Hauselektrik in USA so sicher wie in Deutschland?

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Nein der Eindruck täuscht nicht. Man braucht sich nur mal anzuschauen wie dort Adern verbunden werden, oder die Anschlussterminals von Steckdosen und Schaltern. In manchen Altbauten findet man dort sogar noch Leitungen die mit Textilisolierung versehen sind.

Die Adern werden dort verbunden indem sie ca. 1" abisoliert werden, dann nimmt man eine Lineman-Zange (amerikanisches Äquivalent zur Kombizange), dann werden die Adern miteinander verdrillt, auf ca. 1/2 bis 3/4" gekürzt und dann ein "Twist-on connector" oder auch als "Wirenut" bezeichneter Plastikfingerhut mit einer innenliegenden konisch zulaufenden Feder aufgeschraubt. Die hier üblichen WAGO Steckklemmen (dort push-in connector) setzen sich dort nur langsam durch. In Altbauten in denen man Textilisolierung findet wurden die Adern teilweise nur verdrillt und dann miteinander verlötet und die Verbindung dann mit Isolierband umwickelt.

Die Schrauben der Anschlussterminals von Lampen und Steckdosen sind allesamt an den Seiten des jeweiligen Geräts (eben Schalter oder Steckdose), damit man auch schön eine geschossen bekommen kann wenn man das Teil aus der Gerätedose holen will. Es sei denn der Elektriker dort hat mitgedacht und das Gerät an den Seiten mit Isolierband umwickelt. Schlechterer Berührungsschutz als hier vor 40 Jahren.

Bei Nachrüstungen von Altbauten erlaubt der NEC das eine dreipolige (mit Schutzleiteranschluss) versehene NEMA-5 Steckdose nachgerüstet werden darf ohne Anschluss eines Schutzleiters. Allerdings muss diese Steckdose dann "GFCI protected" sein, also eine Steckdose mit integriertem FI/RCD. Diese Steckdose muss dann aber auch mit einem Aufkleber "No equipment ground" versehen sein. Die Aufkleber werden bei solchen Steckdosen mitgeliefert.

In den USA wird sehr viel auf den Brandschutz ausgelegt. Warum, kann sich jeder denken.

Es gibt dort seit -zig Jahren die Brandschutzschalter, die bei uns nur in kritischen Bereichen jetzt erst normativ gefordert werden.

In Schaltanlagen und überhaupt gelten viel größere Isolationsabstände.

Es wird viel mit Einzelleitungen in Rohren gearbeitet - so wie in Großbritannien und vergleichbar bei Geräten und Fahrzeugen in Frankreich.

Dieses per se ist alles auf die sichere Seite ausgelegt - im Vergleich. Über die Wartung und Erhaltung kann ich nichts sagen - aber da sehe man sich nur deutsche Installationen an. Tja, Normen und Bürokratie sind nicht alles. Aber das müssen wir noch lernen. Momentan zeigt diese Lernkurve bei uns steil nach unten.

Bei dem angehäuften "Fachwissen" hier bezgl. der Netzspannung und deren Interpretation sehe ich aber schwarz, wenn die Leser und Kommentatoren nicht mal die Gefährdung ansatzweise richtig interpretieren und die halbierte Spannung gar nicht positiv sehen wollen für den Personenschutz.

Tja, das ohmsche Gesetz ist für manche schon zu kompliziert - oder die sind einfach zu "hochohmig".


germi031982  19.12.2017, 16:14

Die "Brandschutzschalter" heißen dort AFCI (arc fault circuit interruptor). Und das die sich hier nicht so durchsetzen hat den Hintergrund das in den USA die Häuser meist aus brennbaren Materialien wie Holz gebaut sind die sich entsprechend leichter entzünden können durch Störlichtbögen als in den hiesigen Häusern wo die Leitungen meist in mineralischem Putz eingebettet sind. Hier sind die Dinger mittlerweile Vorschrift u.a. bei Holzhäusern.

Ergänzend muss man noch sagen, es gibt in den USA den NEC (National Electrical Code), allerdings muss man darauf achten in welchem Staat der USA man sich befindet. Viele Staaten dort kochen nochmal ihr eigenes Süppchen was Vorgaben bei Elektroinstallationen betrifft. Was in einem Staat erlaubt ist kann in einem anderen ein no-go sein.

