In ein Zen-Kloster eintreten?
Hallo,
ich möchte später gerne einmal Zen-Mönch werden.
Wie sieht das Aufnahmezeremoniell aus? Muss ich mich auf etwas vorbereiten? Oder ist das bei jedem Orden anders?
3 Antworten
Ich bin Zen-Buddhist und helfe dir gerne weiter.
Jukai
Da du bei einem Lehrer auch die Laienordination (Jukai) ablegen kannst, ist es nicht zwingend notwendig, auch gleich Mönch zu werden.
Du erhältst dann das Rakusu von deinem Lehrer, deinen Dharma-Namen und das Kechimyaku, die symbolische Übertragungslinie von Buddha bis zu dir.
Diese Jukai wird nirgendwo zentral registriert und du hast dadurch auch keinerlei Sonderrechte. Der Vorteil ist, unter einem Lehrer gelernt zu haben.
Motivation
Zunächst einmal solltest du deine Motivation prüfen. Weltflucht wegen einer gescheiterten Partnerschaft ist ein Vermeidungsverhalten, das keine gute Motivation darstellt.
In Japan sind "Klostergänger" meist Söhne aus Tempelpriester-Familien die in den Ausbildungsklöstern den notwendigen Schliff erhalten sollen.
Da dieser Grund wegfällt, solltest du dir sehr gut überlegen, welche Gründe aus deiner Sicht wirklich dafür sprechen, die keine Ego-Kisten sind.
Ort
Dann sollte man wissen, dass es sowohl in Japan, als auch in Europa Zen-Klöster gibt. Du bist also nicht darauf angewiesen, um die halbe Welt zu reisen.
Das ist gerade für Freunde asiatischer Exotik eine Enttäuschung und ggf. ein Hinweis auf eine falsche Motivation, wenn man unbedingt "nach Japan" will.
In Japan gibt es spezielle Ausbildungsklöster für Mönche, die jedoch zahlreiche Voraussetzungen für potentielle Novizen haben.
Das größte Problem bei japanischen Klöstern ist natürlich die Sprachbarriere, denn alle bürokratischen Hürden und die vorab stattfindende Korrespondenz wird natürlich auf Japanisch geführt.
Um Visa-Angelegenheiten usw. muss sich der Anwärter selbst kümmern, die Klöster bieten dabei in der Regel keine Hilfestellungen.
Vorbereitungen
Man sollte Erfahrung mit den Standard-Sitzperioden haben. Diese können sich, je nach Tradition und Kloster., etwas unterscheiden.
Als allgemein üblich kann man 2x45 Minuten Zazen, unterbrochen von einer Runde gemeinschaftliches Kinhin (Gehmeditation) ansehen.
Die verschiedenen Klöstern bestehen unterschiedlich stark auf der Fähigkeit, im Lotossitz zu üben. Einige setzen es sogar zwingend voraus.
Mit "gemeinschaftlich" haben wir auch gleich das nächste Stichwort
Zen-Gemeinschaft
Bevor man solche Pläne macht, sollte man bereits Unterweisungen durch einen Lehrer erhalten und in einer Sitzgruppe geübt haben.
Hier werden die traditionellen Verhaltensweisen in einem Zen-Dojo geübt, die auch in den Klöstern in dieser Form geübt werden.
Dabei macht man auch die Erfahrung, mit dem Kyosaku geschlagen zu werden - etwas, das bei alleiniger Praxis nicht möglich ist.
Wichtig sind auch "Sesshin" - intensive Zazen-Perioden von besonderer Länge, bei denen die Disziplin streng beachtet wird.
Gerade Sesshin sind eine gute Gelegenheit, sich auf das Klosterleben vorzubereiten, denn auch dort gibt es Sesshin.
Aufnahme
Es gibt vermutlich Unterschiede zwischen den drei Schulen des Zen in Japan, wenn es um die Aufnahme in das Kloster geht.
Man ist allgemein zunächst sowieso nur Anwärter und muss eine einwöchige Probezeit (Tangaryo) in einem Gästehaus verbringen.
Je nach Schule wird dabei ununterbrochenes Ausharren, Meditieren und Warten verlangt - oder die Disziplin wird einem eingebläut.
Man wird also in diesem einwöchigen Crash-Kurs lernen, wie man richtig meditiert, isst, die Toilette nutzt, und putzt.
Aufstehen zwischen 3:30 und 4:00 (je nach Kloster), Meditation, Putzen, Andacht, Essen, Meditation, Putzen.
Es gibt für alles genaue Vorschriften die einzuhalten sind und Individualität wird nicht geduldet. Nach dieser einwöchigen Probezeit ist man Novize.
