Handystrahlung im Bus?
Mein Sohn fährt auf Klassenfahrt an die Ostsee. Eine weitere Klasse fährt mit. Die Kinder dürfen auf der rund 11 Stunden dauernden Busfahrt Handy zocken. Ich sehe das kritisch. Wie ist das eigentlich mit der Strahlenbelastung, wenn 50 Kinder im Faradayschen Käfig sitzen und stundenlang einer enormen Strahlenbelastung ausgeliefert sind?
7 Antworten
Die elektromagnetische Strahlung ist nicht gefährlich. Das weiß man eigentlich aus Studien, aber das dringt nicht durch.
Was der Bus tut, ist durchaus, dass er die Strahlung nicht gut nach draußen lässt, außer durch die Fenster. Da dir groß sind, ist der Effekt eh sehr begrenzt. Das Handy, wenn man damit telefonieren täte, würde etwas mehr Energie in Funkwellen stecken. das ist aber auch dadurch begrenzt, dass der Akku von dem Energiebedarf schneller leer würde.
Aber die Strahlung ist einfach viel weniger, als irgendwie denkbar die Gesundheit angreifen könnte. Der Staat hat schon dafür gesorgt, dass die Gerätehersteller sich an Grenzwerte halten müssen. Eine nennenswerte Erwärmung von Körperteilen ist aber wegen der geringen Mengen an Energie, die dem Handy aus seiner Batterie zur Verfügung stehen, eh nicht möglich. Wir reden von wenigen Watt, nicht den ca. 600 W wie bei einer Mikrowelle.
für solche Extremfälle sollte ja der Grenzwert gemacht sein.
Außerdem sind die Fenster vom Bus ja durchlässig. Da geht die Strahlung einfach nach draußen.
Ich verstehe Deine Sorge - als gute Mutter möchtest Du das Beste für Dein Kind. Das finde ich gut.
Aus dieser Sorge kann allerdings Angst werden, insbesondere bei einem Thema wie "Handystrahlung", wo von interessierter Seite an der Angst verdient wird.
Dass das beschriebene Szenario nicht eintreffen kann, wurde hier in den Antworten ja schon gut beschrieben. Kein Bus ist ein vollständiger und funkundurchlässiger Faradayscher Käfig (wenn dem so wäre, würden die Spiele ja nicht funktionieren). Nicht alle Kinder werden sämtlich gleichzeitig zocken und selbst wenn sie dies täten: Die Frequenzbandbreite ist begrenzt und wird nicht mehr dadurch, ob sich mehr oder weniger Nodes in der Zelle befinden. Zudem ist das ein völlig normales Szenario, das sich im unbedenklichen Anwendungsbereich des Mobilfunks befindet (ja, alleine der Begriff "Handystrahlung" ist bereits tendenziös und nicht neutral). Nicht zuletzt verlangen nicht alle Spiele über eine aktive Internetverbindung, geschweige denn, dass diese mit voller Last ausgelastet wird.
Es wäre aus ganz anderen Gründen problematisch, wenn die Kinder die komplette Zeit zocken dürften. In erster Linie ist doch nach einer Spielzeitbegrenzung zu fragen, nicht nach einer vermeintlichen Strahlenbelastung.
Meine Empfehlung ist, dass Du seriöse Quellen heranziehst, um herauszufinden, was das Beste für Dein Kind ist. Wer auch immer solche Dinge behauptet, dass es zu einer "enormen Strahlenbelastung" kommen könnte, zielt auf Deine Angst. Und die ist ein Einfallstor für weitere Behauptungen - was letzten Endes im Konsum von fragwürdigen Produkten (medialer und physischer Art) führen kann.
Gesicherte Informationen findest Du auf:
- https://www.bmuv.de/themen/strahlenschutz/nichtionisierende-strahlung/strahlenschutz-beim-mobilfunk/ueberblick-strahlenschutz-beim-mobilfunk
- https://www.bfs.de/DE/themen/emf/mobilfunk/vorsorge/empfehlungen-handy/empfehlungen-handy_node.html
- https://www.deutschland-spricht-ueber-5g.de/magazin/
Unseriöse Informationen erkennt man an vielen Ausrufezeichen, Klickbait, reißerischen Überschriften und Thesen sowie einer starken Fokussierung auf angstauslösenden Behauptungen.
Daher schütze Dich lieber vor Desinformation und bringe vor allem Deinem Kind Medienkompetenz bei, damit Dein Sohn nicht nur zu viel zockt, sondern auch kritisch mit Informationen umgehen kann.