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Du kannst in den USA wohl kaum eine VDI-konforme Verkabelung erwarten, auch die Netzspannung ist eine andere - entsprechend sehen die Anlagen natürlich aus. Was jedoch Sicherheit angeht, in dem Punkt sind die USA fast schon übervorsichtig. Auf Grund des Nachsorgeprinzips kann sich niemand erlauben im öffentlichen Bereich unsichere Anlagen zu betreiben und die Versicherungen achten sehr streng auf die Einhaltung der Sicherheitsstandards.


germi031982  20.12.2017, 14:22

Wenn dann VDE-konform ;-)

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Das Stromnetz in den USA hat nur 110 V. Da ist die Gefährdung niedriger als bei unseren 230 V.

Die Stecker und Steckdosen haben drei Kontakte. Daher ist klar, was Phase ist, was Nullleiter ist und was Erde.

Bei uns kann man Phase und Nullleiter nur mit einem Messgerät unterscheiden, der Schukostecker zeigt das nicht an.


germi031982  19.12.2017, 14:13

Das nennt sich "polarisiertes" Stecksystem. Schuko ist unpolarisiert, das hat auch gewisse Nachteile ist aber pauschal nicht unsicher. Man muss dementsprechend zweipolige Schalter einsetzen bei Verlängerungen oder Geräten und hat das gleiche Sicherheitsniveau. Trotzdem sind die NEMA-Stecker (Varianten 1 und 5) Schrott weil der Berührungsschutz nicht so gut wie bei Schuko ist. Zieh mal so einen NEMA ein Stück raus, die Kontakte sind berührbar und sind spannungsführend! Das geht bei Schuko nicht. Zudem sitzt Schuko durch seine "Führungsschienen" an den Seiten mechanisch stabiler in der Steckdose.

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HansH41  17.12.2017, 17:40

Ich muss eine neue Antwort schreiben, um ein Bild einzufügen.

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dompfeifer  17.12.2017, 01:42

Wie bei den Steckern in den USA (Die sind mir hoffentlich geläufig von den hierzulande mittlerweile moderneren "Kaltgerätesteckern") die Phase kenntlich gemacht werden soll, kann ich nicht nachvollziehen. Da sind zwei symmetrisch angeordnete Stifte/Buchsen für Phase und Null, und darunter abgesetzt in der Mitte der Stift/die Buchse für den Schutzleiter. Ich kenne am Anschlusskabel leider nur die Geräteseite (die "weibliche" Seite) und nicht die Seite an der Wandsteckdose, ich wäre da dankbar für eine Aufklärung!

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Nomex64  16.12.2017, 21:43

Wieso bei 110 V die Gefährdung niedriger sein als als bei 230 V erschließt sich mir nicht wirklich. Dem Körper des Menschen dürfte es so ziemlich egal sein. Und um die Gleiche Leistung zu übertragen braucht es bei niedrigeren Spannungen höhere Stromstärken.

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dompfeifer  17.12.2017, 01:15
@Nomex64

Hallo Nomex64!

Das ist ganz grober Unfug! Deine obige Feststellung zur Fernübertragung großer Leistungen ist für sich genommen richtig, wurde von Dir offensichtlich aber ganz verkehrt verstanden und gehört ohnehin überhaupt nicht zum hier vorgegebenen Thema.

Außerdem verstehst Du ganz elementare physikalische Zusammenhänge nicht. Dem elektrischen Widerstand (z.B. dem menschlichen Körper) ist die Spannung ganz und gar nicht "ziemlich egal" hinsichtlich der Wirkung: Die Leistung P = Spannung U mal Stromstärke I, und die Spannung U = Stromstärke I mal Widerstand R. Daraus ergibt sich: P = U^2 / R. Die Leistung steigt somit im Quadrat der Spannung, bei doppelter Spannung wird die Wirkung also vervierfacht!

Zur Einschätzung der Gefahr bei gewöhnlichen Stromunfällen gilt es übrigens zu beachten:

Höhe der Spannung gegen Erde (Die ist an unserem europäischen öffentlichen Versorgungsnetz ausnahmslos 230 V), Erdungswiderstand,  Stromart (Gleich- oder Wechselstrom, bei unserem Netz ist das ausnahmslos Wechselstrom), Einwirkungsdauer und Weg des Körperstromes.  

