Gibt es Unterschiede beim Führerkult zwischen dem Faschismus bzw faschistischen Ideologien und totalitären kommunistischen Ideologien?
Mit totalitären kommunistischen Ideologien meinte ich sowas wie Stalinismus,Maoismus oder die nordkoreanische Juche Ideologie.
6 Antworten
Natürlich gibt es ein paar Unterschiede, aber die sind eher marginal. Bei Licht betrachtet überwiegen die Gemeinsamkeiten. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich um einen rechten oder linken Führer handelt. In Nordkorea hat man sogar die Brücke zur Religion geschlagen. Dort hat man seitenweise aus der Bibel abgeschrieben und nur den Jesus durch Kim ersetzt. Aus diesem Grund ist die Bibel in Nordkorea verboten. Niemand soll die gleiche Geschichte mit einem anderen Namen lesen und erkennen, was für ein falsches Spiel dort gespielt wird.
Aber wenn man es genau nimmt, dann herrscht nicht nur in Nordkorea eine Ersatzreligion. Auch der Kommunismus und der Faschismus sind Ersatzreligionen. Überall gibt es einen Heilsbringer, einen unfehlbaren Führer, der die Anhänger aus dem Dunkel in ein vermeintlich goldenes Zeitalter führen soll. Diese Führer werden oft mit übermenschlichen Eigenschaften versehen, sind charismatisch und beanspruchen eine besondere Verbindung zur Wahrheit oder zur Geschichte.
Sowohl Faschismus als auch Kommunismus bieten ihren Anhängern ein Heilsversprechen, ein Paradies. Im Faschismus ist dies die Wiederherstellung nationaler Größe und Reinheit, die Überwindung von Dekadenz und die Etablierung eines glorreichen Reiches. Im Kommunismus ist es die klassenlose Gesellschaft, die Befreiung von Ausbeutung und die Verwirklichung einer utopischen Zukunft. Ähnlich wie Religionen entwerfen sie einen Zustand der Erlösung, der durch die Befolgung der Ideologie und die Treue zum Führer erreicht werden soll.
Der Führer nimmt in beiden Systemen die Rolle eines unfehlbaren Propheten ein. Seine Worte und Taten werden als unantastbar und richtungsweisend dargestellt. Er interpretiert die "heiligen Schriften" der Ideologie, wie Mein Kampf oder Das Kapital und weist den Weg zur Erlösung. Kritik am Führer wird als Häresie oder Verrat betrachtet, ähnlich wie in der Religion.
Beide Ideologien entwickeln ein festes Dogmensystem, das alle Aspekte des Lebens durchdringt. Es gibt eine "richtige" Denkweise, die von den Anhängern bedingungslos akzeptiert werden muss. Abweichungen werden nicht toleriert und oft streng bestraft. Auch dies ähnelt der Autorität religiöser Lehren und Gebote.
Denk mal an die Paraden, die Aufmärsche, die spezifischen Grußformen, Fahnen und Embleme. Sie dienen alle als sichtbare Zeichen der Zugehörigkeit und der Verehrung der Ideologie und des Führers. All das findest du auch ähnlich in der Religion.
Beide Ideologien schaffen ein starkes Gefühl der Gemeinschaft und Identität unter ihren Anhängern. Sie definieren ein "Wir" dem "die Anderen" gegenüberstehen. Auch dies ähnelt der Glaubensgemeinschaft in der Religion.
Zur Stärkung der eigenen Ideologie und zur Mobilisierung der Anhänger werden Feindbilder konstruiert und dämonisiert. Im Faschismus sind dies oft Minderheiten, Juden, Araber, Homosexuelle, wer auch immer sich gerade anbietet. Im Kommunismus sind es Kapitalisten, Bourgeoisie oder "Reaktionäre". Diese Dämonisierung ähnelt der Verteufelung von Ungläubigen oder den Feinden des Glaubens in der Religion.
Beide Ideologien haben einen Missionierungsanspruch, sei es die Expansion der "überlegenen" Nation oder die Ausbreitung der Revolution in der ganzen Welt. Und schon wieder ähnelt der missionarische Eifer den Religionen.
Beide Ideologien fordern Opferbereitschaft von ihren Anhängern und entwickeln einen Märtyrerkult für diejenigen, die im Namen der Ideologie ihr Leben ließen. Diese "Blutzeugen" werden verehrt und dienen als Vorbilder für die Lebenden, ähnlich der Heiligenverehrung in einigen Religionen.
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Gemeinsamkeiten fallen mir ein. Allen gemeinsam ist, dass man ja nicht selbst nachdenken soll. Den eigenen Verstand einzuschalten, ist nicht erlaubt. Man soll alles glauben, keine ketzerischen Fragen stellen und keine dummen Bemerkungen machen. Denn schon mit einem falschen Wort wird man zu einem Feind und auch als ein solcher behandelt.
