Ist der Mensch wirklich ein dunkles Wesen?

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Hahaaaa - unser Goethe. Muss ein toller Typ gewesen sein, ich wäre ihm zu gern mal begegnet. Grandiose Aussage übrigens. Wenn er gesagt hätte, dass der Mensch ein Wesen ist mit der Fähigkeit, sein inneres Leuchten komplett abzudunkeln, würd ich das von A bis Z unterschreiben. Aber nicht mit der Aussage, dass der Mensch ein dunkles Wesen ist. Weil das seh ich wirklich ganz anders. (aber vielleicht war er grad Schaise drauf, als er das gesagt hat - wenn ich schlecht drauf bin, erzähl ich manchmal noch ganz anderen Mist)

Dass der Mensch nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht, stimmt absolut. Alles, was das betrifft, kann er nur glauben - niemand weiß es.

Dass er wenig von der Welt weiß, stimmt ebenfalls. Klar, wir haben seit Goethe eine Menge dazugelernt, aber es gibt keine Zeit, in der wir nicht glaubten, wunders schon was zu wissen. Und wenn mans genau nimmt, ist unsere Generation ja nun wirklich der Gipfel aller Blödheit. Weil der Mensch als solches nie besser wusste, dass er nicht nur fähig, sondern wirklich drauf und dran ist, den einzigen ihm zur Verfügung stehenden Lebensraum zu riskieren - und trotzdem weiterzumachen wie gehabt. Das kann man drehen und wenden wie man will - dümmer geht nimmer. Und wenn ihm sein ach so großes Wissen von der Welt nicht einmal ausreicht, sich den eigenen Hintern zu retten und alles in seiner Macht stehende zu tun, um seinen Lebensraum nicht nur zu schonen, sondern aufzupeppen und so lebenswert und vielfältig zu gestalten wie es nur irgendwie geht, dann ist sein ganzes Wissen nichtmal das Papier wert, auf dem es geschrieben steht.

Fazit: Niemals hat der Mensch sich blöder angestellt als heute.

Und von sich selbst wissen die meisten nicht mal so richtig, dass sie nichts anderes sind als Teil der Natur und ein Mitgeschöpf in Lebensraum Erde. Sie sind kontrollsüchtig bis zum Abwinken, wollen alles und jedes geregelt wissen und glauben oft allen Ernstes, dass sie klüger sind als der Rest der Natur. Und ich kenne keinen (einschließlich meiner selbst), der sich nicht selbst besser auf den Arm nehmen und sich die Hucke volllügen kann als jeder andere.

Aber dunkel nicht. Weil der Mensch die Fähigkeit hat, Erkenntnisse zu sammeln und zur Einsicht zu gelangen, manchmal sogar ganz von selbst und aus sich heraus. Und das ist das eigentliche Wunder. Manchmal hauts mich geradezu um, was ein Mensch aus sich machen kann, wenn er angefangen hat, seinen eigenen Dogmen auf die Spur zu kommen - das ist echt krass!
Okeeee, ich würde mir wünschen, dass es ein paar mehr werden, aber die bloße Tatsache, dass es auch nur einem einzigen Menschen gelingt, widerlegt die Aussage Goethes.

Aidewai, was würd ich drum geben, mal mit dem ne Runde schnabbeln zu können. Nicht nur mit ihm, klar, aber er steht relativ oben auf der Liste


Kann mir da jemand helfen, weil ich bin der Meinung, dass der Mensch KEIN dunkles Wesen ist?

Hast Du Argumente, welche Deine Meinung unterstützen, dass der Mensch KEIN dunkles Wesen ist? (Im Sinne von Goethe)


ancanei  25.12.2016, 17:54

ich schon *aufzeig*

Man muss sie nur beobachten. Klar gibts da ne große graue Masse, die wie Marionetten ihren Dienst in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft tun, aber dann sieht man einzelne aufleuchten, wie sie innehalten und zurückgehen, um enem Obdachlosen ein Lächeln und ein paar Euro zu geben. Oder ein Kind, das stutzt und sich bückt, um ein Schnecklein vor den stampfenden Füßen der Marionetten zu retten. Oder einen Polizisten, der seinen Wagen quer über ne Kreuzung stellt, um eine Entenfamilie sicher auf die andere Straßenseite zu geleiten. Oder einen Feuerwehrmann, der ein Kind aus dem Feuer gerettet hat und zurückläuft, um ein Kätzchen zu retten. Oder einfach nur sowas:

https://www.youtube.com/watch?v=7MMXpm4d_yM

Der Mensch ist kein dunkles Wesen. Nur manchmal gut abgedeckt

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ulrich1919  25.12.2016, 19:39
@ancanei

Super, diese Aufzählung. Vielen Dank. Ich möchte aber kurz etwas aus der Logik erwähnen.