Irgendeine Stromstärke gehört allen hartnäckigen Gerüchten zum Trotz nicht in diese Aufzählung. Die einzige hier relevante Stromstärke ist die des Körperstromes (des Stromes durch den menschlichen Körper). Und diese Größe ergibt sich rechnerisch als Quotient aus Spannung und Körperwiderstand. Die Größe des Körperstromes ist im konkreten Fall selbst für Profis schwer einzuschätzen. Und die hier immer wieder herangezogenen „Amperezahlen“, die in der Umgebung des Unfalls auf diversen Anlagen und Geräten zu deren technischen Kennzeichnung abzulesen sind, sind für die Einschätzung der Gefahr eines Stromschlag so bedeutungsvoll wie die Milchpreisentwicklung.

 

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dompfeifer  17.12.2017, 01:19
@Nomex64

Hallo Nomex64!

Das ist ganz grober Unfug! Deine obige Feststellung zur Fernübertragung großer Leistungen ist für sich genommen richtig, wurde von Dir offensichtlich aber ganz verkehrt verstanden und gehört außerdem überhaupt nicht zum hier vorgegebenen Thema.

Außerdem verstehst Du elementare Zusammenhänge nicht. Dem elektrischen Widerstand (z.B. dem menschlichen Körper) ist die Spannung ganz und gar nicht "ziemlich egal" hinsichtlich der Wirkung: Die Leistung P = Spannung U mal Stromstärke I, und die Spannung U = Stromstärke I mal Widerstand R. Daraus ergibt sich: P = U^2 / R. Die Leistung steigt somit im Quadrat der Spannung, bei doppelter Spannung wird die Wirkung also vervierfacht!

Zur Einschätzung der Gefahr bei gewöhnlichen Stromunfällen gilt es übrigens zu beachten:

Höhe der Spannung gegen Erde (Die ist an unserem europäischen öffentlichen Versorgungsnetz ausnahmslos 230 V), Erdungswiderstand,  Stromart (Gleich- oder Wechselstrom, bei unserem Netz ist das ausnahmslos Wechselstrom), Einwirkungsdauer und Weg des Körperstromes.  

Irgendeine Stromstärke gehört allen hartnäckigen Gerüchten zum Trotz nicht in diese Aufzählung. Die einzige hier relevante Stromstärke ist die des Körperstromes (des Stromes durch den menschlichen Körper). Und diese Größe ergibt sich rechnerisch als Quotient aus Spannung und Körperwiderstand. Die Größe des Körperstromes ist im konkreten Fall selbst für Profis schwer einzuschätzen. Und die hier immer wieder herangezogenen „Amperezahlen“, die in der Umgebung des Unfalls auf diversen Anlagen und Geräten zu deren technischen Kennzeichnung abzulesen sind, sind für die Einschätzung der Gefahr eines Stromschlag so bedeutungsvoll wie die Milchpreisentwicklung.

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Hi,

hmm ich war selbst noch nicht in Amerika über ein paar Sachen weiß ich über die Elektrotechnik bei den Amerikanern.

Wenn es stimmt nehmen die das ein oder andere etwas lockerer. In den USA gibt es z.B. keine Ausbildung in den Sinne wie wir Deutsche es kennen mit Gesellenbrief etc.

In Deutschland kommt aus der Steckdose eine Spannung von ca. 230V 50Hz, in den USA nur eine Spannung von nur 110 bis 120 Volt bei 60 Hz. Die Spannung beträgt in den USA zwar die Hälfte ist aber trotzdem noch zu stark genug um gefährlich zu sein.

Auch die USA hat ein Normungsgremium ("American National Standards Institute") wie in Deutschland die VDE ist. Die entwickeln ihre eigenen Normen und Vorgaben. Allerdings gibt es noch ein Internationales Normungsgremium wo ein Großteil der Länder die es auf der Welt gibt Mitglieder sind z.B. USA, Deutschland, Schweiz, Österreich etc.. Diese heißt Internationale Organisation für Normung.

Also gibt gewisse Standards die eingehalten werden müssen, was die Elektrotechnik angeht. Ob jetzt die Elektrotechnik in den USA unsicherer ist, müsste man in Studien genauer betrachten.


germi031982  18.12.2017, 14:41

In den USA gibt es den NEC (National Electrical Code). In den USA werden Geräte mit höherem Strombedarf an 240 V angeschlossen die man dort auch noch hat aufgrund des Einphasen-Dreileiternetzes.

https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Dreileiternetz

Dazu kommt aber noch erschwerend, das es neben dem NEC noch unterschiedliche lokale Anforderungen gibt. Das heißt was in Kalifornien erlaubt ist könnte in Nevada ein no-go sein.

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