Ist dieses Verhalten gerecht?
Ich bin die einzige in meiner Familie mit Abitur, klar macht mich das innerlich stolz, trotzdem posaune ich das nicht herum, weil es im Endeffekt nur ein Schulabschluss ist.
Nun studiere ich an einer Hochschule, die nicht auf das NC achtet und dadurch mehreren Absolvent*innen eine Chance gibt, dort zu studieren.
Da ich ein Vollzeitstudium mache und sogar an Wochenenden keine Zeit mehr habe, da mein Studium ziemlich stressig und zeitaufwendig ist, verdiene ich nebenher nur schwer Geld, habe mich auch schon an etlichen Stellen in meiner Stadt beworben und immer Absagen oder überhaupt keine Rückmeldung erhalten.
Im Februar hatte ich dann Semesterferien, die einen Monat lang gingen, während meine Geschwister arbeiteten und teils noch zur Schule gehen mussten, meine Schwester hat bereits einen Realschulabschluss und mein Bruder ist gerade dabei, einen zu absolvieren.
Ich war auch die einzige von meinen Geschwistern, die nie ein Schuljahr wiederholen musste, während meine beiden Geschwister je zweimal wiederholen mussten. Nehme ich ihnen nicht übel, jeder hat eben seine Prioritäten und deren Priorität war eben nicht die Schulbildung. Ich muss gestehen, dass ich auch nicht arg zu viel für die Schule gemacht habe, hatte aber immer Noten im guten Bereich.
Trotzdem muss ich mir jetzt täglich anhören, dass ich ein Niemand sei, dass mir mein Abitur sowieso nichts bringe, weil keiner mehr auf den NC schauen würde und Abiturient*innen nicht angenommen werden würden, weil diese hochnäsig seien und meinen, die seien was Besseres, hinzu kommt, dass ich eh dumm sei, weil ich kein Geld verdiene und so weiter und sofort.
Ihr glaubt nicht, wie sehr ich mich dafür schäme, wie viele Vorwürfe ich mir mache und mir mittlerweile sogar einrede, dass ich das Abitur und meinen Studienplatz nicht einmal verdient habe.
Irgendwo haben sie ja recht, ich weiß auch nicht mehr weiter. Mittlerweile haben sie sogar meine Eltern eingeweiht, die denken jetzt auch, ich sei nutzlos.
Bisher dachte ich immer, ich würde was Gutes tun und wäre auf dem richtigen Weg, aber jetzt habe ich komplett nachgelassen, meine Leistungen lassen auch an der Uni langsam nach und ich kümmere mich nicht mehr so viel um mich selbst, wie ich das sonst immer gemacht habe — was leider nur noch mehr Vorwürfe meiner Geschwister bedeutet.
Ich bin so demoralisiert und demotiviert und nein, ich übertreibe nicht, ich bin von Natur aus ein sehr nachdenklicher und ‚overthinkender‘ Mensch, solche Vorwürfe verschlimmern das Ganze nur.
Ich will ja auch keinen Lob im Gegensatz zu den Vorwürfen und Beleidigungen, jeder soll doch einen auf seine zwei Füße schauen und sich gegenseitig motivieren, mehr verlang ich doch nicht, schließlich sage ich doch auch zu keinem was, weil ich weiß, das es wehtut.
Hatte aber schon immer in meiner Familie damit zu kämpfen, schon im jungen Alter, da alle dachten, dass ich was Besseres sei und ich Teils nichtmal Geschenke von Tanten usw. bekommen habe, nur meine Geschwister und Cousins. Ich hab den psychischen Schmerz immer nur weggesteckt, dachte auch, das sei nicht so schlimm, weil meine Eltern nie was dazu sagten, nicht einmal, als ich mich ihnen nach ein paar Jahren der Sache geöffnet habe.
Ich fühle mich wirklich nutzlos und unberücksichtigt…
3 Antworten
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Lass dich nicht so runterziehen, auch nicht von deiner eigenen Familie.
Ich weiß nicht, was deren Problem ist aber sie haben eins, das steht fest. Entweder sind sie wirklich nicht die Hellsten oder es ist der Neid, der an ihnen nagt.
Du hast dir alles selber erarbeitet, sei stolz darauf, dir stehen ganz sicher viel mehr Türen offen als deinen Geschwistern. Lass dich jetzt bitte nicht hängen, das wäre extrem schade und total unnötig. Sei weiterhin erheizig und schließe dein Studium ordentlich ab, du hast dann etwas, an das keiner aus deiner Familie je rankommen wird.
