Harfe von Deutschland mit nach Japan nehmen?
Ich mache nächstes Jahr ein Auslandsjahr in Japan. Mein Problem ist jedoch, dass ich nicht weiß wie oder ob ich meine Harfe mitnehmen kann. Sie ist 1,30m hoch.
Ich habe auch gehört, dass der Transport bei solchen großen Instrumenten vielleicht etwas kritisch sein kann oder was passieren könnte ^^* Die Box in der meine Harfe von Irland nach Deutschland verschickt wurde habe ich auch noch. Damals kam sie sicher an aber nach Japan ist der Weg ja etwas länger.
Falls jemand Erfahrung mit diesem Thema hat freue ich mich über eine Antwort.
2 Antworten
Ich bin Spediteurin und kann dir versichern, dass der weltweite Transport von Musikinstrumenten zum täglichen Brot von Spediteuren gehört.
Die Wahrscheinlichkeit eines Schadens hängt weniger von der Länge des Transports ab als von der Route, der Anzahl der Umladepunkte, der Ladungssicherung und transportgerechten Verpackung (!) und den Transportmitteln. Ich zum Beispiel arbeite in der Seefracht und bin immer wieder erstaunt wieviele Leute, die letztendlich schon länger im internationalen Handel arbeiten als ich denken, dass Seefrachtcontainer wasserdicht sind - sind sie nicht, und ja, auf hoher See gibt es Spritzwasser und regnen tut es hin und wieder auch. Und ja, Spediteure können „mal schnell“ noch Folie drum wickeln, aber das kostet Arbeitsentgelt und Materialkosten, deshalb können Versender das auch „mal schnell“ selbst tun :) Bei Luftfracht hat man dieses Problem weniger, aber auch am Flughafen kann es regnen… Und auch die notwendige Belastungsfähigkeit der Verpackung wird chronisch unterschätzt. Ich glaube, die Leute stellen sich unter einem Frachtflugzeug ein Passagierflugzeug vor, in dem jedes Frachtstück einen eigenen gepolsterten Sitzplatz mit Beinfreiheit hat… die Realität sieht aber so aus, dass deine Harfe ggf. dicht an dicht mit einer 500 kg-Box und einer 1000 kg-Palette steht und wenn es Turbulenzen gibt, ja dann drücken diese 500 und 1000 kg auf die äußere Verpackung deiner Harfe, deshalb sollte die Verpackung idealerweise stabil genug dafür sein.
Für jede Speditionssendung gibt es eine gesetzliche Grundhaftung, und durch eine weitere Transportversicherung kann man noch höhere Summen und mehr Schadensarten abdecken. Allerdings bedeutet das im Falle eines Falles, dass du dich dann eben auch mit der Versicherung herumschlagen musst.
Ich lebe zudem selbst in Japan und kann dir sagen, dass es hier auch Harfen gibt ;) Ich kenne mich zwar mit Harfen nicht so aus, aber gebraucht gibt es diese hier zum Beispiel für 204500 Yen. Wenn du die am Ende des Jahres wieder verkaufst für 150 000 Yen, hast du für sie nicht mehr bezahlt, als der Transport deiner Harfe kosten würde….
Ich bin außerdem ehemalige Austauschschülerin und -Studentin in Japan und empfehle dir deshalb, darüber nachzudenken, die Harfe ganz bewusst nicht mit nach Japan zu nehmen, um in Japan den Kopf frei zu haben, sich ganz auf etwas Neues einzulassen. Wenn dir Saiteninstrumente liegen, könntest du doch beispielsweise Shamisen oder Koto spielen lernen. Ein Austauschjahr ist eine einmalige Chance, etwas Unbekanntes auszuprobieren. Eine Österreicherin namens Elisabeth Straka dachte auch, dass sie mal Berufsmusikerin wird, dann machte sie ein Austauschjahr nach Japan mit meiner Austauschorganisation und lernte dort den Bogensport kennen. Daraufhin änderte sich ihr Berufswunsch und sie ging in den Profisport, und nahm kürzlich an den Olympischen Spielen in Paris teil. Hier ist ein Artikel über sie.
Rein technisch dürftest du hier keine Probleme bekommen. Von der Größe her solltest du aber Sondergepäck vorher anmelden, dann halten sich die Kosten auch in gewissen Grenzen.
Du solltest aber besser für eine sichere Verpackung sorgen. Ich bin vor ein paar Jahren auch von Deutschland nach Japan gezogen und habe beim ersten Flug alles Sperrige in eine Transportkiste aus der Veranstaltungstechnik aus meinem früheren Job gepackt, ein sogenanntes "Flightcase" - Der Name kommt nicht von ungefähr. ;-)
In Japan wird man dein Gepäck mit Samthandschuhen (im wahrsten Sinne des Wortes) anfassen und wie Glas behandeln, was man in Deutschland aber leider nicht berichten kann - da werden Gepäckstücke oft unsanft geworfen, deshalb besser ein stabiles Transportcase verwenden. Flightcases gibt es in allen Größen aus Birkenholz, die Ecken und Kanten mit Stahl verstärkt - mit Sicherheit sogar in der Größe für deine Harfe, wenn das Instrument im Orchester verwendet wird, dann muß es ja auch verschickt werden - und das macht man auch üblicherweise in entsprechend ausgeschäumten Flightcases der Veranstaltungstechnik.
Wenn ich jetzt mal auf die Homepage der Lufthansa schaue, dann steht da folgendes:
Größeres Gepäckstück innerhalb der Freigepäckmenge
Bis zu 23 kg und 159 bis 292 cm (Breite + Höhe + Tiefe) EUR 200,--
Jedes weitere größere Gepäckstück
Bis zu 23 kg und 159 bis 292 cm (Höhe + Breite + Tiefe) EUR 350,--
Bis 32 kg geht es noch im Passagierflieger bei entsprechender Berechnung und alles noch Schwerere geht dann nur noch mit Lufthansa Cargo in einem Frachtflugzeug.
Als Referenz habe ich die Strecke FRA-HND genommen.