Hund aus Spanien adoptieren?

8 Antworten

Wie groß ist die Orga? Und vermittelt sie direkt aus der Tötung? Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass einige Orgas die Hunde gar nicht richtig kennen (können) und "geschönte" Beschreibungen verfassen. Da kann es auch passieren, dass sich der "sensible Hund, der Zeit zum Auftauen braucht" als Angsthund rausstellt.

Ein Beispiel: Bevor ich meine Hündin gefunden habe, haben mein Ex-Freund und ich nach einem Zweithund zu unserer sehr sensiblen und ängstlichen Hündin gesucht. Wir suchten also einen nicht zu großen, selbstbewussten Hund, der die Hündin nicht mobbt oder anderweitig "negativ" für sie ist. In der engeren Auswahl war auch ein Rüde aus Spanien - angeblich mit allem und jedem verträglich, verschmust, zurückhaltend, aber nicht ängstlich. Auf meine Nachfrage, wie genau er mit Hündinnen getestet wurde, kamen sie irgendwann damit rüber, dass das so direkt gar nicht möglich war, es aber keine Zwischenfälle gab (Tötung und Pflegestelle). Je spezifischer ich nachgefragt habe, desto mehr haben sich plötzlich die Reisebedingungen geändert (Landtransport statt Flug, nur ein Sammelpunkt in D, ...) Nach meiner Frage, ob der Hund zurückgenommen wird, wenn es zwischen den Hunden nicht passen sollte, kam nur ein "darüber muss man sich vorher Gedanken machen", bevor der Kontakt abgebrochen wurde. Wenn wir einen Einzelhund gesucht hätten, wären wir das Risiko vielleicht eingegangen, aber nicht als Zweithund.

Man kann bei Hunden aus dem Auslandstierschutz wahnsinniges Glück haben und einen (ungeschliffenen) Diamanten bekommen. Ich kenne sogar "Rumänen", die als Therapiehunde eingesetzt werden. Man kann aber auch einen traumatisierten Hund bekommen, der immer sein Päckchen zu tragen hat. Oder man erwischt so eine Hündin wie "meinen" Peki-Mix. Sie lebt schon einige Jahre bei meinen Eltern und wird trotzdem immer ein misstrauischer "Straßenhund" bleiben.

Wenn man nicht viel Erfahrung hat, empfehle ich Organisationen, die mit Pflegestellen zusammenarbeiten. Dort kann man den Hund nicht nur kennenlernen, man erkennt auch, wie er sich entwickelt. Eine Tötungsstation/ein überfülltes Tierheim kann man nicht mit einem Leben im Haus vergleichen.


Ist es nicht sehr riskant, einen Hund zu adoptieren, den man nur vom Foto und von einer Beschreibung her kennt?

Ich habe einen Hund von den Straßen Bulgariens adoptiert und würde es jederzeit wieder tun. Dabei lief alles ganz genauso ab, wie du es geschildert hast. Voruntersuchung, Impfung, Pass etc. Hat alles wunderbar geklappt.

Ich kannte den Hund ebenfalls nur von Fotos/Videos und konnte mich nur darauf verlassen, wie er mir beschrieben wurde. Natürlich ist das mit einem Risiko verbunden, man kann nicht sicher wissen, was man sich da genau ins Haus holt. Entweder geht man dieses Risiko ein oder eben nicht. Das sollte man sich für vorher überlegen, denn dir muss dabei klar sein, dass sie den Hund nicht zurück transportieren können bzw. wollen, ihn also nicht wieder zurück nehmen werden - wie z. B. ein kolanter Züchter das tun würde.

Deshalb gibt es auch diese ausführlichen Gespräche und die Vorkontrolle. Sie wollen sicher gehen, dass der Hund auch ein Zuhause für immer gefunden hat. Was ja auch wichtig und richtig ist. Aber, sie wollen das Tier auch vermitteln. Bedeutet, es kann auch vorkommen, dass Verhaltensauffälligkeiten verharmlost oder manchmal sogar nicht erwähnt werden. Das ist von der Organisation abhängig, die meisten sind meiner Erfahrung nach da aber aufrichtig, denn sie möchten ja auch, dass ihr gerettetes Tier dauerhaft gut aufgehoben ist.

Wenn der Interessent nicht weiß, worauf er sich einlässt, ist die Gefahr, er gibt das Tier wieder ab, natürlich deutlich höher. Genau das wollen die meisten vermeiden, da sie die Tiere nicht aus commerziellen Zielen aufnehmen und vermitteln, sondern aus ethischen Gründen bzw. aus Tierliebe. Weshalb sie meist auch ehrenamtlich arbeiten und deshalb auf Spenden angewiesen sind. Was ich damit sagen will: Im Regelfall kann man diesen Tierhilfsorganisationen vertrauen und tut gut daran, diese zu unterstützen. Mit einer Adoption tust du genau das!

Hat jemand hier damit Erfahrungen? Sind die Hunde nicht traumatisiert?

