Hans im Glück & Schlaraffenland
Hallöle!
Ich muss in Ethik ein AB bearbeiten. Die Aufgabe, die ich noch brauche, lautet:
Worin unterscheiden sich die Glücksvorstellungen der beiden Märchen?
Ich habe beide gelesen, aber ich versteh nicht, wo der unterschied besteht.
Ich würde jetzt einfach vermuten, dass im Schlaraffenland die Glücksvorstellung ist, dass man dort glücklich ist, wenn man ausreichend Nahrung und Spaß hat.
Und bei Hans im Glück ist die Vorstellung, dass man glücklich ist, wenn mann eine Last losgeworden ist, ist man glücklich.
Allerdings habe ich keine Ahnung, ob es richtig ist und deshalb brauch ich eure Hilfe.
Danke schon im vorraus!
3 Antworten
Nicht schlecht, deine Interpretation. Das Schlaraffenland ist ja mit unserer Konsumgesellschaft schon fast erreicht, aber so richtig glücklich scheint es nicht zu machen. Hans im Glück dagegen hat mich immer fasziniert, weil er eigentlich immer gegen die herrschende ökonomische Vernunft gehandelt hat und trotzdem dem Glück näher gekommen ist als die Bewohner des Schlaraffenlands.
In "Schlaraffenland" besteht das Glück darin, dass die Leute alles haben und dafür nichts leisten müssen. Es ist ein Ideal, das eine Mischung aus Luxus und Müßiggang beinhaltet. Dieses Glück wird von den Schlaraffen als grundsätzlichle Idealvorstellung angesehen. Es ist ein statischer Glücksbegriff.
Bei "Hans im Glück" wird das Glück im Gegensatz dazu nicht als statische Größe gesehen. Hans ist grundsätzlich bereit zu arbeiten, das unterscheidet ihn von den Schlaraffen, und er freut sich über das, was ihm geschenkt wird. Das ist zunächst der große Goldklumpen. Er stellt aber ganz situativ immer wieder fest, dass ein jeder Besitz in einer Situation Glück verheißen kann, aber in einer anderen unpraktisch sein und den situativen Bedürfnissen im Wege stehen kann. Von einem Goldklumpen hat man nichts, wenn er die Bewegungsfreiheit einschränkt. Von einem Pferd hat man nichts, wenn der Magen leer ist, ...
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Märchen ist der, dass man als Leser oder Zuhörer die Glücksvorstellung der Schlaraffen durchaus teilen kann. Wer jeden Tag fleißig seinen Verpflichtungen nachgeht, kann im Müßiggang und der automatischen Verpflegung durchaus auch ein Glücksideal erkennen. Hans jedoch empfindet zwar immer Glück, der Leser oder Zuhörer weiß jedoch genau, dass er jedes Mal übers Ohr gehauen wurde. (Interessant wäre hier ein Vergleich zum Kynismus à la Diogenes. Hans jedoch lehnt Besitz nicht aus Überzeugung, sondern aus Dummheit ab. Dennoch ist es für ihn am Ende erleichternd, ohne Besitz nach Hause zu kommen.)
Der eine wird dekadent und der andere bleibt bescheiden.