Investigativen Journalismus studieren

4 Antworten

"... investigativer Journalismus .... Enthüllungen ... gegen Tierquälerei usw. ... sowohl national als auch international ..."

Hoho, young man (oder young woman?), was für ein hehres Ziel!!!

Da weht endlich mal ein frischer Wind, da wird der deutsche Schlafmützenjournalismus mal so richtig durchgepustet und auf Vordermann gebracht. Scheinbar interessiert das Thema ja kaum Leute, die wissen ja gar nicht, was wirklich vor sich geht.

Und DU, Du willst das jetzt ändern.

Solche tatkräftigen Leute wie Dich, sowas braucht der Journalismus ------- ganz bestimmt nicht.

Kürzlich habe ich es hier in einem anderen Zusammenhang schon mal gesagt: Leute mit Sendungsbewusstsein, Missionare eben, gehören in die Kirche - im Journalismus haben sie nichts, aber wirklich gar nichts zu suchen.

Der 1995 gestorbene Journalist Hanns Joachim Friedrichs, zeitweilig Moderator der "heute"-Sendung im TDF und später Moderator der ARD-Tagesthemen, hat es mal auf den Punkt gebracht: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache."

So gesehen hast Du erst gar nicht vor, ein guter Journalist zu werden.

Kaum etwas im Journalismus hat einen solchen Nimbus wie der "investigative Journalismus" - und auf kaum einem Gebiet ist dieser Nimbus so ungerechtfertigt wie hier. Die meisten "investigativen" Journalisten sind auf einem Auge blind, und auch mit dem zweiten haben sie ihre Schwierigkeiten. Oftmals sind diese Journalisten ahnungslos und auch nicht besonders qualifiziert - um nicht zu sagen, dumm.

Zum Journalismus gehört eben gerade nicht eine feste, unbeirrbare Meinung, sondern ein solides Faktenwissen. Und dass ein Journalist nachfragt und bohrt und nachforscht, braucht man nicht extra herauszustellen - das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und muss nicht eigen erwähnt werden. Allerdings räume ich gern ein, dass hierfür im Alltagsgeschäft manchmal die Zeit fehlt.

Gerade die Journalisten, die sich selbst das Mäntelchen "investigativ" umhängen, sind oftmals überaus fragwürdige Gestalten. Thomas Leif z. B., Chefreporter des SWR in Mainz und langjähriger Vorsitzender des Netzwerks Recherche (das wäre der richtige Verein für Dich, da sind noch mehr Leute mit deiner Einstellung), fand weder etwas dabei, aufgrund falscher Angaben von der Bundeszentrale für politische Bildung Zuschüsse für seinen Verein zu ergaunern, noch - für gutes Honorar, versteht sich - auf PR-Veranstaltungen der Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz und der Sparkassen-Service-Gesellschaft aufzutreten.

Es geht aber noch ärger: Vor etwa 20 Jahren hat ein "investigativer" Filmemacher - den Namen müsste ich erst heraussuchen, damals gab's noch kein Internet - einen herzzerreißenden und von mehreren Sendern ausgestrahlten von Film gedreht, in dem ein Hund erschlagen wird. Für diese Szene hatte der Filmemacher den Akteuren viel Geld gezahlt. Diese hatten sich zunächst geweigert, waren aber angesichts der hohen Summe schwach geworden.

Das Beispiel ließe sich um hunderte weiterer, wenn auch weniger krasser Fälle erweitern. Gerade im Bereich des Umweltschutzes wird von "investigativen" Journalisten jede Menge Stuss verbreitet. Solche Journalisten haben häufig alles mögliche studiert, von der Politik über Germanistik und Soziologie - nur auf naturwissenschaftlichem Gebiet sind sie völlige Analphabeten und deshalb nicht einmal in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen.

Willst du dagegen vorgehen ? oder es enthüllen ? Falls Frage a) Ja, dann studiere Jura, wenn b) dann studiere Journalismus. Ich denke nicht, dass es das Fach investigativen Journalismus gibt, da es einfach eine spezielle Definition ist und nicht ein spezielles Fach. Also studiere ganz normal Journalismus.


mobo78 
Beitragsersteller
 25.11.2013, 01:00

Also ich denke, es zu enthüllen wäre eine Art dagegen vorzugehen, das ist aber vermutlich ziemlich naiv gedacht -muss ich zugeben- es ändert ja selten etwas. Danke für die Antwort! Am besten fände ich natürlich beides;)

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Kristall08  25.11.2013, 18:58
@mobo78

es zu enthüllen wäre eine Art dagegen vorzugehen, das ist aber vermutlich ziemlich naiv gedacht

Das stimmt wohl. Eine Bekannte von mir ist sehr aktiv, was diesen Kleidungsskandal mit den Lebensbedingungen der Textil-Arbeiter in Bangladesh angeht. Es interessiert hier nur kaum jemanden. Hauptsache, die Klamotten sind billig. :/

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Investigativen Journalismus kann man nicht an einer seriösen Journalistenschule oder an der Uni studieren. Man ist als Journalist eigentlich auch nie investigativ tätig. Es gibt einige Ausnahmen, allerdings sind die rechtlichen Hürden, die man im Vorfeld meistern muss ziemlich hoch und das kann dann nur ein sehr großer Verlag stemmen. Ich würde Dir eher empfehlen "normalen" Journalismus zu studieren und dann vielleicht in der PR Abteilung einer Tierschutzorganisation ein Praktikum zu machen :)

Zu Deiner Frage nach dem Studienschwerpunkt: Nein, diesen Schwerpunkt gibt es nicht. Darüberhinaus ist deine Vorstellung zwar edel, aber sehr idealistisch. Du solltest mal ein Praktikum in einer Redaktion absolvieren. Es gibt viele Faktoren (vor allem Geld), die Headlines und Themen bestimmen. Abhängig vom Medium, bei dem du angestellt bist. Den Traum vom investigativen Jouranlismus a la Watergate-Scandall kann man nur noch leben, wenn man Hans Leyendecker heisst und bei der Süddeutschen arbeitet. Klar, bei der ARD hat man in der letzten Zeit auch mal Reportagen gesehen, die sich mit der Herstellung von Leder und den damit verbundenen Qualen der Tiere beschäftigt. Da müsstest du erstmal hinkommen und dann kannst du dich ja auch nicht nur auf dieses Thema spezialisieren. Und, ob das investtgativ oder einfach nur populär ist, lässt sich auch disskutieren... Tatsächlch : Pressearbeit für eine Tierschutzorganisation käme deiner Vorstellung nahe. Mache dir aber Gedanken, wieviele Stellen es da gibt. Generell sieht es im Journalismus nicht sooo rosig aus. Mache einfach erst ein Praktikum...