Gott theodizee frage

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Gott und das Leid – eine ewige Frage 1. Leiden sind Strafen für Sünden (gegenüber Gott (bzw.) den Göttern) Dieses Vergeltungsschema (Tun – Ergehen) ist über Jahrtausende und bei allen Völkern das gängigste. Alle Kulte, alle Tempel und alle Gottesverehrung beruhen auf dieser Vorstellung. Man muss die Götter verehren, um deren Rache und Neid zu verhindern. Hunderte von Tempeln – typisch hierfür ist z.B. Rom – zeugen von dieser Einschätzung. Wer Gott nicht ver- ehrt, zieht Strafe auf sich, im Kern ist das der Grund für die Christenverfolgung im römischen Reich, denen der Vorwurf galt „ Ihr verehrt die Götter nicht “, da sie sich weigerten die vorgeschriebenen Opfer durchzuführen. Segen und Fluch hängen eng aneinander. Wer von Gott– oder den Göttern verflucht ist –hat keine Chance. Ihm gelingt im Leben nichts. Er ist von Gott gezeichnet. Diese Vorstellung ist auch bei den Aposteln vorhanden, wenn sie beim Anblick eines Blindgeborenen nach der Ursache fragen: „ Wer hat gesündigt. Er oder seine Eltern?“ Das Sünde und Strafe eng zusammenstehen-ist für sie unstrittig. Mir erzählte ei ne Frau in diesen Tagen (!), dass sie von einer Spachbrückerin angesprochen wurde: „Was müssen Sie angestellt haben, dass Gott Sie so gestraft hat!“Die Frau hat ein behindertes Kind und einen dementen Mann. – Eine schreckliche Feststellung, die letztlich ein unmenschliches Gottesbild aufzeigt! Solche falschen Gottesbilder müssen zurück gewiesen werden! Als ob es einen eindeutigen Zusammenhang von Gottesdienst/Gottesfurcht und Wohlergehen gebe, sind auch noch unsere Lieder und Gebete formuliert. Gott nicht beleidigen (durch Sünde!), was ja den Kommunionkindern noch eingetrichtert wird, alles Böse vermeiden, da-mit man nicht in der Hölle landet. „ Bedenk es recht, wie Gottes Zorn die Sünde schlägt“. Der Gottlose muss untergehen (vgl. Koran!). Gerade in der Fastenzeit wimmelt es von den Vorstellungen, durch Buße dem „gerechten Zorn Gottes “ zu entfliehen in dem man „gerecht“ ist,sich bekehrt, die Gebote treulichst beachtet.Wohl dem, der Gottes Wege geht. Wenn auch die Strafen Gottes heutzutage mehr ins Jenseits verlegt werden. Calvin allerdings hatte in der Vorstellung gelebt, dass, wer „gesetzestreu“ handelt, in diesem Leben Wohlstand erwarten kann. Korrespondierend mit dieser Ansicht ist die Vorstel lung, dass das Böse vom Teufel verur- sacht wird (vgl. Hiob, wo dem Teufel Raum gegeben wird Hiob zu schaden; ähnlich: Goethes Das ist nach Max Weber der Ursprung des Kapitalismus‘. 2 Faust) und daher muss man auch die Dämonen und bösen Geister beschwichtigen. Ja, man muss sogar alles Böse aus der Kirche ausrotten. So hat man im Mittelalter Hexen und Ketzer verbrannt, weil man „das Böse aus der Mitte“ (Gen 21,21) tilgen wollte. Wenn man das nicht getan hätte, so die Vorstellung, hätte der Zorn Gottes die ganze Gemeinschaft getroffen. Vollkommen selbstverständlich war die Vorstellung, dass die Naturereignisse Blitz und Unwetter von Gott geschickt werden. So wurde noch zu unserer Zeit der Wettersegen gesprochen: A fulgore et tempestate – libera nos Domine. Aber auch Pest, Hunger und Krieg wurden als Folgen sündhaften Handelns verstanden. Durch Selbstkasteiung, durch Hungern und Geißeln versuchte man den Zorn Gottes zu besänftigen. So sieht man vor dem geistigen Auge die Geißlerzüge. 2 In einem Lied aus dem 17. Jh. Heißt es: O Gott streck aus dein milde Hand und segne gnädig Leut‘ und Land und halte nach der Güte dein mit den verdienten Plagen ein. ( GL 306) Alles in allem wird deutlich, dass es sich um ur-menschliche Erfahrungen und Einschätzungen handelt, die sich in allen Religionen wieder finden . Man muss rein und heilig sein, wenn man Gott begegnen will. Hier gründet dann auch der Unterschied zwischen Heiligem und Profanem. So müssen die Menschen Gott durch Opfer (Gebet e, Gelübde, Wallfahrten) versöhnen. Und da Jesus das letztlich verbindliche Opfer durch sein Leiden und Sterben gebracht hat, wird sein Opfer – wie man sagt – in der Messe „unblutig“ erneuert, damit Gott gut zu den Menschen ist.Da kann man nur die Frage anschließen: Was hat uns das Christentum gebracht? Nur die Namen der Götter ausgetauscht?? Da man offensichtlich nicht in klarer Konsequenz Schuld und Sühne, Sünde und Strafe nachweisen konnte, keimte der Gedanke der „stellvertretenden Sühne “. Letztlich hieß das (eigentlich im Umkehrschluss), wenn es Leid gab, war irgendwo auch Schuld vorhanden, die es zu sühnen gilt.


