Ich muss umziehen, mein Mann will aber nicht. Bin ich egoistisch?
Vor knapp 12 ½ Jahren bin ich zusammen mit meiner Tochter, die zum damaligen Zeitpunkt gerade mal acht Monate alt war, nach Österreich gezogen - der Liebe wegen. Ich ließ für ihn alles in Deutschland zurück. Meine Familie und meine Freunde. Ich begnügte mich damit, dass ich sie einmal im Jahr gesehen habe. Rein aus Interesse hatte ich meinen Ehemann gefragt, ob er mit mir nach Deutschland gehen würde, wenn ich zurück möchte. Er sagte immer Ja. Das gab mir irgendwie Sicherheit und das reichte mir.
Mir wurde schon sehr früh bewusst, dass mir meine Familie und meine Freunde fehlen, die ich in Deutschland zurückgelassen habe. Ich schob es auf das übliche Heimweh. Und ich sagte mir, dass es nicht schlimm ist, den ganzen Tag alleine zu sein. Ich habe ohnehin eine Sozialphobie.
Nur, ich ertrage es nicht mehr. Ich habe es bisher allerdings nie konkret angesprochen und immer behauptet, dass alles in Ordnung ist.
Jetzt scheint es aber notwendig zu werden, tatsächlich nach Deutschland umzuziehen – diverse Gründe, die ich nicht näher erläutern möchte – und als ich meinen Ehemann diesmal fragte, ob er mitkommen würde, lautete seine Antwort Nein.
Er kann seine Familie und seine Freunde nicht zurücklassen und die Sicherheit, die sie ihm bieten.
Er schiebt das auf seinen Opa, der krank ist und Hilfe bei manchen Dingen benötigt. Aber sein Opa ist nicht allein. Er hat seine Tochter, seinen Schwiegersohn und Freunde. Und als ich meinte, dass es mir mit meiner Mutter irgendwann so gehen wird, nur das ich nicht für sie da sein kann, sagte er nur, dass ich „am Telefon für sie da sein kann“.
Ist es unfair, das ich das egoistisch finde, weil ich alles für ihn aufgegeben habe? Dass er nicht bereit ist, für seine Familie, seine Frau und Tochter, in ein anderes Land zu ziehen und bei null anzufangen, wie ich es für ihn gemacht habe?
7 Antworten
Um mal ganz konkret die Frage zu beantworten. Nein, es ist nicht ungerecht diese Verhaltensweisen egoistisch zu finden.
Aber die Frage hier sollte anders gestellt werden.
"Kann ich von jemanden tatsächlich erwarten, dass er genau dasselbe tut, was ich für ihn getan habe?"
Nein, dass kann man leider nicht. Wir leben in einer Welt, wo jeder zuerst an sich denkt. Du hast für ihn alles aufgegeben und bist ihm bis dahin gefolgt. Er zeigt dir ganz klar nach 12 Jahren, dass er das nie für Dich gemacht hätte und jetzt auch nicht dazu bereit ist.
Ich finde jedoch, dass keiner an dieser Situation Schuld hat. Das ist das Dilemma der Ferne. Man kann beide Seiten verstehen. Du vermisst deine Familie, Freunde und hast anscheinend auch noch andere (wichtige) Gründe zurück zu gehen. Er aber will seine Komfortzone nicht verlassen, weil er Pflichten für seine Familie hat (die man respektieren sollte).
Dieses Problem ist in vielen Fällen leider kaum lösbar. Man kann sich nur auf Kompromisse einigen wie z.B. das man 5 Jahre in DE lebt danach 5 in Östereich etc. Aber ob das wohl gut für die Karriere, das Kind und den Kontakt zu der Familie wäre ist wieder mal eine andere Frage..
Viel Glück und lass dich nicht unterkriegen.
Das kann gut sein. Fernbeziehungen haben nach meiner Erfahrung kein langes Haltbarkeitsdatum. Jedoch lebst du nur einmal. Und du solltest aufgarkeinen Fall dein Leben wegwerfen und dort bleiben, wenn du unglücklich bist.
Viel Erfolg. Das packst du.
sagte er nur, dass ich „am Telefon für sie da sein kann“.
Dann sag ihm doch mal, dass er für seinen Opa per Telefon da sein kann :D
Naja schwierig. Was erwartest du? Ich denke nicht, dass du von ihm erwarten kannst, sein Leben und seine Familie aufzugeben, nur weil du das damals auch getan hast. Ich finde es nicht in Ordnung das von ihm zu verlangen, nur weil du Heimweh hast. Was natürlich auch verständlich ist. Vielleicht würde ich mir eher überlegen, wie es für dich möglich ist, deine Familie öfter (oder länger) zu besuchen statt direkt umzuziehen.
