Gedichtsinterpretation zu "Was ein Kind gesagt bekommt"?
Hallo, da wir nächste Woche eine Klassenarbeit zum Thema Gedichtinterpretation schreiben, würde ich mich sehr freuen wenn ihr mir kurz eure Meinung zu diesen von mir verfassten Hauptteil einer Gedichtsinterpretation mitteilt. Ich bin wirklich verzweifelt weil ich nicht weiß ob der Aufbau der Interpretation stimmt! Danke!
Das Gedicht besteht lediglich aus Verboten (V.8 „Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen“), Geboten (V. 2 „Man spart für den Fall des Falles“) und Regeln/ Gesetzen (V. 1 „Der liebe Gott sieht alles“). Die korrekte Rechtschreibung, die Einhaltung der Zeichensetzungen und der jeweils neue Zeilenbeginn eines Verses zeigen außerdem eine gewisse Strenge und drücken die Tatsache aus, dass diese Vorschriften eingehalten werden müssen, nicht mehr zu ändern sind und Verhandlungen nicht zugelassen werden. Das Gedicht weißt keine Strophen aus, sondern nur einzelne Verse. Ein Paarreim (aa/bb) ist allerdings erkennbar, ein Metrum allerdings nicht. Allgemein ist die Sprache eher sachlich und nicht prosaisch bzw. gekünstelt gehalten. Der Satzbau ist zudem einfach und nicht abwechslungsreich, kurz gesagt kindgerecht. Diese Tatsachen führen zu dem Schluss, dass das lyrische ich unbedingt will, dass der Adressat, die Kinder, alles versteht was es ihnen zu sagen hat. Die Vermutung liegt also nahe, dass das lyrische ich aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt, der den Kindern klar machen will, was sie zu tun haben und wo sie stehen. Eine Rangordnung ist im Gedicht zudem gut erkennbar, Gott als das allmächtige Wesen, das alles sieht (V. 1 „Der liebe Gott sieht alles“), was außerdem einschüchternde Wirkung auf die Kinder haben soll, und die Kinder ganz zuletzt, die den Mund zu halten haben (V. 14 „Ein Kind hält den Mund“). Das ist eine soziale Einschränkung, denn das Kind hat in diesem Gedicht nicht das Recht seine Meinung zu äußern bzw. irgendetwas von sich preis zu geben, da ihm gesagt, dass alles was es von sich gibt von vornherein falsch wäre. Im Bezug auf den Titel des Gedichts („Was ein Kind gesagt bekommt“) lässt sich eine Verbindung zum letzten Vers herstellen, da sich hier noch einmal die Rolle des Kindes in der Gesellschaft widerspiegelt, also dass es nicht aktiv mitwirken darf bzw. kann. Bei genauerer Betrachtung dieser Rangordnung fällt ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ins Auge, nämlich die Tatsache, dass im Zentrum des Gedichts geschrieben steht, was das ganze Gedicht ausdrücken soll: „Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen.“(V. 8) Die Zentralaussage des Gedichts in ihrer ganzen Härte. Es ist übrigens auch der einzige Vers im Gedicht, in dem eine direkte Anrede an das Kind vorhanden ist. Dies unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit dieses Verses. Das alles macht die große Ironie deutlich, die in Vers 6 steckt („ Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder.“).
4 Antworten
Ich kenne das Gedicht nicht, finde deine Interpretation aber inhaltlich schlüssig.
Trotzdem habe ich ein paar formale Verbesserungen:
Ich glaube nicht, dass die richtige Einhaltung der Rechtschreibung und Zeichensetzung ein Stilmittel ist. Das ist normal, Schriftsteller machen sowas verrücktes^^.
...weist Paarreim auf, allerdings kein metrum (nur ein allerdings)
prosaisch bedeutet sachlich. Gekünstelt wäre eher lyrisch ;)
Schreib als Adressaten das Kind. Das wäre dann ein pars pro toto (du würdest das Kind schreiben, aber alle meinen) und würde dir helfen, nicht mit Singular und Plural durcheinander zu kommen.
Kleiner Tipp noch für zukünftige Interpretationen: Binde Zitate in den Satz mit ein. Bsp: Das lyrische Ich verlangt vom Adressaten, dass er "den Eltern nicht widersprechen" (V.8) solle.