Soll das bedeuten, die Analyse des Kapitalismus im Kapital sei nicht korrekt?
Es ist vollkommen egal, was diese Utopie beschreibt. In der Realität kommt IMMER Leid und Tod heraus.
Welche Utopie? Das Kapital beschreibt die Dystopie bzw. deren Mechanismen, in der wir leben.
Er beschreibt darin die Überwindung des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Die Abschaffung der Lohnarbeit und der Ausbeutung. Eine "geplante" Wirtschaft, anstelle des Marktes. Eine Verteilung von Gütern. Die Aufhebung der Klassenunterschiede, der gesellschaftlichen Klassen. Das bedeutet, er beschreibt darin seine utopischen Vorstellungen von seinem roten Paradies, dem Kommunismus.
Marx beschreibt im Kapital nicht ein ''rotes Paradies'' (warum diese offensichtliche Abwertung), sondern die knallharte Logik des Kapitalismus + seiner destruktiven Tendenzen. Seine Perspektive auf Kommunismus ist ja keine bloße Träumerei, sondern eine historisch absolut begründbare Möglichkeit, die aus den Widersprüchen des Kapitalismus selbst hervorgeht. Du meinst, dass sei utopisch. Hast du Marx nicht gelesen oder hast du ihn gelesen und nicht verstanden?
warum diese offensichtliche Abwertung?
Weil ich jeden einzelnen Tag in der Schule mit diesem Mist gequält wurde.
Seine Perspektive auf Kommunismus ist ja keine bloße Träumerei, sondern eine historisch absolut begründbare Möglichkeit, die aus den Widersprüchen des Kapitalismus selbst hervorgeht.
Nein, das ist Schwachsinn. Es ist eine Utopie aus der nichts Gutes entstehen kann.
Nein, das ist Schwachsinn. Es ist eine Utopie aus der nichts Gutes entstehen kann, sagte der Sklave in der Sklavenhaltergesellschaft. xD
nein, alles cool
Wie ich schon sagte, du darfst gern weiter an deine Religion glauben.
Auch der Kommunismus bietet ein Ideales Fundament für Gewalt und Diktatur, auch wenn er netter daherkommt als der Nationalismus. Man muss ja die Menschen gleich machen und Enteignungen durchführen....
Wir leben in einem System, in dem jeder Arbeiter faktisch jeden einzelnen Tag durch seinen Ausbeuter enteignet wird, mit jeder Sekunde seiner Arbeit.
Wenn hier ein System voller Umverteilung und zwar von unten nach oben existiert, wenn hier ein System permanenter Enteignung existiert, dann ist das Kapitalismus!
Was redest du nur? In der DDR war ich ein Sklave. Ich durfte nicht sagen was ich denke, ich durfte nicht wählen, konnte nicht reisen. Dort habe ich gegen die Kommunisten und für die Demokratie und die Freiheit gekämpft.
Das tut mir Leid für dich, aber die DDR hatte genauso wenig Sozialismus, wie sie Demokratie hatte.
Wenn man eine Revolution durchführt, diese dann verrät und weiterhin so tut, als würde man sie fortführen, dann ist man kein Kommunist, dann ist man wie mein Opa sagen würde ein Falschkommunist, ein Kapitalist im Deckmantel angeblich kommunistischer Prinzipien und Umsetzungen.
Du beschreibst eine Utopie, eine Fantasy Geschichte, die rein gar nichts mit der Realität zu tun hat. So ein Kommunist fällt nicht vom Himmel. Der entsteht auch nicht am Zeichenbrett. Der muss sich die Hände schmutzig machen, wenn er dem Kapitalisten das Kapital wegnimmt. Der muss sich gegen Widerstände wehren und das funktioniert nur dann, wenn er alle anderen Strömungen unterdrückt. Das Mittel der Wahl ist eine geheime Staatspolizei und so bald die gegründet ist, unterscheidet er sich nicht mehr von allen anderen Unterdrückern. Also hör damit auf, mir einen vom Pferd zu erzählen!
Das Mittel der Wahl ist eine geheime Staatspolizei und so bald die gegründet ist, unterscheidet er sich nicht mehr von allen anderen Unterdrückern.
Das meine ich ja, die Unterdrückung hat nur einen anderen Namen, ein anderes Gewand bekommen in Staaten wie der DDR
Nur, dass es in deiner Utopie nicht anders laufen kann. Oder glaubst du, dass alle Leute, die Kapital besitzen, es gern hergeben? Handwerker, die seit Generationen an ihrem Betrieb gearbeitet haben, Fabrikanten, die Tag und Nacht für ihre Fima geschuftet haben, die freuen sich wenn die Kommunisten kommen und geben ihnen alles mit einem Lächeln? Stellst du dir das so vor? Das ist reichlich naiv!