Danke für die Infos! Das mit Infos und Desinformationen ist für einen Laien kaum zu erkennen, siehe Corona! Ich kann meinem Sohn nur sagen, dass alles, was er im Internet findet, genausogut auch falsch sein kann. Was ist schon wirklich gesichert und kann von niemandem widerlegt werden? Die einfachsten Gesetze der Mathematik/ Physik/ Chemie kann man ja aussen vor lassen. Es bleibt noch genug übrig…
mit der Medienzeit, die man begrenzen sollte, sehe ich genauso, aber andere Eltern nicht. Die Handys werden nur nachts eingesammelt. Tagsüber stehen sie den Kindern durchweg zur Verfügung. Mein Sohn besitzt kein Handy, aber das nützt nicht viel, denn er setzt sich einfach neben jemanden, der die ganze Zeit zockt.
Das mit der Angst ist so eine Sache. Sie ist kaum steuerbar. Ich habe zb. Angst, dass meine 3 Kinder ertrinken könnten- deswegen haben wir keinen Pool. Wir besitzen aber 2 Autos und die Gefahr, die von Autos ausgeht, ist wesentlich höher, als die des Ertrinkens, weil wir einfach permanent von Autos umgeben sind… schon komisch…
Sehr gerne, und danke Dir für die ausführliche Antwort.
Ich möchte dafür werben, dass es durchaus Möglichkeiten gibt - auch für Laien - zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Es gibt durchaus gesicherte Informationen. Man sollte sie aber nicht mit absoluten Wahrheiten verwechseln. Totale Ambivalenz und Beliebigkeit der Information hingegen ist genau das, wo uns die Desinformanten haben wollen. Letzten Endes geht es darum, wem man vertraut - und diese Entscheidung sollte möglichst bewusst sein.
Aber ich sehe, dass Du es bewusst reflektierst. Die Entscheidung pro/contra Handy, Pool, Auto etc. kann ich total nachvollziehen. Niemand kann da völlig kohärent sein, ich bin's auch nicht. Wie sagte Reinhard Mey so schön? "Und ich mach' mit Liebe alles falsch, so gut ich kann."
Deinem Sohn viel Spaß auf der Klassenfahrt und Dir eine gute (Frei-)Zeit gewünscht!
Die elektromagnetischen Wellen von hunderten Mobiltelefonen in einem Bus (ich übertreibe absichtlich) ist völlig unbedenklich. Die Strahlung liegt im Mikrowellenbereich. Da müssten schon Leistungen von ein paar Watt auf einen Punkt konzentriert werden, um irgendwie auch nur annähernd bedenklich zu sein. Tatsächlich kommt im gesamten Bus unter ungünstigsten Umständen vielleicht diese Leistung zusammen, jedoch nicht auf einen Punkt konzentriert.
Danke, das ist beruhigend.
Also ist dieser Artikel völliger Nonsens?
https://emv-plus.com/aktuelles/problematik-handy-auto-bus-bahn/
"die Grenzwerte der ICNIRP"
nun ja: https://de.wikipedia.org/wiki/International_Commission_on_Non-Ionizing_Radiation_Protection#Kritik
Pass irgendwie, denn emv-plus.com ist in Wirklichkeit eine Verkaufsplattform.
Die werden genau zu den gleichen Strahlenzombies wie ihre Eltern. Die haben nämlich tatsächlich dreimal so viel Strahlung abbekommen in den zurückliegenden vier Jahrzehnten, ohne dass sie jemals irgendwas davon wussten. Und jetzt? Alle Handys ausschalten und stattdessen Gitarren, Flöten, Pauken und Gesangbücher ausgepackt und elf Stunden fröhlich im Bus tirilieren. Ein Traum für alle Eltern, die am liebsten alles auf Null drehen würden.
Warum haben die Eltern dreimal so viel Strahlung abbekommen?
Keine Sorge. Mit dem Mobilfunk, das gibt es seit 1975 aus Bratislava. Bisher sind keine Erkrankungen durch ein Mobile bekannt. Ich habe Kontakt zu mehreren Professoren der Uniklinik in Heidelberg und Mannheim. Ich glaube, wenn es eine Strahlung gäbe, die schädlich ist, dann wäre das Mobile verboten worden.
Werden denn die Grenzwerte nicht massiv überschritten bei 50 Handys in einem faradayschem Käfig?