Außerdem würde ich nicht die Meinung eurer Tochter komplett außen vor lassen. Schließlich verlangst du auch von ihr, ihr Leben aufzugeben - was sie vielleicht gar nicht möchte.
Danke dafür, das du dir die Mühe gemacht hast, auf die Frage zu antworten: Ich muss aber gleich einwerfen, das ich gar nichts verlange und das der Umzug eventuell zwingend notwendig ist. Es geht nicht darum, meine Familie öfter zu sehen. Das ließe sich auch anders bewerkstelligen.
Das habe ich in der Fragestellung aber auch mit reingeschrieben
Ich möchte nur wissen, ob es egoistisch ist, wie ich das Verhalten meines Mannes empfinde. Weil diese Gründe, auf die ich auch jetzt nicht eingehe, wirklich wichtig sind.
Ja das ist halt schwer zu beurteilen, wenn man diese Gründe nicht kennt. Geht es denn um langfristiges umziehen? Oder nur vorübergehend dort zu wohnen?
Ich verstehe, das es schwierig ist, etwas zu beurteilen, wenn man die Gründe nicht kennt. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, weil es die Privatsphäre meiner Familie verletzen würde. Aber das Umziehen wäre wohl erstmal nur vorübergehend
Weiß er denn, dass es nur vorübergehend wäre? Dann würde sich sicher eine Möglichkeit finden lassen, um mitzukommen - es sei denn, sein Beruf ist da jetzt sehr unflexibel. Dann würde ich aber auch verstehen, wenn er da bleiben möchte. Wäre dann ja auch keine Trennung auf ewig. Und wie gesagt - würde ich mal eure Tochter fragen, ob sie da überhaupt mitwill oder beim Papa warten, bis du wieder da bist.
. Es geht nicht darum, meine Familie öfter zu sehen. Das ließe sich auch anders bewerkstelligen
daran hindert dich doch keiner. du verdienst ja (hoffentlich) dein eigenes Geld. Buch dir ein Flug, Zugticket, schnapp dir dein Auto und besuch deine Familie. dein Mann und deine Tochter müssen ja nicht jedes Mal mit kommen wenn sie nicht wollen
Ich bin nicht der Grund, warum es vielleicht zwingend notwendig wird. Wir würden nur dann bei meiner Familie wohnen, weil ich für vorübergehend kein Haus und keine Wohnung mieten will. Meine Eltern haben viele freie Zimmer in ihrem Haus.
Du hast Recht. Ohne das ich Gründe nennen kann, war die Frage etwas unbedacht. Trotzdem Danke, das du mir helfen wolltest
Hier verweise ich auf den letzten Kommentar an HarmonyZ :) Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung
Ich bin nicht der Grund, warum es vielleicht zwingend notwendig wird. Wir würden nur dann bei meiner Familie wohnen, weil ich für vorübergehend kein Haus und keine Wohnung mieten will.
und wieso willst du das nicht? könnt ihr euch keine Miete mehr leisten weil ihr solche finanziellen Schwierigkeiten habt? Das wäre für ich ein Argument so weit umzuziehen - eben weil ich da wo kostenlos/sehr günstig wohnen könnte.
Möchtest du einfach nur Geld sparen und geht sich ne eigene Wohnung aber finanziell aus, dann verstehe ich aber deinen Mann. Nicht jeder möchte zusammen mit den Schwiegereltern in einem Haus leben. für mich wäre da auch nur ne eigene Wohnung in Deutschland ne Option - aber da würden ja auch wieder wieder Miete bezahlen und somit müssten wir da ja auch nicht umziehen. ob ich in Deutschland oder Österreich Miete bezahle ist egal.
h. Und ich sagte mir, dass es nicht schlimm ist, den ganzen Tag alleine zu sein. Ich habe ohnehin eine Sozialphobie.
genau das ist das Problem - du bist seit 12 Jahren!! den ganzen Tag alleine. Such dir eine sinnvolle Beschäftigung wo du auch unter Leute kommst. Deine Sozialphobie wird nicht besser wenn du dich zu hause versteckt und dir wird auch in Deutschland nicht besser werden. geh arbeiten oder hilf wo ehrenamtlich aus etc.