tinimini  11.12.2013, 21:24

So richtig zugespitzt wurde das dann bei Jesus, der als Unschuldiger die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen hat,und dadurch die Schuld der Schuldigen getilgt wird? Jedenfalls kenn das AT keinen Fall, wo dies zutrifft. Auch die Texte vom „leidenden Gottesknecht“ greifen nicht Fürwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen... Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen und durch seinen „Opfertod“ gesühnt hat. Allerdings übersieht man, dass das Zitat Johannes d.T. von der Sünde 3(Sing.!) spricht. Auch davon sind unsere Gebete und Lieder voll. Das Problem ist aber, wieso durch den Tod eines Unschuldigen die ganze Welt gerettet wird ? Der alttestamentliche Bezug: Prophet Jona. Die Leute von Ninive bekehren sich und verhindern so die Strafe. Was ist Sünde (Sing.!)? Sie ist die fundamentale Störung des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen. Durch das Auftreten Jesu wird das eigentliche Verhältnis Gottes zu den Menschen offenbar, das schon immer so war, aber über die Geschichte des Menschen hinweg anders gesehen worden ist. Jesus hat es durch Wort, Tat und Tod offenbar gemacht!" (Jes. 53,4f). Von der beherrschenden Annahme aus, dass das NT die Erfüllung des AT ist, griff man auch auf diesen Text zurück. Die (schon sehr frühen) Aus leger haben sehr schnell dieses Zitat auf Jesus bezogen, der wie „ein Lamm zur Schlachtbank geführt“ wurde. Einzelne Aussagen scheinen zu passen und so vereinnahmte man sie für Jesus. Die Vorstellung von einem Sühneleiden stand am Anfang. Dabei bezieht sich dieserText des „Deuterojesaja“auf das Volk Israel, das ja nach seinem Exil – dort war es in de n Augen der Völker ein beklagenswertes Häuflein – nach Sion zurückgekehrt ist und nun als heiles und heiliges Volk vor allen Völkern erscheint.Freilich, das Leiden Jesu wurde mit diesem Jesaja-Text parallelisiert, doch um den Preis, das man nur das rauspickte, was in etwa auf Jesus passen könnte, also eine „kreative Exegese“.(Um dies zu belegen, müsste man den Deutero-Jesaja- Text heranziehen.) Der Gedanke des stellvertretenden Leides „erklärt“ zwar, warum der Gerechte leiden muss,nicht jedoch, warum ein Sünder trotz seiner Sünde weiterleben kann!. Leiden sind Prüfungen von Gott Schon im Buch Hiob, einer weisheitlichen Novelle, wird problematisiert: Warum geht es oft den Sündern/Ungerechten gut und – das ist noch wichtiger – warum muss der Gerechte leiden? Anders formuliert: Was hab ich denn Gott