüft werden, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Entscheidend für die Qualität ist für dich die Transparenz des Anbieters. Eine Kassenzulassung kann dafür als Merkmal dienen.