Hermann Hesse - Der Steppenwolf - tieferer Sinn?
Soeben habe ich das oben genannte Buch gelesen. Vielleicht kann mir jemand helfen folgende Aspekte zu verstehen:
- Das Radio/ die Radiomusik: Ist das Radio hier ein Gleichnis, für die Wirkung zwischen Bewusstsein und Wahrnehmung ( als Empfänger und Sender)? Harry Haller bemängelt ja, das dadurch, ähnlich wie bei der Musik über ein Radio, die Qualität verfälscht und die eigentliche Wirklichkeit verfärbt wird. Das mit anderen Worten unsere empfundene Realität eine schlechtere Illusion der eigentlichen latenten/verborgenen Wirklichkeit sei? (Zumal die funktionsweise bereits im Vorderen Teil des Buches im Gespräch zwischen Harry und der Vermieterin behandelt wird und somit ein tieferer Sinn anzunehmen ist.)
- Warum wollte Hermine von Harry getötet werden? Ist es der Wunsch nach Vereinigung mit der Welt der "Unsterblichen" wie es Harry in seinem Gedicht beschreibt?
Ich freue mich gespannt auf Ihre Ansichten :)
2 Antworten
Haller erlebt sich als „Steppenwolf“, als ein Doppelwesen: Als Mensch ist er Bildungsbürger, an schönen Gedanken, Musik und Philosophie interessiert, hat Geld auf der Bank, ist Anhänger von bürgerlicher Kultur und von Kompromissen, Träger bürgerlicher Kleidung und mit normalen Sehnsüchten – als Wolf ist er ein vereinsamter Zweifler an der bürgerlichen Gesellschaft und Kultur, der sich für „ein den Bürgern überlegenes Genie“, einen Außenseiter und politischen Revolutionär hält. Die Erlösung liegt in der Verschmelzung dieser beiden Wesen auf einer höheren Ebene.
Auch das Radio ist die Aufforderung über sich hinaus zu wachsen, sich nicht an den Mängeln und Gegensätzen zu ärgern, sondern darüber zu lachen und es als ein Ausdruck der Lebenssituation zu sehen, die durch Humor zu überwinden ist.
Hermine will, dass Haller ihr gehorcht, und kündigt ihm schon bei ihrem ersten Rendezvous an, dass er sie einst werde töten müssen. Sie scheint nicht nur ihr Schicksal, sondern auch seines zu kennen und erklärt ihm, dass sie beide zu den wirklichen, echten, anspruchsvolleren Menschen gehörten, denen „mit einer Dimension zu viel“, die sie zu den „Heiligen“ rechnet, zu denen sie sich und Haller auf dem Weg sieht. Tatsächlich sticht Haller im Drogenwahn ja mit dem Messer in dem Spiel im Theater in den Liebesbiss unter ihrer Brust, so dass der Eindruck entsteht, dass sie verblutet.
Leider nein!
Den „Steppenwolf“ habe ich zwar auch gelesen, aber nicht verstanden, was Herr Hesse den genervten Leser mitteilen wollte.
Entweder hat H. H. beim Schreiben Drogen genommen, oder er wollte für die Literaturexperten große Kunst produzieren.
Wahrscheinlich war Hesse mit der Wirkung Bewusstseinserweiternder Substanzen vertraut und ahnte zumindest, dass sie Schüssel zu tieferen Verständnis sind.
Nicht zuletzt in seinem Siddhartha zeigt sich ja deutlich verständlicher, auf welchen philosophischen Niveau sich Hesse bewegt, wie bündig und authentisch er es formulieren kann. Um die Verkleidung der Kunst schien es ihm nicht gewesen zu sein.