getan?? Das Buch Hiob wurde immer fortgeschrieben und zwar in der Zeit vom 4. bis zum 2. Jh. vor Christus.Die Antworten der drei Freunde Elifas, Bildad und Elihu: Unglück ist Strafe für verborgene, vielleicht nicht bewusste Sünde. Hiob soll sich beugen und geduldig sein; dann wird schon alles wieder gut. Das Vergeltungsdogma beherrscht die Diskussion. Wer Unglück leidet, hat auch Schuld! Egal wie; Hiob soll sich Gott unterwerfen. Und dann: Kap. 32-37, die Reden des Elihu: Das Leiden ist nicht so sehr Strafe, als vielmehr gött- liche Warnung, Mittel zur Besserung. Gott kann unmöglich ungerecht sein! Gottes Weltüberlegenheit und Menschenüberlegenheit zeigen die Wunder der Schöpfung.- Im Schlusskapitel gibt JHWH Hiob Recht und richtet dessen (materielles) Glück wieder auf. Er hat sich Gott in seiner Allmacht unterworfen. Letztlich wird auf diesem Wege die Frage nach dem Sinn des Leids verdrängt. Gut erkennbar in dem (eher atheistischen) Wort:Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Leid wird daher auch als erzieherische Maßnahme Gottes verstanden. Nicht für getane Sün- den, sondern „prophylaktisch“ auf eine Besserung hin. Eigentlich eine hilflose Erklärung, da man keinen rechten Zusammenhang erkennen kann. Das ganze Buch Hiob ist davon getragen, dass sein Leid eine Prüfung ist. 1,6 Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor dem HERRN einzufinden. Und auch der Satan kam in ihrer Mitte. 1,7 Und der HERR sprach zum Satan: Woher kommst du? Und der Satan antwortete dem HERRN und sagte: VomDurchstreifen der Erde und vom Umherwandern auf ihr. 1,8 Und der HERR sprach zum Satan: Hast du acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden - ein Mann, so rechtschaffen und redlich, derGott fürchtet und das Böse meidet! 1,9 Und der Satan antwortete dem HERRN und sagte: Ist Hiob [etwa] umsonst so gottesfürchtig? 1,10 Hast du selbst nicht ihn und sein Haus und alles,was er hat, rings umhegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet, und sein Besitz hat sich im Landausgebreitet.1,11 Strecke jedoch nur einmal deine Hand aus und taste alles an, waser hat, ob er dir nicht ins Angesicht flucht! 1,12 Da sprach der HERR zum Satan: Siehe,alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur gegen ihn [selbst] strecke deine Hand nicht aus! Und der Satan ging vom Angesicht des HERRN fort. Ziel dieses Angriffs Satans auf Hiob ist die Bewährung.

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tinimini  11.12.2013, 21:29
@tinimini

