Interpretation Theodor Storm?

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Ich hebe aus dem Text die meiner Meinung nach wichtigsten Aussagen hervor.

Wie ich in der Musik hören und empfinden, in den bildenden Künsten schauen und empfinden will, so will ich in der Poesie, wo möglich, alles Drei zugleich.

Von einem Kunstwerk will ich, wie vom Leben, unmittelbar und nicht erst durch die Vermittlung des Denkens berührt [IX] werden; am vollendetsten erscheint mir daher das Gedicht, dessen Wirkung zunächst eine sinnliche ist, aus der sich dann die geistige von selbst ergiebt, wie aus der Blüthe die Frucht. – Der bedeutendste Gedankengehalt aber, und sei er in den wohlgebautesten Versen eingeschlossen, hat in der Poesie keine Berechtigung und wird als todter Schatz am Wege liegen bleiben, wenn er nicht zuvor durch das Gemüth und die Phantasie des Dichters seinen Weg genommen und dort Wärme und Farbe und wo möglich körperliche Gestalt gewonnen hat. – An solchen todten Schätzen sind wir überreich.

Die Lyrik insbesondere anlangend, so ist nach meiner Kenntniß unserer Literatur, die Kunst "zu sagen, was ich leide", nur Wenigen, und selbst den Meistern nur in seltenen Augenblicken gegeben. Der Grund ist leicht erkennbar.

Nicht allein, daß die Forderung, den Gehalt in knappe und zutreffende Worte auszuprägen, hier besonders scharf hervortritt, da bei dem geringen Umfange schon ein falscher oder pulsloser Ausdruck die Wirkung des Ganzen zerstören kann; diese Worte müssen auch durch die <rhythmische> Bewegung und die Klangfarbe des Verses gleichsam in Musik gesetzt und solcherweise wieder in die Empfindung aufgelöst sein, aus der sie entsprungen sind; in seiner Wirkung soll das lyrische Gedicht dem Leser – man gestatte den Ausdruck – zugleich eine Offenbarung und Erlösung, oder mindestens eine Genugthuung gewähren, die er sich selbst nicht hätte geben können, sei es nun, daß es unsere Anschauung und Empfindung in ungeahnter Weise erweitert und in die Tiefe führt, oder, was halb bewußt in Duft und Dämmer in uns lag, in überraschender Klarheit erscheinen läßt.

Jetzt solltest du die Aussage erschließen können.

Aber du musst so etwas unbedingt immer wieder üben. Denn das deiner Meinung nach Wichtigste aus einem Text herauszufinden, ist eine Kernfähigkeit, die du bei jedem Text brauchst. Und das Referat sollst du verfassen, damit du gerade das übst.

Storm erhebt also geradezu religiöse Ansprüche an den Verfasser eines Gedichts. Und Fontane, der Storm durchaus auch kritisch sah, hat ihn darin bestätigt.

Er, der als Balladendichter zu den bedeutendsten deutschen Autoren zählt und auch sonst sehr gute Gedichte geschrieben hat, hat sich in folgendem Sinne geäußert:

Manche Dichter sagen "Meinen Bedarf an Gedichten erfülle ich selbst". Das geht mir nicht so. Ich brauche dafür andere Gedichte, z.B. die von Storm.

Nun meine Frage: Was steckt in dem Gedicht Die Stadt von Storm, was sich in der schönen Ballade Herr von Ribbeck nicht findet?