Griechische Mythologie: Dreizack
Ich bin ein Fan der griechischen Mythologie. Irgendwie finde ich jedoch nicht genug Informationen über den Dreizack vom Meeresgott Poseidon. Mich würden jegliche Informationen und vorallem die Bedeutung, Symbolik davon.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Dreizack#Fischfang_und_Jagd
Es ist halt eine Waffe, die unter anderem im Fischfang oft eingesetzt wurde und daher wohl mit dem Gott des Meeres in Verbindung gebracht wurde.
Der Dreizack des Gottes Poseidon (Ποσειδῶν; römische Entsprechung: Neptunus) wird griechisch τϱίαινα (von τϱία = drei), τ�?ιόδους («mit drei Zähnen») ἰχθ�?κεντϱον («Fischstachel»; Pollux 10, 133), lateinisch tridens («Dreizahn») und fuscina (Dreizack, Harpune, Gabel, Spieß) genannt.
Der Dreizack ist:
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Gerät zum Fangen und Töten von Fischen und anderen Meerestieren
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Waffe zum Kampf
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Mittel zur Machtausübung
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Zeichen von Herrschaft, Macht und Würde
Der Dreizack ist eine Waffe zum Fangen und Erlegen von Fischen und anderen Meerestieren, eine Harpune/ein Fischspeer mit drei Spitzen.
Der Dreizack ist die Fischharpune, mit der vor allem Thunfische und Delphine, aber auch kleinere Seetiere aufgespießt werden. Sie hat zwei Nebenzacken, um das Abgleiten vom runden Leib glatthäutiger Fische zu verhindern.
Poseidon führt den Dreizack ursprünglich als Herr und Jäger der Fische (Aischylos, Sieben gegen Theben [Ἑπτὰ �?πὶ Θήβας; lateinischer Titel: Septem contra Thebas] 131; Lukian, Der Fischer oder Die wieder auferstandenen Philosophen [Ἀναβιοῦντες ἢ Ἁλιε�?ς; lateinischer Titel: Revivescentes sive Piscator]; Anthologia Graeca 6, 138; Marcus Terentius Varro, De re rustica [Über die Landwirtschaft ] 3, 17,2) und als Gott der Fischer, der ihnen zu gutem Fang verhilft.
Neben der Auffassung, der Dreizack ein altes Gerät des Fischfanges (am ehesten eine Dreizackharpune, wie sie im Thunfischfang verwendet wurde) sind auch Deutungen vertreten worden, der Dreizack habe als Waffe den Blitz ersetzt/abgelöst, den Poseidon ursprünglich als Waffe geführt habe (ein angebliches Dreizackmal auf der Akropolis im Erechtheion/Tempel des Erechtheus wird Poseidons Stoß mit dem Dreizack bei einem Wettstreit mit der Göttin Atenen um Attika zugeschrieben: Pausanias 1, 26, 5; Hegesias von Magnesia FGrHist 142 F 24; Hyginus, Fabulae 46, 4 erzählt, Erechtheus sei auf Bitten Neptuns (= Poseidons) von Iupiter (= Zeus) mit einem Blitz erschlagen worden, was möglicherweise eine Deutung des angeblichen Dreizackmals als Blitzmal enthält; der Dreizack müsse auch wegen Aristophanes, Die Wolken (�?εφέλαι; lateinischer Titel: Nubes) 556 - 567 und Kallimachos, Hymnos 4, 31 als Blitzwaffe gedeutet werden) oder der Dreizack sei ein stilisierter Donnerkeil.
Poseidon übt mit seinem Dreizack auch Herrschaft über das Wasser/das Meer, über Felsen und den Erdboden bzw. Meeresboden aus.