Noch im NT steht der „Gerechte“ (Glaubende) in einer gefährdeten Situation. Die Bitte des Vaterunsers „Führe uns durch die Versuchung“ zielt ja darauf, dass der Glaubende nicht in einer Prüfung versagt oder in eine Lage hinein kommt (Weltende, Leid) wo er sich von Gott trennt. Das Leid möge so „dosiert“sein, dass man bei Gott bleibt (wie übrigens auch Hiob, der in seiner Not Gott als Richter anruft). Betrachtet man bei dieser Antwort, Leid ist Prüfung , das Gottesbild, dann muss man sich ja gruseln. Da sitzt ein ewiger, allmächtiger Gott und spielt mit seinen Kreaturen. Prüft, ob sie selbst bei größtem Leid zu ihm stehen! Diese Vorstellungen nähern sich anderen Aussagenüber das Leid: Leid als Teil eines göttlichen Planes , wie es Joseph von seinen Brüdern erfahren hat. Am Ende steht das „happy end“. Doch das ist ja wohl nicht wahr! Man muss nur nach Haiti schauen. Oder eine weitere Vorstellung: Das Leiden gehört zum Leben des Gerechten . Die erfährt man bei den Propheten, aber mehr noch bei Jesus: „ Musste nicht der Messias dies alles leiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen? Hier ist die Wurzel einer Märtyrerideologie mit dem Schlussgedanken einer Herrlichkeit nach dem Tod – als der Gedanke der Auferstehung. Abschließend muss man sagen: das AT (und dies ragt deutlich auch in das NT) kann das Leid nicht erklären, sondern nur verschiedene Modelle vorlegen. Bekommen wir bei der Lektüre des NT eine hilfreichere Antwort?Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, / er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. Sagt denn der Ton zu dem Töpfer: / Was machst du mit mir? Jes 45,9 5

Kapitel 40-55 des Buches Jesaja. Entstanden in der babylonischen Gefangenschaft. Es will den Exulanten Mut machen und auf die Rückkehr vorbereiten. 5 Die Theodizee-Frage Theodizee (=Rechtfertigung Gottes) ein von Leibniz gefundener Begriff (1710). Eine prägnante, oft zitierte Formulierung des Probl ems vom guten und allmächtigen Gott lautet: Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, Oder er kann es und will es nicht: Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, Oder er will es nicht und kann es nicht: Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg? Kann dieser Satz nicht auch anders gelesen werden? Das Theodizeeproblem besteht wegen des Widerspruchs zwischen zwei Aussagen: einerseits diejeni- ge, es gebe einen allmächtigen, allgütigen und allwissenden Gott, andererseits diejenige, das Übel bzw. Böse in der Welt existiere real. Lösungen des Problems werden auf zweierlei Weise gesucht: Der Widerspruch wird aufgelöst, indem die eine oder die andere der beiden Aussagen eingeschränkt oder ganz fallen gelassen wird, oder indem man erklärt, wie an beiden Aussagen festgehalten werden kann. Das Übel hat kein eigenständiges Sein, es ist ein Mangel am Guten Das Böse ist Rest von unvollkommenen Probeschöpfungen Gottes (Kabbala) Das Übel als Durchgangsstadium der Geschichte (Hege l) Das Übel als unerkennbarer Wille des Gottes der Bibel Wir leben in der besten aller möglichen Welten (Leibniz) Nach Gottfried Wilhelm Leibniz gibt es eine unendliche Anzahl möglicher Welten. Von diesen hat Gott nur eine geschaffen, nämlich die vollkommenste, in der das Übel den kleinsten Raum hat („die beste aller möglichen Welten“). Jede Form des Übels ist letztlich notwendig und erklärbar. Leibniz unterscheidet drei Arten des Übels: • das malum metaphysicum , das metaphysische Übel, d. h. das Geschaffene ist notwendig unvollkommen, da es sonst mit Gott identisch wäre, • das malum physicum , das physische Übel. Das bedeutet Schmerz und Leid sind notwen- dig, da sie vom Schädlichen abhalten und zum Nützli chen drängen und • das malum morale , das moralische Übel, das bezeichnet die zur Abwen dung von Gott führende Sünde (Verletzung der Gemeinschaft); betri fft den Menschen Oder: Gottes Eigenschaften sind zu überdenken 4. Weiterführende Gedanken a. Unbestreitbar ist diese Welt wie sie ist, kontingen t, d.h. ohne absolute Notwen-digkeit geschaffen. Sie ist aber gleichzeitig der d auernden Veränderung ausge- setzt. b. Im Bereich des Lebendigen ist der Tod der ständige Begleiter. Der Tod und seine „Begleitformen“ wie Veränderungen (Behinderungen) u nd Krankheiten sind eine Schattenseite des Lebens. c. Ohne den Tod gäbe es die Liebe nicht! (Eugen Biser) Gemeint ist die Liebe mit all ihren Spielarten: Mutterliebe, Gattenliebe, Geschwi sterliebe .... In diesen Gedanken schwingt noch die Vorstellung Leibniz‘ mit vonder besten aller möglichen Welten. Im Zusammenhang mit dem Leid wird immer auch auf Jesus geschaut. Sein Leid und Kreuz werden als Beweis verstanden, dass es ohne Leid keine Erlösung gibt. Ja, wir sollen unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen.

