Hund das U-Bahnfahren beibringen?

6 Antworten

Je nachdem was deiner Hündin Angst macht würde ich erstmal zu einer ruhigen Zeit zu einem S-/U-Bahnhof gehen und dann abwarten, ob die Menschen bereits blöd sind, das Einsteigen ihr Angst macht und wie sich in dem Zug am wohlsten fühlt (auf deinem Schoß oder falls sie dazu zu groß ist zwischen deinen Beinen).

Erwarte am Anfang nicht zu viel von deiner Hündin und beende den Ausflug solange sie noch keinen Stress zeigt. Und wenn das beim ersten Versuch schon ist sobald sie die vielen Menschen sieht dann ist das erstmal so.

Wenn sie Fressen annimmt dann möglichst hochwertig belohnen.

In der Hundeschule sind wir in den stehenden Zug kurz eingestiegen. Mittlerweile gehen wir zum Mantrailing auf den Bahnhof und meine Hunde ignorieren die Menschen und die ein- und ausfahrenden Züge.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Ich bin Dorfkind mit Dorfhund, wollte aber trotzdem, das sie für den Fall der Fälle alles kennt und mitmacht. Klein-Nami war vieles zu Anfang gruselig (Autos, LKW, Trecker, der Holzkran am Sägewerk etc.), wir sind dann immer extra irgendwo hingegangen, wo es ganau solche "Ungeheuer" zu finden gab. Einige Würfelchen Käse oder Fleischwurst im gepäck hab ich mich dann ganz einfach hingesetzt und nichts Spannendes getan, sie schnuppern und schauen lassen. Nach einiger Zeit wurde sie dann ruhig und sogar etwas gelangweilt, dann gabs einen Snack und wir haben uns alles aus der Nähe angeschaut.
Bei Bahnen ist das vielleicht schwieriger aber beim Bus hab ich einfach mal mit dem Fahrer gesprochen und gefragt, ob wir uns das alles mal beim stehenden Fahrzeug anschauen dürfen, einsteigen, drin rum spazieren, aussteigen etc. damit des den Hund nicht gruselt. Drinnen dann nochmal ein Snack, soll sich ja auch lohnen ;)
Nachdem das geklappt hat sind wir dann mal eine kurze Strecke mitgefahren, spazierengegangen und wieder zurückgefahren.

Es hat ein wenig gedauert aber nach einiger Zeit war ihr wirklich nichts mehr unheimlich außer sowas wie eine Wackelbrücke - was ja auch Sinn macht weil dei Pfoten leicht wegrutschen können.

Das Wichtigste erst mal: Zeit, Zeit, Zeit!

Wenn du sie erst seit kurzem hast, ist das Wichtigste, sie ankommen zu lassen, an eurer Bindung zu arbeiten, ihr zu vermitteln dass sie bei dir in Sicherheit ist und Routine in den Alltag zu bringen. Erst wenn sie dir vertraut, ihre neue kleine Welt kennt und sich wohlfühlt, kannst du anfangen solch angsterregende Sachen zu üben. Wir haben unserem Tierschutzhund 3 Monate bis zum ersten Spaziergang gegeben, 5 Monate bis zum Autotraining und 7 Monate bis zum Bahntraining. Kein Stress!

Wenn ihr soweit seid, machst du zuerst Spaziergänge zu einem kleinen Bahnhof und lässt sie in aller Ruhe gucken. Das mehrfach, bis sie das alles kalt lässt. Als nächstes machst du es am besten so wie von Tierglueck beschrieben: erst mal nur in eine stehende Bahn rein, Leckerli geben, wieder raus. Die Bahn muss ein angenehmer Ort für sie sein und sie muss sie freiwillig betreten. Nicht reinziehen, lass dem Hund die Wahl ob er reingeht! Wenn das für sie kein Problem mehr ist, fahr erst mal eine Station mit ihr. Und dann darauf aufbauen.

Das Allerwichtigste ist, das der Hund freiwillig mitmacht und du mit viel Zeit, Geduld und Lob arbeitest, niemals mit Druck! Egal wie lang es dauert. Du richtest dich nach deinem Hund und nicht umgekehrt!

Meinen total verängstigten Tierschutzhund habe ich dann anfangs auf den Arm genommen, und während er sich an mich schmiegte, klappte das Alles problemlos.

Ich wohne neben einem Bahngleis, Züge gesehen und gehört hat sie also immer. Anfangs wollte sie noch zurückweichen, ich habe ihr Raum gelassen und ihr Sicherheit geboten. Hab mich also auch hingekniet und sie durfte zu mir kommen. Dafür brauchte ich aber natürlich erst ihr Vertrauen, das baut man nicht innerhalb paar Tagen auf.

So hat sie sich ans Geräusch gut gewöhnt, das war schon mal praktisch.

In der Hundeschule haben wir dann immer mal wieder einen kleinen Bahnhof besucht. Einfach nur den Zug beobachtet, wie er anhält, Menschen ein- und aussteigen, und er wieder abfährt. So kannte sie also auch das schon.

Dann bin ich mit ihr zu unserem Bahnhof zu einem Zug, der immer 10min bei uns steht. Ich hab eine Tür, bei der es flach reingeht, geöffnet und offen gehalten. Hund an langer Leine, damit ich sie nicht hinziehe. Und dann einfach gewartet, damit sie alles anschauen konnte. Wenn sie bis zu mir kam, hat sie was bekommen. Nach einiger Zeit schlich sie dann vorsichtig rein, wurde da belohnt, es ging mit mir wieder raus. Und das immer wieder. Wir sind dann auch mal langsam durch das Abteil gelaufen und wieder raus, alles sehr ruhig und positiv verknüpft.

Dann mal nur eine Station gefahren, um sie nicht zu stressen.

So habe ich es sehr langsam aufgebaut.

Aber bitte warte noch damit, der Hund muss erstmal alles Zuhause und in der Umgebung kennenlernen und er muss Vertrauen fassen. Das ist erstmal das Wichtigste. Und wenn du dir unsicher bist (im Internet und auf YouTube gibt es ganz vielen Blödsinn und niemand sieht dich und deinen Hund. Jeder Hund ist individuell!), dann Hundetrainer:in zu dir nach Hause und zwar jemand, der:die sich mit Tierschutzhunden auskennt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hund mit Verhaltensauffälligkeiten