Poseidon verwendet außerdem den Dreizack als Waffe gegen die Giganten. Dreizack als Waffe: Hesiod, Theogonie (Θεογονία; lateinischer Titel: Theogonia) 630; Apollodor 1, 2, 1, 1- 4/1, 6 – 7
Den Dreizack haben die Kyklopen - nach einer verhältnismäßig späten Darstellung bei Apollodor 1, 2, 1, 1- 4/1, 6 – 7 geben die 3 Kyklopen Brontes (»Donnerer«), Steropes (»Blitzer«) und Arges (»Strahler«) beim Kampf gegen die Titanen Zeus Donner, Blitz und Donnerkeil/Wetterstrahl, Poseidon den Dreizack und Hades einen Helm/eine Kappe (κυνέη) - oder die rhodischen Telchinen (Kallimachos, Hymnus 4 [Delischer Hymnus] 31) geschmiedet; bei dem spätantiken Autor Nonnos, Dionysiaka (Διονυσιακά; Geschichten von Dionysos; lateinischer Titel: Dionysiaca) 43, 19 wird der Dreizack als »assyrisch« bezeichnet.
Der Dreizack kann Speer (δόϱυ) oder Zepter (σκῆπτϱον) sein.
In Erweiterung der ursprünglichen Bedeutung wird der Dreizack zum Symbol der Macht, mit dem Poseidon als wohltätiger Gott eine Quelle aus dem Felsen entspringen läßt (Hyginus, Fabulae 169), als Erderschütterer die Erde spaltet oder als Herrscher des Meeres die Wogen aufwühlt (Homer, Odyssee ε, 5. Gesang, Vers 291 – 294).
Poseidon spaltet mit seinem Dreizack Felsen und schleudert sie ins Meer (Homer, Odyssee δ, 4. Gesang, Vers 505 – 510).
Der Dreizack hat zwischen Olymp und Ossa das Tempetal durchbrochen, so daß der See, der Thessalien bedeckte, ausgetrocknet ist (Herodot 7, 129, 4, Scholion zu Pindar, Pythische Ode 4, 246a).
Poseidon stieß in einem Wettstreit mit der Göttin Athene um Attika mit seinem Dreizack in die Akropolis und ließ eine Salzwasserquelle (θάλασσα Herodot 8, 55; auch als Meereswasser in einem Brunnen bezeichnet: Pausanias 1, 26, 5) hervorsprudeln/entspringen (Apollodor 3, 14, 1, 2/3, 178).
Anymone, Tochter des Danaos, rief Poseidon um Hilfe an, als sie von einem Satyr bedrängt wurde, Nachdem Poseidon den Satyr vertrieben hatte und sich mit Anymone gepaart hatte (ein Sohn Nauplios stammte aus dieser Verbindung) , ließ er mit seinem Dreizack die dreistrahlige Quelle (nach Anymone benannt) entstehen, die Ursprung des dreigeteilten Flusses Lerna ist (Hyginus, Fabulae 169).
Es wird erzählt, Poseidon habe mit einem Schlag seines Dreizacks in Thessalien aus einem Felsen das erste Pferd (Skyphios) erschaffen (es gibt auch eine Fassung, Poseidon habe im Wettstreit mit Athene das erste Pferd erschaffen, das nach einem Schlag seines Dreizacks aus dem felsigen Boden Attikas hervorsprang).
Meistens ist der Dreizack Poseidons wie ein Zepter und allgemeines Abzeichen.