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tinimini  11.12.2013, 21:35
@tinimini

So liest man im Evangeliumsnetz 8 : Jesus ist am Kreuz gestorben. Die Jünger und mit ih nen die gesamte Christenheit er- kennen darin ein zentrales Ereignis der Weltgeschic hte: der Sohn Gottes erwirbt durch sein Leiden und Sterben Vergebung und Erlösun g für alle Menschen, die ihm vertrauen und mit ihm leben. Jesus geht dabei aus L iebe an das Kreuz: aus Liebe zu uns Menschen, aus Liebe zu jedem einzelnen. Jesus hat sein Verhalten zum Grundprinzip für seine Jünger gemacht. Sein Handeln ist ein Grundmuster, an dem wir Christen uns orientiere n sollen. Wir sollen selbst unser Kreuz auf uns nehmen, sollen selbst unser Leben hin geben um seinetwillen und umdes Evangeliums willen. Mk 8,34: Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will,der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliu ms willen, der wird's erhalten. Das hieße wohl: die Aufgabe des Christen bestünde darin, möglichst ohne Murren sein Leid anzunehmen. So hat es ja auch Jesus getan. Diese Interpretation ist in Frage zu stellen (Eugen Biser) Warum ist Jesus gestorben? Die Antwort kann nur in einem Einklang von Lehre Handeln und Tod Jesu gefunden werden. Lk 4,17ff.: „ Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalb t. Er hat mich gesandt, / damit ich en Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich d ie Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe ((und einen Tag der Rache unsers Gottes ; Jes 61,2))“ Mt 11,28Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und belade n seid, so will ich euch erquicken! Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht! Lk: Die Gleichnisse vom Verlorenen Sohn. Am Eindrucksvollsten: der Verlorene Sohn! Wort: Der Inhalt der ganzen Botschaft Jesu zielt da rauf, Gott als den darzustellen, der auf die Menschen zu geht, für die Menschen da ist. Insbesondere die Gleichnisse machen deutlich, dass Gottes Denken und Wollen ein anderes ist als das des Menschen in seinem starren Vergeltungsschema. Wir sollen dieses „göttliche Denken “ uns aneignen: metanoeite, „Denkt anders, höher“ ist der Ruf des Neuen Testamentes. Die Übersetzung „Tuet Buße!“ verwischtdie Neuartigkeit der Lehre Jesu. Handeln: Jesus kümmert sich um die Ausgestoßenen, d ie Sünder. Vor allem hält er Mahl mit ihnen, dem Zeichen der Endzeit. Zöllner, Frauen, Prostituierte, Kranke, Behinderte, „von Gott gezeichnete“ nimmt er in seinen Kreis auf. Er dokumentiert mit seiner Lehre und seinem Verhalten: Gott wendet sich den Menschen zu. Auch denn ein solches Verhalten auch im AT durchscheint. Dort ist es nicht eindeutig. Letzt-lich ist das Verhalten Gottes ambivalent:Der Gütig e und Liebende und auf der anderen Seite der Richter und Rächer. – Hier zeigt Jesus den „une rbittlich“ liebenden Gott. Tod: So ist es auch mit dem Kreuz. Jesus geht freiw illig an das Kreuz. Die Evangelisten schildern diesen Gang eher wie einen Triumphzug als eine Hinrichtung! Warum sucht Jesus diesen schändlichsten Tod? In Nazareth wollten sie ihn den Abhang hinabstürzen, in Jerusalem wollten sie ihn steinigen. Jesus wollte zum Kreuz! Nach Dt 21,23 „Verflucht sei, wer am Holze hängt!“, gemeint von Gott verflucht – so lasen es die Schriftgelehrten. Immerhin konnte man an der Ri chtigkeit dieses Wortes aus dem Heili- gen Text nicht zweifeln! Diesem schändlichsten alle r Leiden und Tode unterwarf sich Jesus, um deutlich zu machen:Es gibt niemanden, der von Gott verlassen ist! Daraus ergibt sich: Das Leid in der Welt ist eine unumgängliche Tatsache, die wir hinnehmen müssen. Denn ohne Tod und Leid gibt es keine Liebe! Wie Gott zum Leid und zum Tod steht, sehen wir an Jesus. Paulus im Römerbrief (7,24): „Ich unglücklicher Mensch, wer wird mich von diesem todverfal-lenen Leib befreien?“ und den Galatern schreibt er vom Mitgekreuzigtsein mit Jesus. Das Kreuz als Zeichen der „Erlösung“ wird als Zeichen der Anstößigkeit (bei den Juden) und als Zeichen der Absurdität (Torheit) bei den Heiden ver standen. Warum?? Aber: Ist es die Frage des Warum, die Jesus an sein en Vater stellt? Eli, Eli, lama sabachthani? Jesus ist nicht verzweifelt. Er fragt nicht „Warum“ sondern: „Was ist der Sinn dahinter, wozu hast Du mich verlassen?“ 9 Hier schwingt der Psalm 22 mit, der eine große Ähnlichkeit zum Gebet des Jona hat. Jesus akzeptiert, dass Gott noch etwas mit ihm vor hat! > Auferstehung! Die naheliegende Deutung schöpft der Mensch aus sei ner Ur-Erfahrung, dass Götter (Gott) Gutes belohnt und Böses bestraft. Das gilt als unumstößlich.

