Isländisch lernen leicht?

4 Antworten

Für englische Muttersprachler:

http://www.effectivelanguagelearning.com/language-guide/language-difficulty

Für deutsche Muttersprachler:

    Chinesisch, Japanisch, Arabisch, Koreanisch: 88 Wochen (2200 Stunden)
    Russisch, Vietnamesisch, Finnisch, Ungarisch: 44 Wochen (1100 Stunden)
    Indonesisch, Malaysisch, Swahili: 36 Wochen (900 Stunden)
    Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch: 30 Wochen (750 Stunden)
    Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch : 23-24 Wochen (575-600 Stunden)

Für Isländisch würde ich etwa 900 Stunden schätzen.

http://how-to-learn-any-language.com/e/languages/similarities/german/index.html

Isländisch (nordgermanisch) ist wie Deutsch und Englisch (westgermanisch) eine germanische Sprache und daher genetisch miteinander verwandt.

Vokabelähnlichkeiten:

Ein paar Beispiele:

Isländisch, Deutsch, Englisch

já, ja, yes (yeah)

heim, heim, home

steinn, Stein, stone

regnbogi, Regenbogen, rainbow

dýr, Tier, animal (deer was the general Germanic word for "animal".)

að landa, landen, to land

að koma. kommen, to come

vindur, Wind, wind

dagur, Tag, day

nótt, Nacht, night

nýr, neu, new

hús, Haus, house

eiður, Eid, oath

að stela, stehlen, to steal

gull, Gold, gold

silfur, Silber, silver

epli, Apfel, apple

að eta, essen, to eat

að drekka, trinken, to drink

að syngja, singen, to sing

jörð, Erde, earth

ljós, Licht, light

að brenna, brennen, to burn

armur, Arm, arm

hönd, Hand, hand

fingur, Finger, finger

veröld/heimur, Welt, world

veður, Wetter, weather

héri, Hase, hare

þorp, Dorf, village (thorp [archaic])

hóll, Hügel, hill

að gefa, geben, to give

sál, Seele, soul

með, mit, with

und so weiter...

nordlyset  27.03.2017, 16:35

Ein paar kleinere Fehler sind drin:

"Essen" heißt auf isländisch "að borða". "Að eta" wirst du nur in älteren Texten, wie der Bibel, lesen und að éta (mit umgelautetem e) heißt "fressen".

"Landen" im Kontext Flugzeug heißt "að lenda", nicht "að landa".

Ähnlich/gleich zum/mit dem Englischen wären zum Beispiel auch "egg" (Ei) und "heilsa" (health, Gesundheit), þeir/þær/þau (they, sie)

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Ich lerne/spreche halbwegs isländisch, lerne es schon seit Jahren und muss sagen, Isländisch hat es schon in sich. Trotzdem, oder gerade deswegen, liebe ich diese Sprache und es macht mir Spaß.

Isländisch ist sozusagen das Norwegisch von vor 1000 Jahren, denn von dort aus wurde Island ab dem 9. Jahrhundert besiedelt. Das heutige Norwegisch hat sich jedoch dank diverser Einflüsse (Pest = raffte viele Schriftgelehrte dahin, Hanse = deutsch, Annexion durch Dänemark = Beeinflussung vom wiederum stark vom Deutschen beeinflussten Dänischen) völlig vereinfacht. Auf Island konnte sich das Altnorwegische mit nur wenigen Veränderungen dank der der dänischen Fremdherrschaft geschuldeten Isolation und der Lage Islands weitgehend erhalten.

Es gibt zwei "ungewohnte" Buchstaben, das "þ" (entspricht etwa dem th in englisch "think"), kann nur am Wortanfang stehen (bei zusammengesetzten Wörtern auch im Wort, da ist es jedoch der Anfang eines anderen Wortes) und das ð (wie th in englisch "this"), kann nur im Wort stehen.

