Hamlet Erörterung?

1 Antwort

Zwei Interpretationen sind für mich maßgebend: die von Goethe und die von Nietzsche. Beides mal geht es um eine Realität des Lebens, die unveränderbar dem Protagonisten Hamlet gegenübersteht. Er empfindet sie als durch und durch verdorben und unheilvoll, er ekelt sich vor ihr. In vielen Monologen und Gesprächen zeigt sich die Schwäche Hamlets. Sie besteht in einer übergroßen Melancholie und Schwermut, angesichts des verheerenden Zustandes der Welt (s. der berühmte Monolog „Sein oder Nichtsein“), gleichzeitig im ständigen Reflektieren  über das Gemeine, Niederträchtige. Dieses dauernde Philosophieren speist sich aus Hamlets Gewissenhaftigkeit, die sich aus seiner humanistischen Bildung, die er in Wittenberg genossen, herleitet; außerdem aus der göttlichen Vernunft, die sein Denken bestimmt („…der uns mit solcher Denkkraft schuf… gab uns die Fähigkeit und göttliche Vernunft…“ – 4. Aufzug).

Der Widerspruch des menschlichen Geistes zur unabänderlichen Verdorbenheit der Welt wird nun im Drama zu einer tragischen Ausweglosigkeit gestaltet. Hamlet, der in die Dinge tief eindringt, sieht sich außerstande, durch Handeln etwas zu ändern. Dazu ist nur derjenige in der Lage, der die Dinge nicht so tief sieht, der durch Illusionen „umschleiert“ ist (Nietzsche). Deshalb zögert Hamlet die Tat ständig hinaus, er kann sich zu der ihm auferlegten Tat nicht entscheiden, weil er sie „nicht zu einer inneren, freien Handlung zu machen weiß?“ (Schlegel). Erst als er tödlich verwundet ist und also sterben muss, kann er die Tat vollziehen, jetzt aber nicht aus freiem Willen, sondern im Affekt.

Woher ich das weiß:Recherche