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tinimini  11.12.2013, 21:41
@tinimini

Dass Gott anders ist, konnte unsnur durch Gottes Offenbarung mitgeteilt werden, dur ch Jesu Wort, Tat und Tod. Wie ist denn dieser Kreuzestod zu deuten? Wenn man ihn als Sühneopfer 10 (für unsere Sün- den) versteht, treffen die beiden Wertungen ja nicht zu, dass das Kreuz Zeichen der Anstö-ßigkeit und Torheit ist. Wenn der Tod am Kreuz jedoch als Zeichen der umfassenden Barmherzigkeit Gottes verstanden wird – Für Gott gibt es niemanden, der von ihm verlassen ist -dann durchkreuzt diese Vorstellung massiv unsere archaischen Vorstel lungen von der Nähe Gottes, die „ver- dient“ werden muss und von der Art Gottes als eines unerbittlichen Aufpassers, Richters und Rächers. Wie Gott im Eigentlichen ist, der Gütige und „Menschenfreundliche“ lässt sich auch im AT finden, der Unterschied jedoch zum NT besteht darin , dass es dort auch die anderen Darstellungen Gottes gibt, wo Gott der Strafende und Rächer ist. So ist das Bild Gottes im AT ambivalent. Das Neue des Neuen Testamentes besteht eben darin, dass die Ambivalenz gewichen ist. Gott hat sich eindeutig festgelegt . Doch unsere Vorstellungen von einem Gott, stehendem noch entgegen (Eugen Biser). Zum Schluss: Gott und das Leid Tod und Leid, äußeres und seelisches Leid, hängen für uns mit unserer Geschöpflichkeit und auch mit der Freiheit zusammen, Mitmenschen zu quälen und zu töten. Von Menschen verursachtes Leid – Kriege, Ausschwitz – und Naturkatastrophen greifen immer in den verschie- densten Formen nach uns und sind unabweisbar. Doch der Tod ist nicht nur der Grund dafür, dass es Liebe gibt, der Tod ist auch der Bereich, der alles Leid aufhebt Religiös betrachtet lässt sich das Leid am eindeutigsten an Jesus verstehen. Wenn wir mit Jeus mitgekreuzigt sind, werden wir auch mit ihm auferstehen. Auferstehung – eine Vokabel aus der spätjüdischen Apokalyptik. Einen Sinn hat das Leid nicht!! Man kann sich jedoch einen Sinn zurecht legen. Dass man all seine Kraft – auch natürlich die Kraft der christlichen Gemeinde – Leid zu lindern versucht, so wie Gott das – im Letzten – tut.

