Hass gegenüber Non-Binary?

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Die Abneigung kommt (auch) daher, dass leider viele Menschen, die sich als Non-Binary bezeichnen, keinen wirklichen Leidensdruck durch das Auftreten als Mann oder Frau haben, sondern einfach keinen Stereotypen entsprechen und deswegen meinen, kein/ein anderes Geschlecht zu haben. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man solche Leute nicht mag, denn Stereotypen sagen in der heutigen Gesellschaft nicht mehr viel aus.

Das Problem daran ist, dass die Menschen, die tatsächlich einen Leidensdruck haben, somit immer genauso erlebt werden, wie oben erwähnte Menschen. Es ist meiner Meinung nach dringend nötig, dahingehend aufzuklären, damit es etwas mehr Akzeptanz und Verständnis für "wahre" Non-Binarys geben kann.

Ich denke, dass es vielen Menschen wohl schwer fällt, sich darunter etwas vorzustellen. Anders als bei Intersexualität gibt es ja keine körperlichen Merkmale, die darauf schließen lassen, dass eine Person Non-Binary ist. Und selbst beim Thema Intersexualität gibt es ja noch einige Infolücken. Gefühlt erkläre ich das hier auf der Plattform wöchentlich.

Rein biologisch zählt man zu einem Geschlecht und das ist es, was andere Menschen sehen. Sie können nicht Gedanken lesen. Und wenn man mit der Vorstellung aufgewachsen ist, dass es zwei Geschlechter gibt, dann fällt es auch schwer, sich in Menschen ohne Geschlecht hineinzuversetzen. Das Geschlecht ist für viele Menschen auch Grundlage für eigene Identität.

Ich persönlich schwanke auch immer etwas zwischen Verständnis und Unverständnis für Menschen, die sich als Non-Binary identifizieren. Auf der einen Seite hast du Recht, dass jeder Mensch so leben darf, wie er eben will. Auf der anderen Seite verstehe ich nicht, warum es dafür eine eigene Schublade braucht.

Ich bin nunmal biologisch und auch rein chromosomal weiblich, auch wenn ich nichts davon halte, irgentwelche Stereotypen oder Vorschriften zu erfüllen, wie ich mich als Frau angeblich zu benehmen oder zu kleiden habe. Das entscheide ich selbst. Nur macht mich das nicht geschlechtslos.

Wie ist das denn, wenn man sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt?

Weil manche Leute nicht im Stande sind, ihre schwarzweiße Weltsicht richtigzustellen und anzuerkennen, dass sie falsch ist.
Enbies werden gerne unsichtbar gemacht, gerne als "Laune" oder "Gefühl" abgetan und dabei völlig vergessen, dass man sich das genauso wenig aussuchen kann wie binär zu sein.

Sicher, ich bestreite nicht, dass es sie gibt, die sogenannten "Special Snowflakes", die sich hervorheben wollen, die es drauf anlegen, aufzufallen. Aber die gibt es in jeder anderen Gruppe genauso.

Allerdings sind Behauptungen, dass wir Geschlechtsstereotypen reproduzieren, es uns nur darum geht, "besonders" zu sein, einfach nur Blödsinn und unhaltbar.
Ebenso wie auch die Behauptung, Enbies könnten keine Dysphorie haben, was natürlich genauso quatschig ist.
Natürlich kann ein nichtbinärer Mensch Dysphorie haben - genau wie binäre trans Menschen auch unterschiedlich stark. Während die einen super mit dem was sie haben zurechtkommen, ist es für andere untragbar und es werden bestimmte Angleichungen benötigt.
Das ist genauso individuell wie bei binären trans Menschen auch. Manche kommen mit ihrem Körper gar nicht klar und streben alle möglichen Angleichungen an - andere brauchen nur einen Teil davon - und manchen reicht es, ihre Geschlechtspräsentation entsprechend anzupassen. Das ist wie bereits gesagt individuell - und egal, wie weit jemand transitionieren möchte oder nicht - es ändert rein gar nichts an ihm und seiner Person.

Was Leute darüber eben vergessen ist, dass keiner sich aussuchen kann, nichtbinär zu sein. Genau da liegt der Fehler, der letztendlich große Probleme und Hürden für Enbies mit sich bringen kann: Das eigene Geschlecht wird zu einer Gefühlsfrage, zu einer Laune erklärt, die man nach Belieben wechseln kann.
Das kann man aber nicht. Wenn ich beispielsweise Genderfluid bin, bin ich Genderfluid. Das hab ich mir nicht ausgesucht, mich nicht dafür entschieden - und fühle mich auch nicht danach. Ich bin es, weil ich keine Wahl habe, weil es mein Ich ist.
Und nicht, weil es "gerade modern" ist.

Wie gesagt, ich bestreite nicht, dass es "Special Snowflakes" gibt - aber das ändert immer noch nichts daran, dass Enbies existieren, dass sie immer existiert haben - und dass sie sich ihr Geschlecht genauso wenig aussuchen können wie andere Menschen.
Und ja, eigentlich sollte man meinen, dass gerade andere trans Menschen sensibiliert genug sein sollten, um zu wissen, was triggern kann, was es bedeutet, trans zu sein und welche Hürden damit einhergehen.
Erfahrungen zeigen leider, dass dies nicht der Fall ist, dass selbst diejenigen, die genau wissen wie es ist, sich querstellen und stattdessen darauf beharren, nur binär trans wäre auch wirklich trans.

Nein, ist es eben nicht. Wir Enbies sind genauso individuell wie alle anderen. Und wie alle anderen wissen wir selbst am besten, was wir möchten, brauchen oder nicht.
Unsere Existenz zu negieren ist genauso sinnlos wie die Existenz anderer trans Menschen oder cissexueller Menschen zu negieren.
Deshalb wäre es angebracht, mal weniger auf Konfrontationskurs zu gehen und anzuerkennen, dass jeder seinen Weg nur selbst bestimmen kann.
Das muss man weder gut finden, noch nachvollziehen können, sondern es schlicht und ergreifend so annehmen und tolerieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Geht es nicht eher mal wieder darum, weil man sich selbst einen Begriff zur Abgrenzung gibt? So etwas verstehen viele nicht oder es wirkt auf sie so, als wäre man arrogant oder etwas besseres.

Kenne den Begriff nicht. Menschen die nicht binär (0 / 1) denken, können eben auch anstrengen sein, wenn man ihnen binäre Dinge erklären möchte. 😉

Menschen wollen immer einfache Lösungen! Klare Geschichten.