Einige weitere Beispiele zur Aussprache und Abweichungen davon: a="a", á="au", "-tt-"=wird aspiriert, vorher also ein ch-Laut gesprochen (átta (Acht) = "auchta"), -fl- wird zu "pl" (Keflavík="Keplawiek"), -ll- (Doppel-L)=fast immer "dl/tl" (jökull, Gletscher="jöküddl"), i/y=kurzes i, fast wie e, í/ý=langes i, é="je", g am Wortende wird ein rauhes gh, ähnlich dem NL g (ég, ich="jägh"), æ="ai", u="ü/ö, eher ü, ú=langes u

Es gibt vier Fälle und drei grammatische Geschlechter, Zahlen bis vier und auch Namen werden in allen Fällen und Geschlechtern gebeugt. Beispiele:

- tveir (zwei): tveir hestar (zwei Pferde, maskulin, Nominativ), tvær konur (zwei Frauen, feminin, Nom.), tvö lönd (zwei Länder, neutrum, Nom.), Hún er tveggja ára gömul (Sie ist zwei Jahre alt, Altersangaben mit Genitiv)

- Þetta er Birna. Ég tala um Birnu. (Das ist Birna. Ich spreche über Birna)

- Þetta er Haraldur. Ég fer til Haralds. (Das ist Harald. Ich fahre zu Harald)

Dann gibt es noch den sogenannten U-Umlaut. Folgt auf ein a im Wort bei der Konjugation/Deklination ein u, wird aus dem a ein ö. Beispiel:

- Þetta er Anna. Ég tala um Önnu. (Das ist Anna. Ich spreche über Anna)

Auch sonst gibt es das volle Programm: Vergangenheitsformen, starke/schwache Verben, starke/schwache Adjektivflektion, Flektion des bestimmten/unbestimmten Artikels, Konjunktiv I+II, Mediopassiv, ... .

Der Konjunktiv ist weitaus üblicher, als bei uns und wird z.B. in Verbindung mit Wünschen ausgedrückt: Ég vona að hún komi til mín. (Ich hoffe, dass sie zu mir kommt)

Das Mediopassiv ist die Verbendung -st, diese kann einerseits reziprok sein (að spegla = spiegeln, að speglast = sich spiegeln), andererseits dem Wort aber auch eine komplett andere Bedeutung geben (að segja = sagen, að segjast = behaupten; að anda = atmen, að andast = "sich atmen" = sterben; að fara = fahren, gehen, að farast = "sich fahren" = umkommen), da muss man aufpassen.

Da Isländisch eine Germanische Sprache ist, kann man sich viele Wörter aus dem Deutschen oder anderen Germanischen Sprachen, wie dem Englischen, herleiten. 

Beispiele: land = Land, bréf = Brief, fara = fahren/gehen, lesa = lesen, skip = Schiff, egg = Ei, hús = Haus, fljúga = fliegen, bók = Buch, falla = fallen, ís = Eis, herbergi = Zimmer/Raum, taska = Tasche, tollur = Zoll, koma = kommen, ...

... einige jedoch nicht: jökull (Gletscher), haf (Meer), skemmtun (Spaß)

Und: man versucht, Fremdwörter zu vermeiden und mit eigenen Wörtern zu beschreiben.

Beispiele: tölva ("Zahlenhellseherin", Computer), ferðatölva ("Fahrt-Zahlenhellseherin", Laptop), rafmagn ("Bernsteinkraft", Strom), smásjá ("Kleinguck", Mikroskop), sími ("Draht", Telefon), farsími ("Fahrt-Draht", Handy), snjállsími ("Schlaudraht", Smartphone), leiðsögumaður ("Weg-Geschichten-Mann", Reiseleiter/-führer, Guide), vegabréf ("Wegbrief", Pass/Ausweis), myndavél ("Bildmaschine", Kamera), minniskort ("Gedächtniskarte", Speicherkarte), ...

Das klingt nach ziemlich viel, aber wenn man sich für die Sprache begeistern kann und die Motivation hat, ist es auf jeden Fall machbar. Und trotz allem gibt es gewisse Regelmäßigkeiten, die man irgendwann drauf hat.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich spreche Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Isländisch

Eher nicht so schwer. Ein bisschen anstrengen muss man sich schon, aber wenn man Deutsch und Englisch kann, hat man dadurch viele Vorteile beim Lernen.