Wovon lebst du? Unterstützt dich deine Familie finanziell? Könnte das der Grund sein, dass sie meckern?
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Oh, daran kann es also auch nicht liegen. Guck, dass du einen Jobavjst, irgendetwas, dann hat man nichts mehr zu meckern.
Und wenn doch, ist es der Neid.
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Du bist das weisse Schaf der Familie. Der Begriff ist relativ neu, du wirst wohl kaum was dazu ergoogeln können. Das ist wie ein schwarzes Schaf, nur umgekehrt ( ein Kind ist "unerklärlicherweise, grundlos, unerlaubterweise" wesentlich erfolgreicher als die anderen).
Das Ergebnis ist genau wie mit dem " schwarzen" - man wird ausgestossen.
Du sollst das als Fakt akzeptieren und deinen Weg gehen. Höre nicht auf die Familie. Grob gesagt, sie fühlt sich minderwertig neben dir und kommt damit nicht zurecht.
Es hätte anders laufen können: die Familie kann auf ein erfolgreiches Kind ( Bruder, Schwester) stolz sein, als Vorbild betrachten. Das kann aber nicht jede Familie tun.
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Huhu.
Du bist nicht nutzlos und hast dein Abitur und deinen Studienplatz auf jeden Fall verdient 😃😃Deine Familie versteht vielleicht nicht, wie viel Arbeit und Engagement du investierst.
Es ist okay, stolz auf das zu sein, was du erreicht hast.
Versuche, dich auf deine eigenen Ziele zu konzentrieren und lass dich nicht von negativen Kommentaren runterziehen ❤️
Du machst einen tollen Job, auch wenn es gerade schwer ist. Suche dir vielleicht jemanden zum Reden, dem du vertraust, das kann helfen. Vielleicht Eltern oder Freunde?
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Ich bin kein Mensch, der sich ihm bekannte Menschen so einfach öffnen kann, wahrscheinlich, weil ich in meiner Kindheit schon zu viel wegstecken musste… ein Therapeut würde für meine Eltern vermutlich niemals in Frage kommen, selber kann ich mir leider keinen leisten, wäre mir dann aber doch eine Nummer zu groß, vielleicht mache ich mir die Situation ja selber in meinem Kopf größer, als sie eigentlich ist…?
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Den Therapeuten bekommst du von deiner Krankenkasse gezahlt.
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Achso, darüber war ich nicht informiert, danke. :) Ist es nicht etwas übertrieben, einen Therapeuten einzuschalten?
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Das musst du jetzt beurteilen wie es dir geht und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist dass du alleine damit klarkommst.
Wenn du dich für eine Therapie entscheidest, wäre deine erste Anlaufstelle der Hausarzt, und mit dem zusammen kannst du das dann machen. Das wird aber von der Krankenkasse übernommen.
Du musst jetzt beurteilen wie schlimm es für dich ist, wenn die Situation in deinem Kopf größer ist als sie eigentlich ist.
Wenn du dich damit abfinden kannst dass es einfach so ist, und du dich wieder beruhigst, dann passt ja alles.
Aber wenn es dir dauerhaft schlecht geht damit, dann wäre eine Therapie vielleicht doch sinnvoll. Zumindest darüber nachzudenken
Mein Bruder und ich leben noch bei meinen Eltern, wir sind auch noch jung eigentlich, meine Uni ist auch nicht weit weg, deshalb wollen meine Eltern, dass ich lieber daheim lebe. Ich habe kein Geld, auch noch nie Taschengeld bekommen, vielleicht manchmal Restgeld vom Einkauf oder so (2-4€ meistens). Mein Bruder bekommt jede Woche 10€ Taschengeld und zusätzliches, wenn er nachfragt, er arbeitet auch nicht, fängt aber bald seine Ausbildung an, die Stelle hat er schon. Ich kriege keinen Pfennig, wehre mich aber auch nicht dagegen, bringt ja sowieso nichts. Wie gesagt, warte ich immer noch auf Rückmeldungen und schicke noch Bewerbungen ab etc., habe aber einfach im Moment kein Glück bei der Jobsuche, nichtmal zum Putzen! Woran das liegt, kann ich mir nicht erklären, ehrlich.