Dann darf man sich auf mehrjährige Ausbildung einstellen.
Über die Aufnahmezeremonie als Mönch braucht man sich keine Gedanken zu machen, das wird dann schon entsprechend gelehrt.
Eine sehr ausführliche Antwort, dankeschön :)
Zu einer Meditationsgruppe, die auch von einer Lehrerin geleitet wird, kann ich hoffentlich bald gehen. Leider gibt es nur in der Nachbarstadt eine; da ist es für mich ein bisschen schwierig, da hinzukommen, aber mir wird schon etwas einfallen. :)
Es ist so ein ganz komisches Gefühl, das mir sagt, dass ich ins Kloster gehen soll... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Bei Christen habe ich schon gehört, dass sie es den Ruf Gottes nennen...
Für den Lotussitz bin ich im Moment noch etwas zu unbeweglich. Daran arbeite ich aber gerade. :)
Ich mach seit ein paar Monaten Karate. An ein bisschen Disziplin kann ich mich also schon gewöhnen und auch daran, eins abzubekommen...
Für Sesshins muss ich leider noch sparen, da ich knapp bei Kasse bin... das ist im Moment mein allergrößtes Problem. Das Geld.
Ich habe verschiedene Rückengeschichten, die mich im Moment aber nicht so stark beeinträchtigen, und bin außerdem transsexuell. Meinst Du, dass ich eine Chance habe?
Meinst Du, dass ich eine Chance habe?
Theoretisch sicher und Versuch macht bekanntlich klug.
Der erste Schritt wäre also ohnehin erst einmal ein Schüler-Lehrer-Verhältnis und das Verhalten in einer Gemeinschaft zu üben.
Dann mal sehen, was daraus wird. :-)
Im Laufe der Jahre ändern sich ja auch die eigenen Werte und Ziele, so dass man sich auf das nächstliegende konzentrieren sollte.
Vielleicht sagst du zB nach dem dritten Wochenend-Sesshin, dass dieser ganze masochistische Zen-Haufen nichts für dich ist.
Transsexualität ist keine Krankheit, sondern deine Privatsache und daher keine Gefahr für die Zen-Gemeinschaft. ;-)
Ansteckend ist alles, was ich habe, jedenfalls nicht ;)
Ich weiß leider gar nicht, welche Richtung die Lehrerin, die hier ist, überhaupt unterrichtet... sagt Dir der Name Doko Waskönig etwas?
Ja, Doko Waskönig gehört zur Soto-Zen-Linie und wurde von Taiten Guareschi ordiniert.
Guareschi ist von Taisen Deshimaru und Shuyu Narita, offiziellen Auslandsbeauftragten der japanischen Soto-Schule ausgebildet worden.
Damit steht Waskönig als Nonne offiziell in der Soto-Tradition. Das ist also authentisches Zen.
Ihre Lehrbefugnis hat sie von Gudo Wafu Nishijima. Über ihn kann man zwar streiten, aber er lehrte ebenfalls Soto-Zen.
An ihrer Ordination als Nonne gibt es meiner Ansicht nach nichts zu beanstanden und auch die Lehrbefugnis durch Nishijima dürfte in Ordnung sein.
Da sehe ich keine Probleme, an ihren Kursen teilzunehmen.
Das einzig "problematische" was ich sehe, ist die Verbindung zur Pagode Vien Giac in Hannover, wo sie sich ebenfalls als Nonne ordinieren liess.
In der Vergangenheit gab es dort Fälle von sexuellem Missbrauch und ich würde mich an ihrer Stelle daher von dieser Institution distanzieren.
Sie wird allerdings vermutlich ihre Gründe dafür haben, trotzdem gute Kontakte dorthin zu pflegen, das kann ich nicht beurteilen.
Danke für die Hilfe :)
War as wirklich institutioneller Missbrauch oder waren da einzelne Personen..? Ich habe darüber keine Informationen, aber es würde mich interessieren. Letztes Jahr war ich an Vesakh dort.
Meine Kommentare sind gelöscht, aber auf deinen schulde ich dir noch eine Antwort. Hier dein Kommentar.
Der Kommentar lautet:
Ich wiederhole gerne noch einmal, was ich gestern schon gesagt habe: Die Menschen werden Deinem Glauben eher folgen, wenn Du nicht versuchst, ihnen diesen aufzuzwängen. Je mehr Du versuchst, mich zu überzeugen, desto weiter entferne ich mich davon, jemals wieder an Gott zu glauben.
Hier meine Antwort.
