Ich habe meine Intelligenz verloren, wie bekomme ich sie zurück?

14 Antworten

Intelligenz ist in Wahrheit ein lebenslang recht konstantes Persönlichkeitsmerkmal. Die Forschung kommt immer mehr dahinter, dass die Intelligenz nicht nur ein psychologischer Forschungsgegenstand ist sondern auch mit echten physiologischen Merkmalen einhergeht. So korreliert beispielsweise eine bestimmte Art von Nervenzellen im Gehirn stark mit der Intelligenz, obwohl man früher immer dachte, dass diese Zellen nur irgendeine Nebenrolle spielen. Letztendlich ist es jedoch sicherlich noch ein sehr langer Prozess, die physiologischen Mechanismen zu verstehen und als "Werkzeug" ist die Intelligenz ja inzwischen hinreichend umfassend verstanden, um sie als Software künstlich zu erzeugen und es Maschinen zu ermöglichen, effizient anhand von Erfahrungen zu lernen und das Wissen auf neue Situationen anzuwenden.

Allerdings kann die Nutzung der Intelligenz individuell unterschiedlich sein, weil sie von anderen Dingen überlagert wird. Motivation spielt eine wichtige Rolle dabei. Ich mache zum Beispiel supergerne Sport und stehe gut im Training, sodass ich grundsätzlich wahnsinnig leistungsfähig bin. Aber nehmen wir mal an, ich war Samstagabend mit ein paar Freunden beim Feiern, hatte ein paar alkoholische Getränke zu viel und wache am Sonntagmorgen mit einem Schädel auf. Ich bin physisch immer noch leistungsfähig. Aber was ist mit der Motivation? Die kommt allenfalls zurück, wenn plötzlich der Hund meiner Nachbarn zähnefletschend vor meinem Bett steht...

Gerade bei sehr intelligenten Schülern ist es nicht selten, dass sie bis zu einem gewissen Grad nicht viel für die Schule tun müssen und trotzdem gute Noten schreiben. Sie haben es nicht nötig, sich nachmittags noch auf die Hausaufgaben zu fokussieren oder gar zu lernen. Häufig haben sie auch, wie du von dir beschrieben hast, sowieso Interessen, die sich relativ gut mit dem schulischen Lehrplan überschneiden. Das ist jedoch in manchen Fällen eine "tickende Zeitbombe", denn einerseits können sich v.a. im Laufe der Pubertät die Interessen verschieben und andererseits macht die Schule mit ihrem Lehrplan weiter. Auf diese Diskrepanz wird der "Durchschnittsschüler" bereits in der Grundschule vorbereitet, wo man Schritt für Schritt lernt, strukturiert an Inhalte heranzugehen, die man nicht so sehr mag. Schüler, die diesen Schritt in der Grundschule übersprungen haben, müssen das dann später lernen, wenn sie mit ihrer eigenen Methode an Grenzen stoßen. Nur hat an diesem Punkt der Lernplan den Schritt nicht mehr vorgesehen und zieht halt sein Programm durch.

Bei deinen Interessen kann jedoch auch eine andere Grenze erreicht worden sein, die ich selbst erlebt habe. Diese ist im Wesentlichen von Frustration geprägt, weil der schulische Fortschritt nicht Schritt halten kann mit dem Fortschritt, der einen fokussiert das Interesse hochhalten lässt. Es ist ja so: Speziell in der Physik benötigt man für einen bestimmten Tiefgang zum Beispiel auch viel mathematische Kompetenzen. Diese kann man lernen. Macht man aber oft nicht, wenn man sich a) nur freizeitmäßig "aus reinem Interesse" damit beschäftigt und b) in der Schulmathematik einfach noch nicht weit genug ist. Das frustriert dann, weil man an einer Barriere anstößt, die für das Verständnis des Themas unerlässlich ist, aber eben einfach nicht zur Verfügung steht und mühsam ist. Ich habe selbst bis zur Oberstufe das Interesse für die Naturwissenschaften nahezu verloren und einen wirtschaftswissenschaftlichen Zweig gewählt (auch wenn ein gewisses Talent mich dann doch initial zu einem Ingenieurstudium bewegt hat). Erst, als ich im Ingenieurstudium dazu gezwungen war, mich mit höherer Mathematik zu beschäftigen, erschlossen sich für mich die Naturwissenschaften wieder mit dem Feuer, mit dem ich mich als Kind damit beschäftigt hatte (aber in der Zeit halt nur populärwissenschaftliches Faktenwissen aufnehmen konnte), sodass ich mich nochmal für ein weiteres Studium einschrieb.

