Hilfe bei einer Gedichtinterpretation?!
Hallo, Welt. :)
Ich hätte die Frage, ob mir jemand bei meiner Gedichtinterpretation "An eine vortreffliche, schöne und tugendhafte Jungfrau" von Johann Georg Greiflinger helfen könnte. Wer das Gedicht nicht kennen sollte: Voilà!
Gelbe Haare, güldne Stricke, Taubenaugen, Sonnenblicke, Schönes Mündlein von Korallen, Zähnlein die wie Perlen fallen,
Liebliches Zünglein in dem Sprachen, Süßes Zürnen, süßes Lachen, Schnee- und lilienweiße Wangen, Die voll Roter Rosen hangen,
Weißes Hälslein gleich den Schwanen, Ärmlein, die mich recht gemahnen, Wie ein Schnee, der frisch gefallen, Brüstlein wie zween Zuckerballen.
Lebensvoller Alabaster Große Freundin aller Laster, Frommer Herzen schöner Spiegel, Aller Freiheit güldner Zügel,
Ausbund aller schönen Jugend, Aufenthaltung aller Tugend, Hofstatt aller edler Sitten: Ihr habt mir mein Herz bestritten!
Natürlich habe ich mich mit dem Gedicht bereits auseinandergesetzt. Es stammt aus der Zeit des Barock, ist jedoch kein Sonett und keinem der drei Hauptmotive des Barock zuzuordnen (oder?). Hat 5 Strophen à 4 Verse, Liebeslyrik, Paarreime, soweit ich mich nicht täusche ist das Metrum ein Trochäus. Reicht nur leider nicht für eine Interpretation. ;D Kann mir jemand evtl ein paar Ansätze geben? Ich find' das Gedicht wirklich schwierig & finde nichts zum hineininterpretieren.
Vielen Dank im Vorraus. :)
3 Antworten
Ich kann Gedichte leider nicht zuordnen. Aber bei diesem Gedicht fällt mir auf, dass es eine Frau beschreibt, die anscheinend sehr schön aber auch sehr schwierig zu sein scheint - heute würde man sagen .. "zickig".
Mir ist das augefallen - weil es in unserer Nachbarschaft auch eine gibt, die man so beschreiben könnte. Das Gedicht hätte bei uns also sogar direkt einen Namen ;-).
Die Haare werden z.B. als güldne Stricke bezeichnet. Mit Stricken bindet man aber jemanden fest :-)
Liebliches Zünglein in den Sprachen ...süßes Zürnen.... (Zicke halt!!!)
uiii und dann noch ... große Freundin aller Laster !!!
Da ist noch mehr in dieser Art zu entdecken.
Vielleicht kannst du es ja brauchen. Viel Erfolg!
Dankesehr.:) Gebrauchen kann ich das mit Sicherheit. Ich bin bei diesem Gedicht wirklich über jede Hilfe froh. :)
"Große Freundin aller Laster, Frommer Herzen schöner Spiegel" - ich halte das Gedicht sehr wohl für ein typisches Barockgedicht (zwar kein Vanitas, aber der Frauenlob!). das eingangs genannte Zitat erscheint mir sehr bedeutsam: die Freundin aller Laster hatte ich sogar eher so verstanden - dass diese Angebetete mit "Pferde stehlen" würde. "frommer herzen schöner Spiegel" - scheint mir sogar die Basisaussage des Gedichts zu sein: ähnlich wie im Minnesang ist die im Gedicht verherrlichte keine echte Frau ist/sein soll, sie ist Spiegel des Dichters, seiner Ideale etc.
viel erfolg
Sorry, das Gedicht zeigt es ja wunderbar hilfreich an. ;)
Hier nochmal, da sieht man dann vielleicht auch die Verse ein wenig besser.
An eine vortreffliche, schöne und tugendhafte Jungfrau
Johann Georg Greiflinger (1620-1677)
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Gelbe Haare, güldne Stricke,
Taubenaugen, Sonnenblicke,
Schönes Mündlein von Korallen,
Zähnlein, die wie Perlen fallen,
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Liebliches Zünglein in dem Sprachen,
Süßes Zürnen, süßes Lachen,
Schnee- und lilienweiße Wangen,
Die voll roter Rosen hangen,
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Weißes Hälslein gleich den Schwanen,
Ärmlein, die mich recht gemahnen
Wie ein Schnee, der frisch gefallen,
Brüstlein wie zween Zuckerballen,
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Lebensvoller Alabaster
Große Freundin aller Laster,
Frommer Herzen schöner Spiegel,
Aller Freiheit güldner Zügel,
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Ausbund aller schönen Jugend,
Aufenthaltung aller Tugend,
Hofstatt aller edler Sitten:
Ihr habt mir mein Herz bestritten!
Wie gesagt, für Anregungen wäre ich sehr dankbar. :) Und falls etwas von meinen derzeitigen Erkenntnissen falsch sein sollte, wäre ich über eine Berichtigung auch sehr dankbar. ;)
Merci.