Gibt es Probleme mit der emotionalen Bindung zu Pflegekindern?
Guten Tag zusammen,
vor Kurzem kam bei uns die Frage auf ob man sich nicht als Pflegefamilie "bewerben" sollte. Platz ist genug da und auch anderweitig wäre es kein Problem sich um ein Pflegekind zu kümmern. Und man hat schon etwas das Bedürfnis solchen Kindern zu helfen, da ich nicht der Auffassung bin, dass ein Heim der richtige Ort für ein Kind ist, solange es eine Alternative gibt. Das soll bitte nicht als Kritik an den Einrichtungen oder den Personen sein die dort arbeiten verstanden werden.
Jedoch habe ich etwas Sorge was eine emotionale Bindung anbelangt. Auf der einen Seite möchte man natürlich nicht, dass die Kinder nur ein paar Tage "Gast" sind (klar, das wird sich natürlich nicht vermeiden lassen) weil sie ja schon etwas Stabilität brauchen. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass ich befürchte, wenn sie "zu lange" da sind baut man durchaus eine emotionale Bindung auf. Wenn sie dann zurück zu ihrer Familie gehen, was ja eigentlich das Ziel und eine schöne Sache sein sollte, schwingt dann aber vielleicht dieser Beigeschmack mit, dass man weiß, das sie in das zerrüttete Verhältnis zurück müssen, was überhaupt erst dahin geführt hat das sie eine Pflegefamilie brauchten.
Sie nur als "Gast" zu behandeln um eine solche Bindung zu verhindern finde ich jedoch auch falsch.
Hat jemand Erfahrung damit wie es sich verhält? Ist es tatsächlich so belastend wie ich es mir vorstelle oder eher ein "aus den Augen aus dem Sinn"?
2 Antworten
Deine Frage ist schon alt, dennoch
Sie nur als "Gast" zu behandeln um eine solche Bindung zu verhindern finde ich jedoch auch falsch.
Das kommt auf das Alter an, in welchem das Pflegekind ist.
Haben sie schon anderes als die Pflegefamilie "bewusst" erlebt, werden sie sich, gleichgültig wie Euer Verhältnis sein wird, als "Gast" sehen.
Schließlich haben sie dann bereits mindestens einen Bezugspersonenwechsel bewußt erlebt.
Hat jemand Erfahrung damit wie es sich verhält? Ist es tatsächlich so belastend wie ich es mir vorstelle oder eher ein "aus den Augen aus dem Sinn"?
Nein, es muss nicht belastend sein, wenn man bedenkt und berücksichtigt, dass sie bereits registriert haben von einem zum anderen übergeben werden zu können.
Eine intensive Bindung wie z.B. zu eigenen Kindern, sollte man sich nicht einstellen, das Zusammengehörigkeitsgefühl wird distanzierter sein.
... und die Erfahrung "bei Nichtgefallen, Rückgabemöglichkeit" haben sie bereits.
.
... außer sie werden recht jung in Pflege genommen.
Weiteres Risiko = die leiblichen Eltern könnten es zurück haben wollen.
Das Ziel, warum ein Kind vorübergehend in eine Pflegefamilie geht, ist ja, dass die Bezugsperson ihre Verhältnisse wieder herstellen und regeln kann. Z.B. eine Entzugskur machen, eine Trennung bewältigen und Umzug leisten und eine neue Arbeit finden. Das Kind darf erst wieder zurück zu seiner Bezugsperson, wenn die Verhältnisse dort wieder hergestellt sind. Das heißt, du darfst dich dann mit dem Kind freuen und auch davon ausgehen, dass nun alles gut ist.
Trotzdem sind die kinder natürlich emhr als Gast. Sie leben bei dir und sollen auch von einer stabilen Elternbeziehung profitieren. Sie haben klare Verhältnisse und lernen bei dir ein WErtesystem kennen. deswegen bricht auch nicht immer der kontakt ab, wenn das Kind in seine Familie zurückkehrt.