Haben Psychotherapeuten manchmal Angst vor ihren Patienten?

4 Antworten

Hallo, ich denke schon, dass Therapeuten vor manchen Patienten mehr Angst als Respekt haben. Um das zu Besprechen gibt es Leute, die Supervisionen anbieten. Dort können Therapeuten solche Fälle besprechen und gegeben falls die Patienten ablehnen. Sicherheit geht vor!

Woher ich das weiß:Hobby

Merciful3 
Beitragsersteller
 18.02.2021, 12:46

Also quasi Therapeuten von Therapeuten ?

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Natürlich.

Was man da macht? Eventuell dem Patienten einen Extratermin geben. Mit ihm offen über die Befürchtungen reden. Schlimmstenfalls Einweisung veranlassen.

Ach, ich bin doof. Angst vor dem Patienten? Das kommt vor. Ich bin noch nicht in der Situation gewesen, aber mein Kollege macht mit manchen Patienten keine Abendtermine aus, wenn sonst niemand mehr in der Einrichtung ist.

Ich selbst hatte zweimal "Angst"

1.da war ich sehr unerfahren und zum Erstgespräch kam ein Mann rein, ein recht stadtbekannter Anwalt, der wegen seines 12 j.Stiefsohnes kam und der mir als Allererstes erzählte, welchen Leuten er eine Dienstaufsichtsbeschwerde an den Hals gehängt hatte, weil die nicht so wollten, wie er sich das so vorstellte, oder sogar einen Prozess geführt hatte.

wie gesagt, ich war noch sehr unerfahren, aber mein Mund wurde spürbar trocken und ich dachte: wann komme ich dran? Ich hatte den Fall danach sofort mit meiner Chefin besprochen, und wir kamen überein, dass ich in meiner "Handakte", die öffentlich nicht zugänglich ist, von jedem Gespräch ein sehr ausführliches Protokoll machen solle. Das tat ich auch und nach einiger Zeit war ein dicker Leitzordner voll.

Na ja, der Mann wurde dann aber doch relativ handzahm. Er hatte nämlich genauso viel Angst vor mir wie ich vor ihm. Er hatte Angst, dass ich ihm nicht glauben würde, was ich aber tat.

Das zweite Mal war es während eines fünftägigen Seminars, ich habe den Titel vergessen. Es war aber für alle ein seel. belastendes Thema und die Stimmung war entsprechend. Jedenfalls schlug die Trainerin am letzten Tag, um mal was Heiterkeit in die Gruppe zu bringen, ein Rollenspiel vor. Einer sollte den Patienten spielen, und ein anderer Teilnehmer sollte den schlechtesten Therapeuten der Welt geben. Das macht immer sehr viel Spaß, weil man so richtig die Sau rauslassen konnte. Jeder, der wollte, konnte also Therapeut oder Patient spielen. Es war so lustig. Ich hatte einen "Urbayern" als Patienten, der nur von Weißwürsten und Maß Bier redete. Wie aus dem Komödienstadl. Ich bin fast gestorben vor Lachen, das durfte ich allerdings, da ich ja die schlechteste Therapeutin spielte.

Das letzte Rollenspiel ging dann so, dass ein neuer "Patient" - offensichtlich Samstags - seinen schlechtesten Therapeuten nicht zum vereinbarten Erstgespräch antraf. Der kam dann vom Einkauf wieder und war sichtlich ungehalten, den blöden Patienten anzutreffen.

Aber er ließ ihn rein und fing mürrisch das Vorgespräch an. Wir lachten uns schlapp. Aber der Teilnehmer, der den Patienten spielte, spielte seine Rolle genial und unglaublich echt. Vor unseren Augen spielte er einen Serienmörder, der kurz vor der Therapiestunde eine Frau umgebracht hatte. Und durchblicken ließ, dass er mit dem Therapeuten dasselbe vorhatte. Er spielte diese Rolle so gut, dass der Seminarteilnehmer vom lustigen schlechtesten Therapeuten zum fähigsten Therapeuten umschalten musste, weil es um sein Leben ging.

Die Lehrtherapeutin, die unser Seminar leitete, beendete nach einiger Zeit dieses Rollenspiel, weil die Stimmung der Teilnehmer immer düsterer wurde. Das Rollenspiel war nicht mehr lustig.

Das Seminar endete dann mit dem Thema: wann lehnen wir Patienten ab, bzw. welche Vorsichtsmaßnahmen muss man ergreifen.

Hey, bestimmt hat man in manchen Situationen "Respekt" vor seinen Patienten, aber Angst nicht unbedingt. Die Menschen werden ja darauf geschult und es gibt viele Sicherheitsmaßnahmen.

Ich glaube nicht, die wissen, wie sie sich im Notfall verhalten müssen. Ich habe einige Jahre mit psychisch kranken Menschen in einer Werkstatt gearbeitet, bei einzelnen Personen war mir gelegentlich schon mulmig. Vor allem bei Borderlinern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung