Hattet ihr schonmal Panikattacken? Und wie seid ihr damit umgegangen?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Ja 76%
Nein 24%

4 Antworten

Ja

Ja, leider hatte ich unzählige Male Panikattacken. Panikattacken sind die häufigste Erkrankung aus der Gruppe der Angststörungen. Die betroffene Person erlebt eine solche Attacke als lebensbedrohlich. Von einer behandlungswürdigen Panikstörung spricht man jedoch erst, wenn Panikattacken regelmässig auftreten sowie körperliche Ursachen (z.B. eine Dysfuntkion der Schilddrüse) ausgeschossen wurden. Bei den meisten Menschen verschwinden Panikattacken nach kurzer Zeit von alleine wieder.

Während meinen Attacken hatte ich jeweils Todesängste. Manchmal hatte ich das Gefühl einen Herzinfarkt zu haben, manchmal zu ersticken und manchmal den Verstand zu verlieren. Man glaubt wirklich jeden Moment drauf zu gehen. Hinzu kamen bei mir typische weitere Symptome wie Depersonalisation/Derealisation, Herzrasen, zugeschnürte Kehle, Atemnot, innere Unruhe/Spannungszustände, Schweissausbrüche, Agoraphobie usw.

Und mit der Attacke selbst ist es ja oftmals nicht vorbei. Es bleibt die tiefe Verunsicherung und die Angst vor der nächsten Attacke. So lebt man in einem dauerhaften inneren Alarmzustand. Bei jeder unregelmässigkeit "schrillen die Alarmglocken" und die Angst droht wieder hochzukommen.

Es gibt Übungen die man lernen bzw. trainieren kann wie beispielsweise autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen (Anleitungen findest du auf Youtube). Bei schweren Panikattacken -wie in meinem Fall- helfen diese jedoch auch nur beschränkt weiter.

Wenn die Panikattacken immer wieder auftreten, es also eine Panikstörung ist, dann ist eine Psychotherapie unabdingbar. Meist kommt eine Verhaltenstherapie zum Zuge. Dort lernt man sich seinen Ängsten zu stellen und Strategien zu entwickeln diese Schritt für Schritt zu überwinden. Eine solche Therapie ist enorm angstengend, da man immer wieder an seine Belastbarkeitsgrenze gebracht wird. Zudem dauert es Monate (in manchen Fällen sogar Jahre) bis eine Psychotherapie wirkt. Dafür ist sie das einzige Mittel das wirklich heilen kann.

Bei einer schweren Panikstörung sind Medikamente leider alternativlos. Dabei gibt es vorwiegend zwei Medikamentengruppen die eingesetzt werden. Benzodiazepine und Antidepressiva aus der Untergruppe der SSRI/SNRI. Benzodiazepine sind Notfallmedikamente. Sie sind die einzigen Substanzen, die bereits 15-30min nach der Einnahme hoch effektiv angstlösend wirken. Es ist wirklich extrem. Ich hatte schwerste Panikattacken, nahm 1mg Lorazepam (ein Benzodiazepin) und meine Beschwerden waren nach 20min wie weggeblasen. Nebenwirkungen hat man von diesen Tabletten fast keine (ausg. Müdigkeit). Das Ganze hat jedoch einen grossen Haken. Benzodiazepine machen bei längerem und regelmässigem Konsum (nach ca. 4 Wochen) schwer abhängig. Zudem gibt es ein Gewöhnungeffekt, die Tabletten verlieren mit der Zeit also an Wirkung. Als Notfallmedikamente sind sie alternativlos und ein Segen, zur längerfristigen Behandlung leider kontraproduktiv.

Als langfristige Medikation werden vor allem Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI/SNRI eingesetzt. Diese wirken in der Regel ebenfalls zuverlässig, machen nicht abhängig und es gibt auch keinen Gewöhnungseffekt. Dafür haben sie andere Nachteile: Antidepressiva müssen täglich eingenommen werden, es dauert rund 2-5 Wochen bis sie wirken und sie können vor allem zu Beginn der Einnahme starke/vielfälltige Nebenwirkungen haben welche alles andere als lustig sind.

Ich muss leider seit Jahren mit Antidepressiva leben, da ich u.a. eine chronifizierte Panikstörung habe. Mittlerweile ist die Dosis jedoch sehr gering und die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen.