Die Grundideologien sind zwar verschieden, aber die Methoden der Diktatoren sind beinahe identisch, egal ob Hitler, Stalin, Idi Amin, Papa Doc, Mao, Franco...
Wie du schon sagst, der Personenkult.
Kontrolle über das Militär.
Kontrolle über den Geheimdienst, oder selbst aufgebauter Geheimdienst.
Massiver Einsatz von Propaganda.
Propagieren und dämonisieren eines Feindes, egal ob man ihn Konterrevulotionär, Volksschädling, ect. nennt.
Dafür sorgen, daß die hochrangigen Untergebenen untereinander uneins sind, z.B. durch Kompetenzüberschneidungen.
Und natürlich: Terror.
Aufgrund dieser Punkte sind sich die Endergebnisse auch sehr ähnlich. Und die kommunistischen Diktatoren haben sich zwar auf den Kommunismus berufen, aber waren trotzdem nationalistisch eingestellt.
Und auch der Kommunismus bietet ein Ideales Fundament für Gewalt und Diktatur, auch wenn er netter daherkommt als der Nationalismus. Man muss ja die Menschen gleich machen und Enteignungen durchführen....
Eine Ausnahme bei dem Personenkult ist Pol Pot, er hat das Gegenteil gemacht. Kaum jemand in Kambodscha wusste wer "Bruder Nr.1" ist.
Ja - der Faschismus ist ehrlicher.
Die Nationalsozialisten machten beispielsweise keinen Hehl aus ihren rassistischen und antisemitischen Stereotypen. Sie versprachen erst gar nicht, Menschen gleichwertig zu behandeln, sondern erklärten ihre Ungleichheit.
Die so genannten "linken" Diktaturen begehen dagegen Verrat an den Grundsätzen von Marx, demzufolge im Kommunismus jeder einzelne nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten zum Wohle aller arbeite.
Die Entmachtung des Kapitals solle zu mehr Freiheit führen - und nicht in eine Diktatur, denn der Begriff der "Diktatur des Proletariats" meint etwas anderes, als Stalinismus, Maoismus oder Juche-Ideologie dem Betrachter vermitteln.
Stalinismus, Maoismus oder Juche sind keine kommunistischen Ideologien im marxistischen Sinne, sondern degenerierte, staatskapitalistische und autoritäre Verfälschungen der kommunistischen Idee!
Mein Opa nannte die Führungsriege der DDR Falschkommunisten und das trifft es auf den Kopf. Es war ein Pseudosozialismus.
Die Gemeinsamkeiten zwischen den knallharten faschistischen Systemen und den faschistoiden pseudokommunistischen Systemen wären z.B. dieser Führerkult, die starke Repression derer, die den Totalitarismus ablehnen und nicht gehorchen und die Personenzentrierung, also dass es irgendwann nicht mehr um das Kollektiv geht, sondern um ''den einen'', ''den Retter'', ''den Führer''.
Der ganz klare Unterschied ist, dass die Faschisten das Kapital verteidigen und sie die bloße nationale Einheit vorschieben, welche alles ist was zählt. (es wird ausgeblendet, dass es den Kapitalisten gibt und den Arbeiter und ihre Interessen gegensätzlich sind, stattdessen zählt bspw. im Nationalsozialismus einzig und allein, dass das Deutsche und die anderen Nichtdeutsche sind)
Während es in den pseudosozialistischen Ländern bspw. unter Stalin so war, dass alles tatsächlich mit einer Revolution gegen die kapitalistische Herrschaft begann, diese Revolution dann aber verraten wurde, einfach eine andere Form des Kapitalismus sich etablierte, aber dann so getan wird (vom lieben Stalin z.B.), dass die Revolution ja fortgeführt wird und dass das Sozialismus ist. In Wahrheit jedoch war es staatlich geführter, autoritärer Kapitalismus.
Wenn du jetzt Zeit hast empfehie ich die zz. laufende Sendung im HR2 - "Der Tag" , ab 18 Uhr. Da ist der Faschismus gerade Thema und kluge Leute sprechen darübert.
Du vergleichst nicht tatsächlich ''Das Kapital'' mit ''Mein Kampf''?
Die kommunistische Theorie beruht ganz und gar nicht auf Glauben, sondern auf historisch-materialistischer Analyse, auf wissenschaftlichen Methoden. Marx entwickelte seine Theorie nicht auf Grundlage von Glaubenssätzen! Dass die Theorien entstellt wurden, liegt an autoritären Auslegungen und nicht an der Theorie selbst.
Um nochmals zu verdeutlichen wie falschkommunistisch die ''realsozialistischen Staaten'' waren, hier ein kleines Zitat:
''Ich bin ich nicht der Meinung, dass man die Arbeiterbewegung auf eine einzelne Person konzentrieren sollte. Der Personenkult widerspricht den Prinzipien des Kommunismus.'' -Karl Marx 1877