Das ist im Bereich des Möglichen. Desto älter der Hund, desto wahrscheinlicher ist auch, dass er schon negative Erfahrungen machen musste. Ich hatte bei meinem Schützling da sehr viel Glück. Er wurde nur zwei Tage auf der Straße beobachtet, bevor man ihn aufnahm und er wurde auch direkt an mich vermittelt. Also musste er dort "nur" 9 ein halb Wochen im Zwinger verbringen. Auch wurde er auf gerade mal 8 Monate geschätzt. Er ist total lieb, sehr souverän mit anderen Hunden und liebt jeden Menschen - sucht sogar den Kontakt.

Auch bei lauten Geräuschen, der Türklingel oder ähnliches bleibt er total entspannt. Im Auto oder in anderen Räumlichkeiten verhält er sich ebenfalls ruhig. Deshalb gehen wir davon aus, dass er keine wirklich traumatischen Erlebnisse hatte. Aber, er wurde ausgesetzt und das hinterlässt bei jedem Hund Spuren. Bei ihm äußert sich das, indem er starke Verlustängste zeigt oder besser gezeigt hat. Anfangs konnte ich nicht den Raum verlassen, aber mit viel Training kann ich ihn mittlerweile sogar schon eine Stunde stressfrei alleine Zuhause lassen.

Trotzdem gab und gibt es immer - bei jedem Hund - Baustellen. Die Organisation erzieht den Hund nicht vorher für dich und meistens sind die ausgesetzten Hunde auch unerzogen, so wie meiner auch, als ich ihn bekam (hat ja einen Grund, warum sie auf der Straße landen). Meiner hatte z. B. anfangs Angst vor dem Halsband und wollte nicht ins Auto. Man wird nie wissen, was da mal vorgefallen ist. Man braucht viel Einfühlungsvermögen und Geduld für Hunde mit einer Vorgeschichte. Hör auf dein Bauchgefühl ;-)

Gruß

Hast du/deine Familie Erfahrungen mit Hunden? Besonders wenn es sich um Straßenhunde und/oder traumatisierte Hunde handelt, dann wäre ein bisschen Erfahrung vorher wirklich hilfreich. Wenn ihr also ein Gefühl für Hund habt, dann sollte das kein Problem sein. Wenn ihr aber wenig Erfahrung im Umgang mit Hunden habt, dann wäre das wohl nicht die leichteste Einstiegssituation.

Außerdem sollte man sich um einen Plan B Gedanken machen: Unterstützung von Hundetrainern, vom ansässigen Tierheim usw.

Es kann jedem passieren, dass der Hund plötzlich ganz anders ist als erwartet, aber meist lässt sich das leicht wieder hinbiegen und liegt nur an einfachen Dingen (Reisestress, ungewohnte Gerüche, zu viele Menschen, etc.). Dennoch gibt es auch schwierige Fälle. Und nicht jeder Hund ist zum Familienhund und nicht jede Familie für den Hund gemacht. (Besonders bei Straßenhunden, bei "normalen" Hunden, die bisher ein unbeschwertes Leben hatten, ist es leichter)

Die Leute von der Tiervemittlung werden im Normalfall auch nur gut sozialisierte, freundliche Hunde nach Deutschland vermitteln. Der Aufwand ist ja relativ hoch, "Risikotiere" zu vermitteln, würde nur unnötig viel Geld kosten und dem Ruf schaden.

Also wir haben 4 Hunde drei davon aus Spanien, einen aus Bulgarien. Alle aber von der selben Tierschutzorganisation. Unsere erste Hündin aus Spanien haben wir vor 9 Jahren geholt. Da war sie 3 Jahre alt und war kurzzeitig auf einer pflegestelle. Sie war damals in der Zeitung inseriert. Wir haben sie als zweithund zu unserer mittlerweile verstorbenen Hündin geholt und es war von Beginn an ein traumhund. Unsere zweite Hündin aus Spanien haben wir vor 5 Jahren als Welpe geholt, auch hier hat alles gut funktioniert. Und unseren Rüden haben wir vor fast 2 jähren ebenfalls als 5 Monate alten Welpen ( Ratonero bodeguero) aus Spanien adoptiert, er und seine Geschwister haben dort halb verhungert, eingesperrt in einem dunklen Schuppen, die Hölle erlebt. Er kam direkt aus Spanien zu uns und er ist ebenfalls ein traumhund, in manchen Situationen noch etwas ängstlich, aber es ist immer besser geworden und mittlerweile hat er kaum mehr Angst. Ich würde immer wieder Hunde von dort adoptieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wir haben unseren auch von so einer Vermittlung. Die, wo wir ihn herhaben, machen das nur in Notfällen so wie bei Dir beschrieben. Im Normalfall werden die Hunde dort geholt und wohnen dann bis zur Vermittlung in der Vermittlung angeschlossenen Pflegefamilien. Einen Straßenhund "ungesehen" zu adoptieren, gerade, wenn er schon ein paar Jahre draußen war, ist natürlich ein Risiko.

Ansonsten / weiterhin hätte ich genau das auch geschrieben, was "Virgilla" unten schon geschrieben hat. Kann ich zu 100% unterschreiben.