Prüfung oder Preis der Freiheit?: Leid und Leidbe wältigung in Christentum und Islam. Theologisches Forum Christentum – Islam, von Andreas Renz (Herausgeber) , Hansjörg Schmid (Herausgeber), Jutta Sperber (Her aus- geber), Abdullah Takim (Herausgeber) , Regensburg 2 009

Warum lässt der Mensch das Leid zu, warum schauen wir weg ?Wo ist der Mensch , Warum rufen wir immer nach Gott, Das sollte sich mal jeder Fragen !

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Dummie42  11.12.2013, 23:10
@tinimini

Sag mal, kann es sein, dass du viel Langeweile hast?

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Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du mit der Frage, warum Gott Leid zulässt? Wenn dem so ist, warum schreibst Du es nicht gleich so, dass man die Frage versteht, ohne erst einmal Google zu bemühen - das ist eher Aufgabe des Antwortsuchenden und weniger die Aufgabe des Antwortgebers.

Für mich steht die Liebe Gottes nicht mit der notwendigen Gerechtigkeit Gottes im Widerspruch. Natürlich möchte er, dass es kein Leid gibt, aber ebenso aus Liebe hat er dem Menschen die Entscheidungsfreiheit gegeben und die erfordert auch, dass Konsequenzen unseren Handlungsweisen folgen. Dadurch kann zwar Leid entstehen - aber nur, wenn Menschen sich falsch entscheiden und dadurch Leid hervorrufen - aber letztlich werden diejenigen, die unschuldig leiden, in der Ewigkeit dafür entsprechend gesegnet. Christus sagte - wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen (womit das ewige Leben gemeint ist, also die Rückkehr zum himmlischen Vater). Für die, welche dieses Leid verursachen, wird entsprechend das Gericht sein, für welches das Leid der Anderen als Zeugnis stehen wird, damit das Urteil gegenüber den Ungerechten gerecht ist - oder wie Christus sagte: Was ihr dem geringsten unter euch (nicht) getan habt, das habt ihr mir (nicht) getan.

Das ist ein Zitat von Jean Baptist Metz

Die Gottesprädikate sind Macht, Liebe und Verstehbarkeit, qua derer er sich theoretisch ins Diesseits einschalten könnte (Theodizee). Aber da sie anscheinend als Verheißung gemeint sind, sind sie stattdessen die Hoffnung auf die der Christ setzen sollte.


Dummie42  11.12.2013, 23:26

"Metz gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschsprachigen Theologen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Es ist das besondere Anliegen von Metz, die „Autorität der Leidenden“ in die Theologie neu einzuführen bzw. wieder daran zu erinnern; die Theodizee-Frage sieht er als bleibenden Auftrag an Kirche und Theologie, die „memoria passionis“ zu bewahren und auf diese Weise zu einer Humanisierung der Welt in Offenheit auf deren eschatologische Vollendung durch Gott beizutragen. Daher müsse sich die Theologie eines eschatologischen Vorbehalts bedienen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Baptist_Metz

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