Ich möchte nicht verliebt sein, was soll ich tun?
Hey, ich habe das Problem, es zu hassen, verliebt zu sein, da ich keine Kontrolle darüber habe. Ich habe seit sechs Jahren einen Crush auf einen Jungen. Mal sind die Gefühle sehr stark und andauernd, mal etwas schwächer und dann wieder stärker, aber nie weg.
Er erfüllt so ziemlich alles, was mein Herz sich wünscht: Charakter, gleiche Interessen und Leidenschaft, Familie, die mich mag und gut aussehen tut er auch.
Ich habe natürlich versucht, stärkeren Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch ein Sache lässt mich immer wieder einen Rückzieher machen.
Früher war es der Alkohol. Er trinkt jetzt nicht viel, aber so am Wochenende mit seinen Freunden schon mal und fühlt sich dann halt auch total cool. Ich bin der absolute Gegner von Alkohol im Jugendalter. Sich mal austesten, meinetwegen, doch nicht regelmäßig und der Alkohol sollte nicht der Grund eines Treffens mit Freunden sein. Dieses Verhalten hat mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Wir haben einfach unterschiedliche Ansichten, mit denen ich mich nicht anfreunden kann.
Daher kämpfe ich ständig gegen meine Gefühle an, doch sobald ich wieder ein bisschen lockerer werde, ihm einen Blick zuwerfe oder wir auch nur ansatzweise in Kontakt sind, werde ich rückfällig.
Also habe ich mir gedacht, ich probiere es einfach mal, mir scheint ja etwas an ihm zu liegen. Wir haben uns auch super verstanden und ich glaube, er fand mich auch sehr sympathisch. Alles lief toll, bis ich von anderen erzählt bekommen habe, dass er nicht nur gerne auf Partys Alkohol trinkt, sondern auch mit vielerlei Mädchen rummacht und mit ihnen schläft. Das waren alles Mädchen, die sich sehr freizügig anziehen und deren Auftreten nur nach Aufmerksamkeit schreit. Also die Sorte Mädchen, mit der ich mich gar nicht verstehe. Ich meine, wenn sie sich so freizügig auf Partys anziehen, finde ich das in Ordnung, aber nicht auch in der Schule! Diese Mädchen sind auch schon oft Gespräch unter den Lehrern gewesen. Doch er scheint darauf abzufahren.
Ich bin der Meinung, Intimität und Nähe ist etwas, was man lediglich in einer Partnerschaft teilt und nicht nur als Lustbefriedigung begreift.
Noch ein Grund mehr, um mich besser von ihm fern zu halten. Also, nach einer recht langen Kontaktphase, breche ich ihn wieder ab und versuche ihn auch möglichst nicht anzusehen, wenn wir uns begegnen, aus Angst, wieder etwas zu empfinden. Ein halbes Jahr ging das gut.
Eines Tages war ich dann in der Schule und hatte einen richtig schlechten Tag, alles lief schief, was hätte schief laufen können. Ich war fix und fertig. Zwei Tage später schreibt er mich aus dem Nichts wieder an und fragt mich, wie es mir geht, ob es mir besser geht, ich habe ziemlich fertig und erschöpft ausgesehen. Ich war total überrascht, weil wir ja keinen Kontakt mehr hatte und ich auch echt unhöflich war, ich meine, ich habe von einem auf den anderen Tag ihn keines Blickes mehr gewürdigt und nicht mal mehr Hallo gesagt. Naja, auf jeden Fall schreiben wir jetzt wieder und es ist natürlich perfekt, wir verstehen und super, wie immer, wir harmonieren einfach und sind uns sehr ähnlich. Doch mal wieder ein Problem, ich entwickle direkt wieder Gefühle, die ich nicht zulassen will.
Dieses Verliebtsein fühlt sich auch absolut nicht schön an, es ist schrecklich. Alles krampft im Bauch und ich möchte am liebsten weinen. Ich will ja gar nicht verliebt sein, die Gefühle hören aber einfach nicht auf, so sehr ich es auch versuche. Ich denke auch, er würde mich eh nicht attraktiv finden, weil ich nicht so aussehe, wie die Mädchen, mit denen er gerne feiert. ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, bitte gebt mir Ratschläge.