Was ich also sagen will: Deine Intelligenz ist sicherlich noch da. Was dir fehlt, ist Motivation. Das hast du schon gut erkannt. Sich zu motivieren ist oft nicht leicht. Oft braucht es Hilfe von außen - und bei besonders intelligenten Menschen ist diese Hilfe nicht immer verfügbar (so nach dem Motto: "deine Probleme möcht' ich haben!"). Ich für meinen Teil habe mir da sehr viel mit Vereinssachen und Sport geholfen. In Vereinen habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen und mir Dinge zu erschließen, zu denen ich mich auch mal zwingen muss. Und im Sport hatte ich meinen Ausgleich zum Frust, die Möglichkeit, Naturwissenschaften regelrecht zu "spüren" (ich war Leichtathlet und bin immer noch begeisterter Kletterer) und lernte, mich zu fokussieren.

Vielleicht hilft dir ja meine Erfahrung...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vika57591 
Beitragsersteller
 06.07.2021, 11:46

Danke, und ich bin zur Zeit auch Hauptsächlich mit Sport im Verein beschäftigt. Da ja auch jetzt die Turnierzeit ansteht trainiere ich inzwischen fast täglich. Ich hoffe das gibt mir Kraft

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  1. Es können die Hormone sein (Pubertät). Das ist typisch, dass man/frau in dieser Zeit sehr mit sich (oder dauernd in Gedanken mit Jungs) beschäftigt ist und die anderen Interessen sehr nachlassen. Das renkt sich dann bald wieder von selbst ein.
  2. Es kann aber auch eine körperliche Ursache haben, wie andere schon beschrieben haben (z.B. die Schilddrüse)
  3. Oder es hat eine unbewusste psychische Ursache. Dann müsstest du dich fragen, ob in der Zeit, als dein Interesse an den beschriebenen Dingen plötzlich aufhörte, etwas geschehen ist, das dich eigentlich psychisch belastet, gedrückt oder schockiert hätte oder tatsächlich hat. Z.B. Trennung der Eltern, verlassen worden vom Freund/Freundin, Tod einer wichtigen Bezugsperson, schwere Kränkung und Herabsetzung, schlimme bedrohliche Nachricht … (daraus kann eine "larvierte" Depression entstehen).

Wenn letzteres der Fall ist, solltest du dich einer vertrauten Person (Freundin, Familie oder Lehrer) anvertrauen und über das Ereignis reflektieren. Oder gleich die Telefonseelsorge (24h erreichbar) oder die Nummer gegen Kummer anrufen:
116111 und über dieses auslösenden Ereignis erzählen. Die sind für Jugendliche da und helfen dir ganz diskret und wissen immer einen Rat.

Ich will dir aber keine Angst machen: Es ist deine Entscheidung, was du unternimmst.
Ich glaube ja auch eher, dass es die Hormone sind.

Ich wünsche dir eine gute - mentale - Besserung!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ernährung ist ein sehr großer Faktor. Was bedeutet denn, dass du dich mit Ernährung beschäftigt hast? Eine gesunde Ernährung ist auch für die Funktionen deiner Organe, also auch deinem Gehirn sehr wichtig. Bist du z.B. hauptsächlich mit dem Abnehmen beschäftigt, gehst du ja ein Kaloriendefizit ein. Dabei nimmst du weniger Kalorien zu dir, als du eigentlich benötigst. Kalorien sind eine Energieeinheit - sprich: weniger Kalorien = weniger Energie, die deinen Körper versorgt. Ich kenne es ebenfalls vom Sport. In meiner Massephase habe ich spürbar mehr Power, da ich da ja einen Kalorienüberschuss erziele und somit mehr Energie aufnehme, als ich normalerweise benötige. In der Definitionsphase fehlt mir an manchen Tagen auch enorm die Energie, etwas zu leisten und meinen Kopf anzustrengen. Da liegt die Kunst darin, in diesen "wenigen" Kalorien, die einem täglich zur Verfügung stehen, das Wichtigste an Makronährstoffen zu sich zu nehmen. Neben Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten spielen auch beispielsweise Vitamine eine große Rolle. Zudem sollten Kohlenhydrate und Fette insbesondere aus gesunden Quellen stammen. Sind 80% deiner Kohlenhydratzunahme nur Zucker oder bei Fetten gesättigte Fette, dann musst du da definitiv nachhaken. Gesunde Fette sind insbesondere in Fisch und Nüssen enthalten. Omega-3 ist nicht zu unterschätzen. Kohlenhydrate sind die Hauptquelle unserer Energie. Der Körper zieht sich erst die Kohlenhydratreserven, wenn er sie braucht. Vor allem langkettige Kohlenhydrate sind wichtig, um langanhaltend mit den zugenommenen Kohlenhydraten durch den Tag zu kommen. Da helfen z.B. Reis, Vollkornnudeln, Kartoffeln als Nahrungsquellen etc.

Nun aber zum Psychischen: Auch ein gesundes Mindset ist logischerweise sehr wichtig. Das erhältst du unter anderem aber auch durch eine angemessene Ernährung und Sport.

