Ist die Jugend heutzutage frühreif?

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Jugendliche von heute wissen mehr als frühere Generationen. Und sie sind die erste, die so früh freien Zugang zu Pornos hatte (um nur ein Beispiel zu nennen). Daraus erwächst wohl der Drang, selbst auch immer früher Sex zu haben. Körperliche Reife bedeutet aber nicht auch geistige Reife. Sie haben also nach etwas Verlangen, das sie noch gar nicht voll umfänglich erfassen können, und bekommen Unrealistisches als Normal serviert.


Libertinaerer  22.08.2022, 10:50

Dass das gröbster Unsinn ist, zeigt ein Blick in die Sexualgeschichte.

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Nein, aber die meisten bilden sich das ein

Nein. Damals hast du das nur weniger mitbekommen

Sprich, deine diesbezüglichen Defizite sind der Grund, warum Du heute, so wie in der Frage beschrieben, irrigerweise denkst.

Und diese Defizite wirst Du (gehabt) haben, weil dir dein Umfeld von klein auf bewusst und/oder unbewusst beigebracht hat, so zu denken.

Andere hatten da als Kind mit ihren Bezugspersonen mehr Glück, und entsprechend haben sie auch ein entspannteres, positiveres Verhältnis zur Sexualität entwickeln.

Natürlich haben deine Eltern das nicht als Erste erfunden, sondern man hat es ihnen selbst auch so beigebracht. Allerdings hätten sie das auch hinterfragen können - spätestens in der 68er-Revolution bzw. der Sexuellen Revolution.

Aber angesichts deines Alters sind sie wahrscheinlich mitten zw. diese Umwälzungen in den 1970er Jahren einerseits, und den Sexualreformen Anfang diesen Jahrhunderts andererseits gerutscht (sprich: Du wurdest während der "geistig-moralischen Wende" vom Bimbes-Kohl großgezogen). Pech gehabt.

Meine Eltern, Jahrgang 1930, hatten mit Oswalt Kolle "den Aufklärer der Nation", und nach Bimbes-Kohl wurde die Sexualerziehung reformiert, beginnend schon in der Kita:

"Grundsätzlich hat Sexualität in allen Altersgruppen mit dem Suchen und Erleben körperlichen Genusses zu tun. (...) Wenn Kinder ihrer Neugierde, ihrem Lustprinzip und ihrem Bedürfnis nach körperlicher Nähe folgen, gehört das zu den normalen kindlichen Betätigungen. (...) Neugierde, erste Erfahrungen mit der Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit - meist durch Ausprobieren mit dem gleichen Geschlecht - helfen, ein positives Verhältnis zum Körper zu entwickeln." (Dipl. Soz. Päd. Dorothea Hüsson, Kinder- und Jugendlichentherapeutin bei Wildwasser)

Entsprechend hatten rund 80% in ihrer Kindheit sexuelle Kontakte in verschiedensten Formen und Intensitäten, rund 10% hatten auch Geschlechtsverkehr.

"Zwischen zehn und dreizehn Jahren verwandelt sich diese erste Neugierde in die Sehnsucht, selbst Geborgenheit und auch [erwachsene] Sexualität mit jemand anderem zu erleben. (...) Auch wenn Jugendliche manchmal spürbar zwischen Erwachsensein und Kindsein hin und her pendeln, sind sie in ihrer Sexualität und in ihren Bedürfnissen nach Beziehung als Erwachsene zu sehen. Das Aufkeimen erwachsener sexueller Gefühle im Alter von etwa 12 Jahren macht einen Teil in ihrem Erleben bereits erwachsen." (DSA Bettina Weidinger, Sozialarbeiterin, Sexualpädagogin und Sexualtherapeutin - Pädagogische Leitung des Österreichischen Instituts für Sexualpädagogik)

Nicht, dass das vorher grundlegend anders gewesen wäre. Man hat halt nur nicht darüber gesprochen. Und auch wenn die postpubertäre Sexualität enttabuisiert wurde: "Kindliche Sexualität" blieb bis zum Beginn diesen Jahrhunderts ein großes Tabu-Thema (ebenso wie die Sexualität alter Menschen übrigens).

Und das ist gesamtgesellschaftlich gesehen mittlerweile vorbei - außer halt in relativ überschaubaren Kreisen wie erzkatholischen Ratzinger-Fans.


whatever1988 
Beitragsersteller
 22.08.2022, 13:06

Interessante Hosentaschen Psychologie, aufgeklärt war ich allerdings schon zu diesem Zeitpunkt. Ich fand jungs zu dem Zeitpunkt nur einfach noch hauptsächlich ziemlich doof (und wenn ich das so lese irgendwie sofort wieder) und hatte einfach kein körperliches Interesse mir war Se* in dem Alter einfach noch sehr fremd. Ist ja nicht direkt ein Defizit nur weil man mit 22 noch nicht sein erstes Mal hatte/wollte.

Herzschmerz Enttäuschungen und ebenso die guten Erfahrungen und der gleichen mehr kam früh genug.

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Libertinaerer  22.08.2022, 14:12
@whatever1988

und ich fand Mädchen auch in frühen Jahren interesant. Natürlich nicht solche wie dich. Und das Interesse war gegenseitiger Natur.

Wenn Du zu den 20% gehörst, ist das natürlich vollkommen okay. Nur daraus ein Weltbild zu basteln, wie die anderen besser zu sein hätten, DAS ist halt sehr sinnfrei.

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Der Begriff "Frühreif" bedeutet schlussendlich nur früher, als allgemein üblich.

Jetzt ist es tatsächlich so, dass sich der Beginn der Pubertät und bei Mädchen die Menarche Dank besseren Bedingungen in den letzten Jahrzehnten deutlich vorverschoben hat.
Das ist nicht Frühreif, sondern allenfalls körperlich "früher reif", als wir es früher waren - ob die geistige Reife da auch Schritt hält ist dann eine andere Frage.

"Beide arbeiten" war übrigens die längste Zeit der Menschheitsgeschichte vollkommen normal - die europäische Idee der Hausfrau und Mutter ist kaum 150 Jahre alt.