Ich finde deine Interpretation grottenschlecht und total misslungen.
Man kann das Gedicht einfach nicht angemessen ohne Bezug zum Autor und zur Zeit interpretieren.
Aber selbst wenn man es werkimmanent interpretiert, wie du es machst, stimmt es bei dir doch an allen Ecken und Enden nicht:
Das Gedicht besteht lediglich aus Verboten, Geboten und Regeln/ Gesetzen
"Die schöne Kinderzeit, die kommt nie wieder"?
Die korrekte Rechtschreibung, die Einhaltung der Zeichensetzungen und der jeweils neue Zeilenbeginn eines Verses zeigen außerdem eine gewisse Strenge und drücken die Tatsache aus, dass diese Vorschriften eingehalten werden müssen, nicht mehr zu ändern sind und Verhandlungen nicht zugelassen werden. Das Gedicht weißt keine Strophen aus, sondern nur einzelne Verse.
Das widerspricht doch der Formstrenge, oder nicht?
Die Vermutung liegt also nahe, dass das lyrische ich aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt,
Es gibt in dem Gedicht gar kein lyrisches Ich. Es ist ein sog. "Montagegedicht".
Eine Rangordnung ist im Gedicht zudem gut erkennbar, Gott als das allmächtige Wesen, das alles sieht
"Der liebe Gott sieht alles" - aber gleich danach kommt "Man spart für den Fall des Falles". Wo siehst du denn da eine Rangordnung?
lässt sich eine Verbindung zum letzten Vers herstellen, da sich hier noch einmal die Rolle des Kindes in der Gesellschaft widerspiegelt, also dass es nicht aktiv mitwirken darf bzw. kann.
In welcher Gesellschaft bist du denn jetzt? Möchtest du das Gedicht vom Dritten Reich in die Gegenwart übertragen?
Das alles macht die große Ironie deutlich, die in Vers 6 steckt („ Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder.“).
Einen ironischen Unterton hat das gesamte Gedicht, natürlich auch schon gleich zu Anfang, wenn Brecht als Kommunist sagt, dass der liebe Gott alles sieht. ^^ Das ist die Ironie des Montagegedichtes: Der Autor hält sich vordergründig ganz heraus und kann nur durch die Auswahl und die Anordnung der zitierten Sprüche Akzente setzen.
Ach, und es wurde in beiden Doppelstunden nicht erwähnt, dass es von B.Brecht ist und 1937 im dänischen Exil geschrieben wurde?. ^^ Wie hast du es denn in der Einleitung formuliert? Das wäre eine Kritik am Aufbau: es fehlt der Bezug zur Zeit, zum Autor und zur Gedichtform (= Montagegedicht). Daraus ergibt sich alles Weitere. Wenn du aber zum Beispiel nicht einmal erkannt hast, dass es kein lyrisches Ich gibt, dann muss auch etwas Kritik am Inhalt erlaubt sein. ;-)
P.S.: Es heißt "auseinandergesetzt", und ja: ich kenne das Gedicht. Es gehört zu den bekanntesten von Brecht.
Am anfang schreibt man doch eine einleitung und dann noch wie viel strophen, verse, was für kadenzen und welches metrum das gedicht hat und noch die verschiedenen stilmittel
Danke für die Antwort, aber ich habe doch geschrieben dass das nur der Hauptteil ist :-)
mir würde bei einer interpretation titel, autor, textart, gedichtname, erscheinungsjahr als einleitung reichen. ich gehe aber davon aus dass isis das drüberschreibt :) sprachliche stilmittel sind teil der interpretation und im obigen text auch enthalten.
find ich super. achtung: ... Das Gedicht weist keine Strophen aus... (nicht scharfes ß). das lyrische Ich würde ich immer groß schreiben. ... irgendetwas von sich preis zu geben, da ihm gesagt wird, dass alles... (das wort wird fehlt)
ansonsten - setzen, eins.
Ganz ehrlich, wir haben uns mit dem Gedicht 2 Doppelstunden im Deutschunterricht außeinandergesetzt. Hast du dich überhaupt mit dem Gedicht außeinandergesetzt es beziehungsweise überhaupt ANGESCHAUT? Außerdem wollte ich gar nicht auf eine Kritik des INHALTS raus sondern eher auf den AUFBAU der Interpretation.