Informationen zu Poseidon und seinen Dreizack:
Edward Tripp, Reclams Lexikon der antiken Mythologie. Übersetzung von Rainer Rauthe. 8., bibliographisch aktualisierte Auflage. Stuttgart : Reclam , 2012, S. 446 - 451
Walter Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart : Kohlhammer, 2011 (Die Religionen der Menschheit ; Band 15), S. 212 – 217
Hans- K. und Susanne Lücke, Antike Mythologie : ein Handbuch ; der Mythos und seine Überlieferung in Literatur und bildender Kunst. 2. Auflage. Reinbek : Rowohlt, 2006, S. 649 – 669
Jan N. Bremmer, Poseidon I. Mythos und Kult. Übersetzung: Theodor Heinze. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 10: Pol - Sal. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2001, Spalte 201 – 205
Spalte 203 – 204: in der nachhomerischen Zeit war P. nicht so sehr der Gott der Seeleute wie der der Fischer, deren Werkzeug, der Dreizack, zu seinem Symbol wurde […]. Das homer. Porträt P.s als Herrscher des Meeres stellt offenbar eine theologische Neuerung dar; die Griechen besaßen daneben viele ältere Meeresgottheiten.“
P. = Poseidon
homer. = homerische
Balbina Bäbler, Poseidon II. Ikonographie. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 10: Pol - Sal. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2001, Spalte 205 – 206
Spalte 205: „Die ältesten Darstellungen des P. stammen aus Korinth, wo er große Verehrung genoß; seit dem 3. Viertel des 7. Jh. zeigen bemalte Pinakes […] P. aufrecht, in → Chiton und Himation, mit → Diadem und Dreizack, später oft vom Fischen umgeben […]. Attische Darstellungen setzen im 2- Viertel des 6. Jh. ein; Amasis und → Exekias, in der Spätzeit der sf. Vasenmalerei Antimenes zeigen ihn als mächtigen Olympier, bei myth. Ereignissen (Geburt der → Athene, Hochzeit von Peleus und Thetis) anwesend, aber oft abgewandt; in der → Gigantomachie ist er kräftig ausschreitend, den Felsen → Nisyros geschultert, bisweilen dem Dreizack schwingend, dargestellt.“
P. = Poseidon
Jh. = Jahrhundert
sf. = schwarzfigurigen
myth. = mythischen
Spalte 206: „Naturhaftigkeit und Aufruhr der Elemente stellt erst das hell. Pathos an P. dar: auf dem Hypokampenwagen […], mit Dreizack sowie Delphin und umgeben von Meereswesen, zieht der auf dem Pergamonaltar in den Gigantenkampf […]; theatralische-königliche Pose zeigt der P. von Melos von E. des 1. Jh. […].“
hell. = hellenistische
P. = Poseidon
E. = Ende Jh. = Jahrhunderts
Gerhard Fink, Who's who in der antiken Mythologie. 9. Auflage. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2001 (dtv ; 32541), S. 263 – 264
S. 263: „Seine Waffe ist der Dreizack, womit er das Meer aufwühlt und die Erde erschüttert.“
Erika Simon, Die Götter der Griechen. Aufnahmen von Max Hirmer und anderen. 4., neu bearbeitete Auflage. München : Hirmer, 1998, S. 58 - 79
Erika Simon, Poseidon. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band VII 1: Oidipous – Theseus. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1994, S. 446 – 479
S. 447: „Das wichtigste Attribut des Gottes ist von Anfang an der Dreizack, ein Gerät zum Harpunieren von Fischen, das aber zugleich das Zepter des P. ist.“
P. = Poseidon
Erika Simon, Poseidon (Neptunus). In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band VII 2: Oidipous – Theseus. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1994, S. 352 – 393 (Abbildungen)
Robert Muth, Einführung in die griechische und römische Religion. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, S. 80 – 84
Walter Pötscher, Poseidon. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly's Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 4: Nasidius bis Scaurus. Stuttgart : Druckenmüller, 1972, Spalte 1076 – 1079
Ernst Wüst, Poseidon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE XXII, 1: Pontarches bis Praefectianus. Stuttgart : Druckenmüller, 1953, Spalte 446 – 557 (zum Dreizack Spalte 478 – 484)
Elard Hugo Meyer, Poseidon. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 3, Abteilung 2: Pasikrateia – Pyxios : sowie Nachträge Palladion – Phoinix. Teubner, 1902 - 1909, Spalte 2788 – 2854
Heinrich Bulle, Poseidon in der Kunst. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 3, Abteilung 2: Pasikrateia – Pyxios : sowie Nachträge Palladion – Phoinix. Teubner, 1902 - 1909, Spalte 2854 – 2898 (zum Dreizack: Spalte 2855 – 2857)
Die Form ist in der Hauptsache gleich: ein etwa mannslanger Schaft, an dem oben eine dreiteilige Gabel sitzt
In den Einzelheiten kommen in den Darstellungen Unterschiede vor.