Ich dränge niemanden etwas auf. Sondern ich zeige, welche Ansicht die Bibel zu bestimmten Themen hat, und diese sind vernünftig! Doch manche ertragen die Wahrheit nicht.
Jetzt kannst du wieder löschen.
Ich hab noch mal nachgelesen.
Die Missbrauchsvorwürfe betreffen die Pagoda Phat Hue in Frankfurt. Im Zuge des Ausschlussverfahrens des verantwortlichen Abtes gemäß den Ordensregeln des Vinaya, wurde zwar auf die Pagoda Vien Giac in hannover verwiesen, diese zeigte sich bei der Unterstützung der Amtsenthebung wohl aber eher zurückhaltend.
Die Pagode Vien Giac ist somit offenbar nicht direkt in die Geschichte verstrickt, hat sich aber wegen starker Zurückhaltung aber auch nicht mit Ruhm bekleckert
Ich will hier allerdings ausdrücklich keine schmutzige Wäsche waschen - ich war nicht dabei und kenne die Diskussionen um Phat Hue auch nur aus dritter bzw. vierter Hand.
https://der-asso-blog.blogspot.de/search?q=vien+giac
Die Qualifikation von Frau Waskönig als Soto-Zen-Nonne ist dadurch absolut nicht beeinträchtigt - da geht es um die Verfehlungen anderer Menschen.
Danke für die Erklärungen. Von Phat Hue habe ich auch gelesen. Das mit Vien Giac hat mich ein bisschen verwundert, weil ich als gebürtiger Hannoveraner noch nichts davon gehört habe...
Ja wie gesagt, die Verbindungen waren da wohl eher rein administrativer Art, entschuldige, wenn ich da Verwirrung gestiftet habe. :-)
Alles gut :)
In Vien Giac hatte ich auch ein Erlebnis, bei dem ich mir sicher geworden bin, dass ich Mönch werden möchte.
Ich war ja an Vesakh da. Da war ich auch in der großen Andachtshalle, wo auch Mönche und Nonnen waren. Einer der Mönche ist durch den Raum gegangen, hat aufgesehen und mich angelächelt. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so gelächelt hat und so eine ruhige Ausstrahlung hatte wie er. Das hat mich so beeindruckt, dass sich dieses Lächeln regelrecht eingebrannt hat...
Ist leider bei jedem Orden anders :D
Prüfe erst mal, ob die Dich haben möchten. Auch im Kloster will man keinen durchfüttern, der den ganzen Tag nur ooommmm singt. D.h. Du must nützliche Arbeit leisten können.
Grob zusammengefasst sieht das also so aus
Mindestens zweijährige Übung unter Aufsicht eines Lehrers und der Gemeinschaft, Teilnahme an Sesshin und ablegen der Jukai.
Damit verbunden ist das eigenhändige Nähen des Rakusu und die Verleihung von Rakusu, Dharma-Name und Kechimyaku.
Erlernen der japanischen Sprache und Schrift, um die folgenden Formalitäten absolvieren zu können (entfällt in Europa).
Über Ausbildungsklöster informieren und dort anfragen, den ganzen bürokratischen Papierkram bewältigen.
Dazu gehören auch Angaben über die bisherige berufliche Tätigkeit, Krankheiten und dergleichen.
Gemäß der zugeschickten Liste die Kleidung und Ausstattung für einen Wandermönch kaufen (was mehrere tausend Euro kostet).
Nach Japan reisen und dort vor dem Kloster während der Aufnahmeperiode vorsprechen zu können.
In voller Mönchsmontur und mit geschorenem Kopf vor dem Klostertor stehen.
Damit rechnen, einen bis drei Tage vor dem Klostertor stehen gelassen zu werden, um die Ernsthaftigkeit zu prüfen.
In Empfangnahme, Visitation und Gepäckkontrolle, Entfernung von Bargeld und allen Gegenständen, die nicht auf der Liste stehen.
Einwöchiges Tangaryo, also entweder Zazen-Marathon, oder brutaler Crashkurs in klösterlicher Etikette mit etwa fünf bis sechs Stunden Schlaf.
Gerade in den Ausbildungsklöstern mit besonders strengem Ruf kann es dabei auch körperliche Übergriffe geben.
Nach dem einwöchigen Tangaryo der Beginn des Novizendaseins, Verleihung eines neuen Namens. Beginn der klösterlichen Ausbildung.
Ab hier musst du dir keine Gedanken machen, wie die Ordination zum Mönch ablaufen wird, denn bis dahin gehen ein paar Jahre ins Land.
So jedenfalls in etwa das Prozedere innerhalb der Soto-Zen-Tradition.