Ernährung und Sport haben mir vor allem geholfen, um auch im Alltag lebensfroher an die täglichen Aufgaben ranzugehen und die zu absolvieren. Als Student habe ich auch dadurch mehr Spaß und Motivation, mein Studium durchzuziehen, weil Sport und Ernährung physische und vor allem psychische Lücken füllen. Wer fühlt sich nicht wohl, wenn man fit ist und weiß, dass man sich am Tag gesund ernährt hat. Und durch dieses Wohlbefinden überträgst du diese gesunde Psyche auch unbewusst auf den gesamten Alltag.


Vika57591 
Beitragsersteller
 04.07.2021, 18:45

Ja ich ernähre mich halt sehr gesund und vegetarisch. Aber halt auch im Kaloriendefizit da ich abnehmen möchte.

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Luminus63  04.07.2021, 18:47
@Vika57591

Dann ist die Verteilung deiner Makronährstoffe sehr wichtig! Also auch beim Kalorienüberschuss ist es der Fall, aber da man sich da mehr erlauben darf, schummelt man auch mit ungesunden Nahrungsmitteln etwas. Das ist beim Kaloriendefizit definitiv schwieriger.

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Sport und gesunde Ernährung sind wichtig. Manchmal hilft Eisen, wenn man oft müde ist. Das kann man mit einer Blutuntersuchung leicht rausbekommen, ob dir so etwas wie Eisen fehlt.

Deine Intelligenz hast du noch, aber das Erwachsenwerden nimmt Kraft. Leider fühlen sich in deinem Alter im Moment viele Schüler überfordert und werden depressiv. Sie haben das Gefühl, nichts zu schaffen, und auch keinerlei sinnvolle Ziele für sich, für die es sich lohnen würde, morgens aufzustehen. Sie kennen sich super im Internet aus, aber wissen nichts mehr über ihre Nachbarn. Sie beschäftigen sich mit der Unfairness in der Welt und vergessen dabei, dass sie in ihrem direkten Umfeld einen Unterschied machen können. Sie geben sich keine Zeit und setzen die Prioritäten falsch.

Jeder sagt dir, Schule ist soooooo wichtig, darauf baut deine Zukunft auf. Das stimmt auch, aber letztendlich hast du auch ohne tollen Schulabschluss ein Leben. In anderen Ländern haben auch Leute ohne Schulbildung ein Leben. Sie arbeiten, gründen Familien, lachen, weinen und helfen anderen. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass du keine absolute Kontrolle hast über dein Leben. Du machst das Beste, was du kannst, aber trotzdem liegt nicht alles in deiner Hand. Wenn also etwas nicht klappt, dann musst du lernen, damit umzugehen. Wieder aufzustehen. Neue Ziele zu suchen. Andere Wege zu gehen. Wenn etwas nicht gleich klappt, heißt das nicht, dass du ein Looser bist. Verstehst du das?

Wir alle machen nur das Beste, was wir können, und machen dann das Beste aus den Möglichkeiten, die wir haben. Und das kann zufrieden machen.

Du findest Zeichnen jetzt langweilig? Na und? Du MUSST ja auch nicht zeichnen. Lern ein Instrument. Oder eine Sprache. Oder strick dir was. Oder kauf dir ein paar Pflanzen für dein Zimmer. Probier einfach was Neues.

Oder mach etwas in einer neue Form. Anstatt zu lesen, guck dir Videos zu Physikthemen an. Vielleicht läuft das besser.

Wie gesagt, für die Konzentration, schlaf länger, iss gesünder, trink ausreichend Wasser.

Und hör den Leuten zu. Meistens sehen die dich anders, als du dich siehst. Ich habe in einer anderen Antwort gelesen, dass bestimmt alle Lehrer hoffen, dass du dich in den Ferien gut erholst. Tu das. Erhol dich. Und dann geh nach den Ferien hin und vergiss nicht, dass die Schule weder deine ganze Persönlichkeit noch deine ganzes Leben ausmacht. Okay?

Gute Noten bedeuten nicht, dass man intelligent ist, über die Noten sollte man die Intelligenz nicht definieren, ich kenne viele schlaue Menschen, die nicht unbedingt die besten Noten hatten.

Du musst wieder Freude an all diesen Dingen finden, ich denke mal, dass du diese Hobbys hattest, weil sie dir Spaß gemacht haben.

Wenn dir das keine Freude mehr macht, ist das auch vollkommen okay, denn man verändert sich mit der Zeit und es ist normal, dass sich die Persönlichkeit wandelt.

Du schreibst, dass du psychische Probleme hast und dass es damit zusammenhängt, deshalb würde ich dir raten, etwas dagegen zu unternehmen.

Du musst wieder Dinge im Leben finden, die dir Spaß machen und dich erfüllen, vielleicht sind das inzwischen ja ganz andere Dinge als deine alten Hobbys?


Vika57591 
Beitragsersteller
 04.07.2021, 18:43

Ja aber das hat mich irgendwie ausgemacht. Ich war immer als „die Schlaue“ bekannt, jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht was ich sein soll wenn ich nicht die Schlaue bin, ich bin nicht hübsch und ich habe auch sonst nichts besonderes an mir

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