Bedeutung/Symbolik des Dreizacks
deutliche und allgemein verbreitete Auffassung, was der Dreizack bedeutet und wofür er Symbol ist:
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Gerät/Werkzeug der Fischerei
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Attribut (kennzeichnende Beigabe in der Darstellung) Poseidons (als Meeresgott)
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Zeichen von Herrschaft, Macht und Würde
einzelne, eher seltene und/oder spätere und zweifelhafte Auffassungen zu dem, was der Dreizack (außerdem) bedeutet und wofür er Symbol ist:
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Symbol des dritten Bezirks/Bereichs (Wasser/Meer)
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Symbol der drei Reiche (Himmel, Wasser/Meer, Unterwelt/Totenreich)
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Symbol der dreifachen Qualität des Wassers (flüssig, fruchtbar, trinkbar bzw. schnell beweglich, trinkbar, flüssig)
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Symbol für die Zähne von Meeresungeheuern
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Symbol für die Strahlen der Sonne
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Symbol für den Blitz
Plutarch, Über Isis und Osiris (Πεϝὶ Ἴσιδος και Ὀσίϝιδος; lateinischer Titel: De Iside et Osiride) 75 (381 E): Der Dreizack ist Symbol des dritten Bezirks (nach Himmel und Luftraum).
Servius zu Vergil, Aeneis 1, 133: Dreizack ist Symbol der drei Reiche (Himmel, Wasser/Meer, Unterwelt/Totenreich) der drei Brüder Zeus/Iupiter, Poseidon/Neptunus und Hades/Pluto, die sie untereinander aufgeteilt haben, über die sie zugleich aber auch gemeinsame Herrschaft haben, wie sich auch die Elemente, denen sie vorstehen, physisch verbunden sind (vgl. – aus einem mittelalterlichem Manuskript - Mythographi Vaticani III 6, 22).
Remigius, Commentum in Martianum Capellam, 1, 31, 3: deutet den Dreizack Neptuns auf eine dreifache Natur des Wassers (propter triplicem auque naturae), das 1) schnell/rasch (cita), das heißt beweglich (mobilis) und schnell/geschwind/rasch (velox) ist, 2) trinkbar (potabilis) ist und 3) flüssig (liquida) ist.
Remigius, Commentum in Martianum Capellam, 1, 31, 3 (vgl. Mythographi Vaticani 1, 107; 2, 5, 1): Es wird erdichtet, Neptun habe den Dreizack, weil die Natur des Wassers (natura aquae) flüssig (liquida), trinkbar (potabilis) und fruchtbar (fecunda) ist (vgl. Mythographi Vaticani I, 2, 107; II, 1; II, 9; III, 5)
Udo Becker, Lexikon der Symbole. Freiburg im Breisgau ; Basel ; Wien : Herder, 1992, S. 59 (Dreizack) gibt an, der Dreizack sei eine Stange mit drei Zinken, in der Fischerei als Fanggerät verwendet, Attribut von Meergöttern, besonders des Poseidon, sei auch als Symbol für die Zähne von Meeresungeheuern, für die Strahlen der Sonne oder für den Blitz verstanden worden.
Hans Biedermann, Knaurs Lexikon der Symbole. Herausgegeben von Gerhard Riemann. München : Droemer Knaur, 1989, S. 103 (Dreizack) gibt an, der Dreizack sei ein Fischspeer mit drei Spitzen mit Widerhaken, Symbol und Attribut des Meeresgottes Poseidon.
Christoph Wetzel, Das große Lexikon der Symbole. Darmstadt : Primus-Verlag, 2008, S. 68 (Dreizack) gibt an, der Dreizack sei ein gabelartiges, langstieliges Gerät in der antiken Fischerei (Jagd auf Thunfisch), aber in der griechischen Mythologie ein Attribut von Meergöttern, vor allem des Poseidon.