Was denkt ihr zu meiner Situation? Soll ich es einfach mal mit ihm probieren, oder hat es eh keine Zukunft mit uns und wieso fühlt sich Verliebtsein für mich immer so schrecklich an?
2 Antworten
Verliebt sein fühlt sich immer nur dann schlecht an, wenn man selber der Meinung ist, diese Liebe nicht erwiedert zu bekommen. Ob dies tatsächlich so zutrifft, ist in dieser Situation völlig unwichtig. Hier entscheidet das subjektive Empfinden!
Jeder Mensch hat in seinem Leben (durch Erziehung, durch Selbsterkenntnis und/oder durch gute und schlechte Erfahrungen) bestimmte Maxime und Grundsätze entwickelt. Ob und inwieweit man bereit ist, von seinen Grundsätzen abzuweichen, ist ein sehr guter Indikator für Reife und Entwicklung in einer Partnerschaft.
In jungen Jahren ist man seltener bereit, Ausnahmen zu tollerieren, weil man ja instinktiv noch "das ganze Leben vor sich hat". Man kann ja jederzeit wieder wechseln und noch einmal neu beginnen. Mit zunehmendem Alter reift dann das Bewußtsein, dass man den "Idealpartner" niemals finden wird. Du greifst Dir den passendsten verfügbaren Kompromiss, und versuchst das Beste daraus zu machen. Je öfter das schief geht, um so größer Deine Erfahrungen, die dadurch anwachsen werden. Und irgendwann bist Du dann reif genug, in einer Partnerschaft zu bestehen - egal auf welche Art und Weise. Beide müssen - zum gemeinsamen Wohl - zurück stecken können, denn beide wissen, dass die Partnerschaft zum Scheitern verurteilt ist, wenn immer nur einer Rücksicht nimmt und der Andere dies bewußt oder unbewußt ausnutzt.
In Deinem Fall heißt das konkret: Wenn Du mit seinen Alkohol-Exzessen nicht zurecht kommst (kommen willst), dann gib ihm den Laufpass! Wenn Du mit seinen Mädchen-Geschichten nicht einverstanden bist, dann gib ihm ebenfalls den Laufpass! Wer in einer Partnerschaft nicht weiß, wohin er gehölrt, der gehört auf alle Fälle nicht zu mir!
Wenn Du hingegen die Meinung vertritst, dass man bei einem Partner, den man liebt, über "Kleine Fehler" hinweg sehen können muß, dann bleib dran! Allerdings solltest Du dann die Grenze für "Kleine Fehler" deutlich mit ihm zusammen abstecken, damit er weiß, was er riskiert!
Ich habe aus Deinem Beitrag heraus gelesen, dass Du partnerschaftlich-emotional sehr viel weiter bist, als Dein Angebeteter. Er ist im Jugend-Alter, wo Mann sich gerne die Hörner abstößt und jedem Minirock hinterher pfeifft. Du bist schon eine Entwicklungsstufe weiter. Bei Dir gehen Gedanken und Verlangen bereits in Richtung einer festen, ehrlichen und ernst gemeinten Partnerschaft. Ich sehe hier für Euch beide noch keine gemeinsame Zukunft! Dafür ist er noch zu grün und Du bist ihm meilenweit voraus. Ich glaube weder, dass Du so weit zurück stecken möchtest, und erst recht nicht, dass er in kürzester Zeit Deinen Vorsprung aufholen könnte.
Das ist aber nur meine Einschätzung, an Hand Deines hier verfassten Beitrages. Ich will Dich damit keinesfalls beeinflussen. Du sollst tun, was DU! für richtig hältst!
Viel Erfolg dabei!
Was stellst Du Dir unter einer Beziehung vor? Soweit ich das verstehe seit Ihr sehr jung: Er testet alles aus und tobt sich aus (In einem bestimmten Alter normal und besser als er tobt sich als Familienvater aus). Das ist ein natürlicher Entwicklungsprozess. Wenn es zu einer Beziehung kommt, dann nur mit Kompromissen. Das muss man klären, oder eine Beziehung nur kurz geniesen. Wenn ich mir deswegen kein Eis kaufe, weil es eventuell nicht schmecken könnte, dann kann ich nicht sagen ob es schmeckt. So entsteht Erfahrung.