HambachFest-Bild

2 Antworten

Also als wir das Bild in der Schule interpretiert haben waren für meinen Lehrer folgende Sachen besonders wichtig. Welche Fahnen/Flaggen sind dort zu sehen? -> politische Stimmung? -> Wieso schwarz/rot/gold Flagge? Wie sind die Personen gekleidet, zu welchem Teil der Gesellschaft gehören sie?

Ich hoffe mein Stichpunkt Kuddelmuddel hilft dir wenigstens etwas weiter. Wenn nicht frag noch mal etwas genauer nach, dann versuch ich dir weiter zu helfen.

Geachtet werden kann vor allem auf die Anzahl der Menschen, ihr Alter, ihr Geschichte, ihre Kleidung (mögliche Rückschlüsse auf ihre gesellschaftliche Zugehörigkeit),

Es gibt mehrere Bilder des Festzuges am 27. Mai 1832. Ich beziehe mich auf ein ziemlich verbreitetes.

Eine große Anzahl von Menschen strebt erwartungsvoll zum Ereignis. Der Anfang des Zuges ist in der Höhe am Ort des Festes angekommen, während von der Ebene her noch weitere Menschen herbeiströmen und sich die Scharen sich auf dem serpentinenartigen Weg den Berg emporbewegen.

Schwarz-rot-goldenen Fahnen werden in großer Anzahl mitgeführt und jemand hat eine auf dem höchsten Turm des Hambacher Schlosses gehisst. Die Farben schwarz-rot-gold sind Symbol der nationalen Bewegung in Deutschland. Auch Kokarden (Bandschleife in Form einer Rosette, als Abzeichen getragen) auf Kopfbedeckungen und eine Anzahl Schärpen haben die Farben schwarz-rot-Gold. Damals erreichte schwarz-rot-Gold als Trikolore (dreifarbige Fahne mit gleich breiten Streifen) seinen Durchbruch. Häufig ist dabei eine umgekehrte Reihenfolge (der schwarze Streifen unten) zu der danach gängig gewordenen zu sehen.

Der Festzug hat den Charakter eines demonstrativen Bekenntnisses. Die große Menge (nach Annahme der Quellen haben sich schließlich etwa 25000 – 30000 Menschen auf dem Hambacher Schlossberg versammelt) zeigt eine große Beteiligung und Anteilnahme des Volkes, an der viele Gruppen beteiligt sind. Der Zug sieht wie ein gut geordnetes Bürgerfest aus. Neben Männern gibt es auch Frauen zu sehen, ein Mädchen trägt Kränze über dem Arm. Auf der linken Seite spielt eine Musikkapelle. Musikinstrumente, z. B. eine Trommel und Blechblasinstrumente sind zu sehen. An der Kleidung sind eine Personen als Burschenschaftler zu erkennen. Die Bekleidung deutet bei einer Reihe von Teilnehmern auf die Zugehörigkeit zu einem zumindest einigermaßen gutgestelltem Bürgertum. In der Bildmitte unten wenden sich drei untergehakte Männer zum Betrachter hin. Eine Kopfbedeckung deutet auf Polen hin. Damals gab es eine Polenbegeisterung, als 1830 ein (dann niedergeschlagener) Aufstand für Freiheit und nationale Unabhängigkeit gegen die russische Herrschaft ausgebrochen war.

Auf dem oberen Teil des Berghangs sind Hütten und Zelte aufgebaut. Auf der rechten Seite tragen einige Teilnehmer Fackeln. Offenbar ist an ein längeres Bleiben, bis zum Abend oder sogar bis in die Nacht hinein gedacht.

Es gibt Beschreibungen zu dem Festzug.

Hannes Ziegler, Patrioten auf dem Schloss : das Hambacher Fest. In: Freiheit, Einheit und Europa : das Hambacher Fest von 1832 ; Ursachen, Ziele, Wirkungen . 1. Auflage. Herausgegeben von Joachim Kermann, Gerhard Nestler und Dieter Schiffmann. Ludwigshafen amRhein : Pro Message-Verlag, 2006, S. 220:
„Und bald liefen auch die Vorbereitungen für das große Fest auf Hochtouren; Der Weg zum Berg wurde verbreitert, der Bergipfel flach geebnet. Tische und Bänke wurden gebaut, Schaubuden und Karussells aufgestellt. Handwerker errichteten auf dem Bergplateau eine große Tribüne. Höhenfeuer auf dem Hambacher Berg und den benachbarten Berghöhen kündigten das große Ereignis schon am Vorabend an. Mit Böllerschüssen und Glockengeläut wurden die Menschen der Umgebung am 26. und 27. Mai geweckt.

Die Festteilnehmer kamen von nah und fern. Der pfälzische Landrat war vollzählig erschienen, die gesamte Burschenschaft aus Heidelberg, ungefähr 200 Mann, hatte sich unter Führung Karl Heinrich Brüggemanns eingestellt, viele in altdeutsche Uniformen gekleidet. Deputationen der Würzburger und Jenaer Burschen waren erschienen. Einige Pfälzer Gemeinden hatten offizielle Vertreter geschickt. In Pferdegespannen reisten Gruppen und Gesellschaften aus den größeren Hessens und Badens, des Königreichs Württemberg und aus der freien Reichsstadt Frankfurt in den Rheinkreis.“

S. 221- 222: „Um acht Uhr versammelten sich die Festgäste auf dem Neustadter Marktplatz und organisierten sich zum Festzug, der sich alsdann langsam und schwerfällig in folgender Formation Richtung Schlossberg wälzte: eine Abteilung Bürgergarde mit Musik, Frauen und Jungfrauen mit der polnischen Fahne, getragen von einem Fähnrich, einen zweite Abteilung Bürgergarde, eine Abteilung der Festordner, von denen jeder eine schwarz-rot-goldene Schärpe trug, mit der schwarz-rot-goldenen Fahne „Deutschlands Wiedergeburt“, der Landrat Rheinbayerns, eine zweite Abteilung der Festordner, Deputierte aus Rheinpreußen, Baden, Hessen, Württemberg, Franken, Altbayern, Sachsen, Hannover, Westfalen, Nassau, Lichtenberg, Coburg, Frankfurt und anderen deutschen Städten; Festbesucher aus anderen deutschen Staaten, nach Stämmen geordnet, eine Bürgergarde-Abteilung. Neben den ausländischen Festbesuchern trat auch eine Studentengruppe als eigene Formation auf.“


Albrecht  07.02.2012, 22:50

S. 222 – 223: „Kurz vor Mittag war der Festzug auf dem Schlossberg angekommen. Auf der Terrasse der Burg wurde die polnische Fahne aufgesteckt, vom Burgturm wehte die schwarz-rot-goldene Fahne.“

S. 223 – 224: „Die soziale Zusammensetzung der Festbesucher war unterschiedlich. Der Großteil der Demonstranten setzte sich aus dem besitz- und Bildungsbürgertum, also aus Kaufleuten, begüterten Handwerksmeistern, Ärzten und Juristen zusammen. Der Rest der Festbesucher rekrutierte sich aus Kleinbauern, Winzern, Handwerksgesellen, Taglöhnern und Dienstbote. Auch Frauen nahmen teil. Dies dürfet daran gelegen haben, dass sich Siebenpfeiffer in seiner Einladung ja ausdrücklich an die „deutschen Frauen und Jungfrauen“ gewandt hatte, deren „politische Mißachtung in der europäischen Ordnung ein Flecken ist“, natürlich war auf dem Schlossberg auch die Obrigkeit präsent.“

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