Ich habe Angst vor mir selbst... Bin ich ein Psychopath? Kein Mitgefühl
Ich empfinde kein Mitleid. Jemand hat sich verletzt und hat Schmerzen? Keine Regung. Jemand erzählt mir irgendeine tragische Geschichte? Nichts! Jemand ist krank? Nein, ich fühle nichts.
Bisher dachte ich immer, ich hätte einfach nur eine dicke Haut. Heute aber habe ich erfahren, dass der Vater einer guten Freundin heute gestorben ist. Er hatte Krebs. Und ich empfinde kein Mitgefühl. Was ich empfinde, ist Angst vor mir selbst, weil ich kein Mitgefühl empfinde, und Angst davor, deshalb sie noch mehr zu verletzen, weil ich reagiere, als ob ich kein Mitgefühl hätte, was ich ja auch nicht habe.
Versteht mich nicht falsch, ich habe ein Gewissen. Ich kann Angst und Trauer und Freude empfinden. Aber das Schicksal eines anderen lässt mich völlig kalt. Als meine Freundin die letzten Monate mit mir zusammen war, hab ich ihre Situation einfach vergessen. Als ob da nichts wäre, eiskalt.
Und ich hab grad richtig Angst. Das ist doch nicht normal, Ich bin nicht normal, ich bin ein Psychopath. Und ich brauche Hilfe, bitte!
Wie kann ich das jemandem erklären, ohne dass er mich gleich für ein Monster hält. Der Vater meiner Freundin ist gestorben und ich fühle NICHTS!
Wie lass ich mir das nicht anmerken? Wie geht man als normaler Mensch damit um? Wie werde ich normal? Ich will nicht Mitgefühl vorspielen, das ist, als würde ich mein Gegenüber belügen, ich möchte echte Gefühle haben und die auch zeigen können!
Soll ich mir Hilfe holen?
5 Antworten
Du brauchst keine Hilfe. Ich finde das sogar ziemlich normal, wahrscheinlich, weil´s mir genauso geht. Früher hab ich auch gedacht, dass das unnormal wäre. Heute weiß ich, dass die meisten Menschen Mitgefühl nur heucheln. Als mein Vater vor 2 Jahren verstorben ist dachte ich, es wäre wie im Film mit dem Vergeben und Gefühlschaos und so. Aber Fehlanzeige. Nicht dass Du jetzt denkst, ich hätt´s ihm gewünscht, aber selbst das hat mich nicht berührt. Mit war klar, dass man nicht ewig lebt und wenn ich mal sterbe, möchte ich auch nicht, dass Frau und Kinder wochen- oder monatelang um mich trauern.
Alles ist eben vergänglich, darüber muss man nicht trauern oder Mitgefühl zeigen. Was mir dagegen echt leid tut ist, dass es Menschen gibt, die in der kurzen Zeit ihres irdischen Daseins, anderen seelisches Leid zufügen. Für Leute die von sowas betroffen sind, kann ich durchaus Mitleid empfinden, besonders für Kinder.
Geht mir auch so. Angst habe ich deshalb nicht, aber ich komme mir doof vor, wenn ich wieder mal was vorheuchle. Es ist nicht schön. Vor allem habe ich das schon kein Leben lang und es wird nicht besserm Ich gehe bereits auf die 40 zu.
Beziehungen sind damit nahezu unmöglich, weil ich nicht die Kraft habe, dem Partner was vorzuspielen. Ich sehe auch keinen Sinn in einer Beziehung, außer vielleicht finanzielle Vorteile.
Aber ich leide unter Einsamkeit. Nur, wie gesagt, dieses ständige Geheuchle ist mir zu anstrengend und ich weiß nicht, wie man das verheimlichen kann.
Ich habe dsdurch das Gefühl, etwas im Leben zu verpassen.
Sowas ist vielleicht nicht schön, aber noch lange nicht so schlimm wie du denkst. Du bist dadurch nicht gleich ein Monster und irgendwie wirkt es so, als würdest du dich für eines halten.
Ich würde dir einfach den Tipp geben viele Bücher aus der Ich-Perspektive zu lesen, um dich besser in andere Personen hineinversetzten zu können. Du wirst ja auch ohne Mitgefühl andere Menschen trösten können, dann tu das doch auf deine Weise und selbst das kann schon helfen. Auch wenn du eben nicht richtig nachempfinden kannst, wie es der anderen Person geht.
Es kann sein, dass es biologisch zusammen hängt. Es gibt eine Stelle im Gehirn, das Empathie empfinden kann, wenn jedoch die Nervenbahnen zu dieser Empathiestelle kaputt ist, kannst du nicht empathisch sein. Oder in der Erziehung ist irgendwas schief gelaufen, sodass du wenig Empathie entwickelt hast.
Du kannst dich hier selbst testen:
http://www.psychotherapiepraxis.at/surveys/test_psychopathie.phtml
Nicht alle mit psychopathischer Persönlichkteisstruktur sind übrigens zwangsläufig "schlechte Menschen". Psychopathen sind z. B. ausgezeichnete Führungspersönlichkeiten. Alles Gute!