Lange Rede kurzer Sinn: Wenn die Panikattacken immer wieder auftreten, dann gehe zu deinem Hausarzt. Er wird dich untersuchen und bei fehlenden körperlichen Ursachen an einen Psychiater überweisen.

holger1983 
Fragesteller
 10.11.2018, 14:29

Ich hab bis zu 20mg Tavor am Tag genommen. Medikamentös hab ich so ziemlich alles probiert was die moderne Pharmazie hergibt.

Und du nimmst ein Snri / Ssri? Wenn ja welches? Und hast du immernoch Angst vor der Angst?

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samm1917  10.11.2018, 15:47
@holger1983

Wer verschreibt dir 20mg Tavor (also Lorazepam) pro Tag? Aufgrund der Gefahr einer Atemdepression ist dies lebensgefährlich. Aber gut, muss dein Arzt selbst wissen. Wenn dir Tavor nicht hilft wirds schwierig...

Bei den SSRI/SNRI habe ich Duloxetin, Escitalopram, Sertralin und Venlafaxin durch, allerdings wegen Depressionen. Gegen die Panikattacken haben mir alle geholfen. Von dem her basieren folgende Infos vorwiegend aus der Theorie und aus Gesprächen mit anderen Betroffenen...

  • Opipramol (ein trizyklisches Antidepressivum). Es gilt als stark angst- und spannungslösendes Medikament.
  • Buspiron (ein Serotonin-Antagonist) wäre eine weitere Option. Es ist speziell für Angststörungen zugelassen.
  • Pregabalin (ein Antiepileptikum) könnte man auch versuchen, hat jedoch ziemlich viele Nebenwirkungen und manche (bei weitem nicht alle) werden davon abhängig (besonders mit vorbestehender Suchterkrankung).
  • Früher wurde auch Hydroxyzin (ein Antihistaminikum) verwendet.
  • Manchen (eher wenigen) hilft auch das atypische Neuroleptikum Aripiprazol (off-label use). Allerdings kann das Ganze auch nach hinten losgehen bzw. die Angst durch Aripiprazol verstärkt werden.
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holger1983 
Fragesteller
 10.11.2018, 15:59
@samm1917

Eine Zeit lang der Hausarzt. Bin alle 2-3 Tage hin und habe eine 50er Dose gebraucht. Er hat es mir mit knirschenden Zähnen sehr ungerne verschrieben. Waren immer 1mg Tabs. Tavor hat mir geholfen. Allerdings nur eine kurze Zeit lang und dann wurde ich abhängig davon. Ist ein Teufelszeug. Nehm ich nie wieder. Der Entzug war die Hölle. Jetzt nehm ich nur noch Pregabalin und für den Notfall Promethazin oder Hydroxyzin

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holger1983 
Fragesteller
 10.11.2018, 16:01
@holger1983

Ich hab Escitalopram, Sertralin, Venlafaxin, Opipramol, Buspiron, Aripiprazol und noch viele mehr probiert. Am schlimmsten war Paroxetin. Nach 3 Tagen Hölle, extremer Unruhe hab ichs wieder abgesetzt.

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Die kann man behandeln lassen.

Die Panikstörung (auch Paniksyndrom genannt) ist eine Form der Angststörung. Die Betroffenen leiden dabei unter plötzlichen Angstanfällen, ohne dass objektiv gesehen eine reale Gefahr besteht. Diese Angstanfälle treten in Form von Panikattacken auf, die eine extreme körperliche Angstreaktion („Bereitstellungreaktion“) aus scheinbar heiterem Himmel darstellen und von den Betroffenen als extreme Bedrohung ihrer Gesundheit erlebt wird.

Panik­attacken können entweder als psychogene (psychisch verursachte) Störung vorkommen, aber auch als Symptom im Rahmen körperlicher Erkrankungen (zum Beispiel bei Schilddrüsenerkrankungen, Herzerkrankungen oder Erkrankungen der Nebennieren).

https://de.wikipedia.org/wiki/Panikst%C3%B6rung

Ja

Nach meiner ersten Panikattacke kam ein Krankenwagen.

Wenn das momentan passiert muss ich einfach abwarten bis es vorbei ist.

Beginne nun auch bald eine Verhaltens Therapie.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja

Ich war ganz ruhig und hatte gehofft, dass sie meinen Wagen nicht durchsuchen.

Und war auch so.