,,Der Mensch ist ein dunkles Wesen." ist eine allgemeine Aussage und bedeutet keinesfalls dass ALLE Menschen dunkle Wesen sind. Falls die von Dir erwähnten Ereignisse Ausnahmen sind (und das scheint so) ist die Aussage Goethes nicht ganz widerlegt.

Wie auch immer: Vielen Dank für die interessante Frage, welche bisher zu einer trollfreien Diskussion Anlass gegeben hat.

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ancanei  25.12.2016, 20:21
@ulrich1919

Uiii - japp, Logik mag ich auch. Wenn man 2. Dinge bedenkt:

1. Der Mensch ist nicht ausgelegt, Grenzen anzuerkennen. Sag einem kleinen Kind, dass es etwas nicht anfassen darf und verlasse den Raum.... - oder: Der sicherste Weg, einen Menschen in Bewegung zu bringen, ist ihn einzusperren - oder: Sag einem Menschen, was er nicht kann - dann lernt der sogar fliegen.
und seit Tausenden von Jahren hat er sich als einziges Wesen zahllosen Du-darfst-nicht-Regeln unterworfen, die immer eine Grenze ziehen zu dem was er nicht soll

2. Der Mensch entwickelt sich seit Tausenden von Jahren in einem System, was ihn dafür belohnt, wenn er unverantwortlich mit Mensch, Tier und Natur umgeht, während Menschlichkeit, Nächstenliebe, Fürsorge, Schutz, Hilfe usw. entweder auf freiwilliger Mühe beruhen oder von wem auch immer bezahlt werden müssen - also das Gegenteil von Belohnung.

Und wenn man sich beides vor Augen führt, dann grenzt es wirklich an ein Wunder, dass es nach all der Zeit der Fehlprägung überhaupt noch so viele gibt, die so menschlich sind.
Ich finde wirklich, dass der Mensch alles andere als ein dunkles Wesen ist, er ist nur ein bisschen doof in seinem unerschütterlichen Glauben von der unabdingbaren Wichtig- und Richtigkeit seiner eigenen widernatürlichen Regeln.

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Der Größte Feind der Erde, der ,,Erdbewohner" (und seiner selbst) ist der Mensch. In meinen Augen ein reiner Fakt. Weltfrieden kann nur dann herrschen, wenn es keine Menschen gäbe. Das wäre zumindest ein Ansatz. 

Doch woher zieht das dunkle Wesen seine Vorteile? Ein gutes Gewissen bestimmt nicht mehr.


ancanei  25.12.2016, 18:00

Neee, nicht der Mensch ist ursächlich, sondern nur sein absoluter Glaube an seine eigenen idiotischen Regeln. DIE könnte man ändern, leicht sogar. Aber nicht, solange Mensch darauf beharrt, dass seine bestehenden sein müssen.

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Das ist die Einsicht des alten Goethe, nicht weit vor seinem Tod (Gespräche. Mit Johann Peter Eckermann, 10. April 1829 - Goethe gestorben 1832). Da hat er in jungen Jahren mit dafür gesorgt, dass die Aufklärung einen weiten Bogen um das "Deutschland der Genies" gemacht hat, hat in klassischer Zeit geglaubt, die Welt zu kennen (der Alleszermalmer Faust) und wurde von der Romantik überrascht und ihren weltfremden Träumereien. Zu seiner Zeit waren der Großteil der Menschen Analphabethen, herrschte noch viel Aberglauben, und Bildung war das Privileg einer kleinen Oberschicht. Heute stehen wir uns materiell besser. Das ist aber auch alles. Im Kino kämpfen sie mit Laserschwertern, das funkt und sprüht so schön und in 2000 Jahren zerstören sie gerade die Reste der Erde. Wo ist da mehr als ein digital aufgerüsteter Steinzeitmensch?

Alles trifft immer nur zu.

dunkles Wesen kann auf als böses Wesen gedeutet werden, was auch zutrifft