Jetzt scheint es aber notwendig zu werden, tatsächlich nach Deutschland umzuziehen – diverse Gründe, die ich nicht näher erläutern möchte
ohne die Gründe zu kennen kann man das Nein deines Mannes nicht verstehen. Dazu kommt es noch dass ihr euch in 12 Jahren in Österreich eine existenz aufgebaut habt. Ihr müsstest evt euer Haus verkaufen, er muss seinen Job aufgeben und in Deutschland einen neues Suchen (je nach Alter und bisherigem Gehalt wird das evt gar nicht so einfach werden).
Ist es unfair, das ich das egoistisch finde, weil ich alles für ihn aufgegeben habe?
ja und nein. Du hast alles für ihn aufgeben, aber es war damals deine eigene freie Entscheidung. Er müsste aber nun nach Deutschland ziehen, obwohl er es nicht will. Klar hat er einmal gesagt er würde auch nach Deutschland ziehen - nur über de Jahre hinweg kann man eben seine Meinung ändern
Dass er nicht bereit ist, für seine Familie, seine Frau und Tochter, in ein anderes Land zu ziehen und bei null anzufangen, wie ich es für ihn gemacht habe?
Vielleicht denkt er eben genau an die Tochter auch. Die wird auch aus ihrem sozialem Umfeld gerissen. Sie muss die Schule wechseln mit evt total anderem Schulstoff, sie wird ihre Freunde evt nie wieder sehen (ihr werdet kaum extra mehrmals im Jahr nach Österreich fahren damit sie ihre Freunde sehen kann).
ich nehme also mal an dass 2 Familienmitglieder in Österreich bleiben wollen und 1 Familienmitglied nach Deutschland will. also müssten 2 Leute unglücklich werden damit du glücklicher wirst. Ist das denn nicht auch unfair?
Wenn ich der Grund wäre, dann wäre vieles einfacher
Offensichtlich bist du bereit, mehr für ihn zu leisten und auf Dinge zu verzichten, als er für dich. Was das bedeutet, wirst du sicher selbst wissen...möchte an der Stelle gerne sagen, wie leid mir das für dich tut. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich von ihm im Stich gelassen und vielleicht auch hintergangen fühlst...er hat dich ja jahrelang angelogen oder falsche Versprechungen gemacht.
Ich kenne einen Mann, der ne ähnliche Beziehung hatte. Sie zog aus einem anderen Bundesland (mehrere Stunden weg) für 7 Jahre zu ihm, kannte in der neuen Stadt niemanden und während sie arbeiten ging und abends dann meist zuhause war, ging er nach der Arbeit Shisha rauchen...bis spät in die Nacht. Jeden Tag. Jahrelang. Irgendwann hielt sie das nicht mehr aus, schließlich hat sie alles für ihn aufgegeben und er ging jeden Tag ohne sie mit Freunden weg, erwartete dann aber, dass sie zuhause alles regelt. Wie die Trennung genau ablief, weiß ich nicht, nur, dass sie ausgezogen ist und jetzt wieder ihr eigenes Leben lebt. Er geht weiterhin jeden Tag Shisha rauchen. Für ihn hat sich nichts geändert, obwohl seine Ex-Freundin weg ist....finde ich schon krass, wirkt so unberührt und kalt.
Raten kann ich dir nur: denke lieber an dich und auch deine Kleine. Du solltest nach euch beiden schauen, wenn dein Mann schon so drauf ist...kann zwar verstehen, dass er sich Sorgen um Angehörige macht, aber...naja irgendwo ist eine Ehe ja auch die neue Familie, die Vorrang haben sollte. Das egoistisch zu finden, ist vollkommen legitim, mach dir da bitte keinen Kopf und lass dir nichts einreden. So oder so, egal was du tun wirst, arbeite für die Zukunft an deiner Sozialphobie (kenne das), damit du auch deiner Kleinen ein Vorbild sein kannst und auch selbst wieder mehr vom Leben hast! Unternimm Dinge, die du schon länger tun wolltest und entdecke dich neu! Ich wünsche euch alles Gute.
Die Meinung kann sich ändern über die Jahre. Aber vermutlich ist das nicht der Fall.
Das er seine Familie, Freunde etc nicht verlassen will, kann ich verstehen. Aber von dir etwas zu verlangen das für ihn selbst nicht in Frage kommt, ist sehr egoistisch. Für mich klingt er sehr lieblos. Vll wäre mal eine Paartherapie ganz gut.
Kaum Lösbar trifft den Nagel auf den Kopf. Schlussendlich wird es wohl darauf hinauslaufen, das mein Kind und ich alleine zu meiner Familie zurückkehren. Und ob eine Fernbeziehung/Ehe lange hält, bezweifle ich