Gibt es Objektivität?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

auch wenn quantitativ-empirisch arbeitende Forscher stets das Gegenteil behaupten, sage ich ganz feierlich: Nein!

Objektivität gibt es nicht. Der Konstruktivismus beschreibt es eigentlich ziemlich treffend. Objektivität ist überall da, wo wir sie gerne sehen. Denn all unsere Perspektiven, mit denen wir die Welt beschreiben, funktionieren nur in dem von uns "erfundenen" Regelsystem. Dieses sagt aber nichts über die Welt aus.

Aber nur, weil diese Regeln erfunden sind, heißt es ja nicht, dass sie nicht nützlich für uns sind. Denn mit ihrer Hilfe finden wir uns in der Welt ja ganz gut zurecht.

Ich finde es sehr cool, dass Du dich damit beschäftigst. Da gibt es auch verdammt viel Literatur zu!

Ich würde Dir raten, immer weiter in den Kaninchenbau zu kriechen:

Lies Dir Arbeiten durch von Heinz von Förster, Watzlawick, von Humberto Maturana (Autopoiesis - & Systemtheorie), ganz tolle Bücher von Gebhardt Rusch, der konstruktivistische Systeme in der menschlichen Kommunikation entlarvt.

Und dann natürlich die beiden besten Bücher von Wittgenstein: Erst den Tractatus und dann seine philosophischen Untersuchungen. Dann erkennt man, dass auch Wittgenstein einen starken Paradigmenwechsel durchzog.

Das in aller Kürze :D

LG



Rapunzelll123 
Beitragsersteller
 15.01.2017, 12:45

Sehr interessant...Ich hab die Namen mal gegoogelt...zugegebener Maßen sagte mir nur Heinz von Förster etwas....Ich werde mich mal mit den anderen auseinandersetzen😀

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Hallo ihr Lieben....Ich hab mich wirklich schwer getan, die für mich hilfreichste Antwort auszuwählen,denn ich fand alle eure Antworten toll und auch hilfreich. Danke für die Antworten und auch für die Kritik...Die ich als konstruktiv betrachte...Denn Kritik gibt mir immer einen Anstoß,meine Ansichten zu überdenken😘

Natürlich gibt es Objektivität. Denn solange Du wertfrei die Fakten nennst, bist Du Objektiv.

Ein Beispiel: Ein Mann sirbst durch die Hand eines anderen.

Fakt ist, der eine Mann hat den anderen getötet. Der Fakt ist objektiv und beschreibt ohne Wertung den Tathergang.

Wenn man aber sagt, der eine hat den Anderen ermordet, dann ist das eine Wertung des Tötungsvorgangs und damit dann eine Subjektive Aussage. Denn der Mord setzt eine Motivation vorraus.

Somit ist das aufzählen von Fakten ohne Wertung immer eine objektive Betrachtung einer Situation. Und damit lautet die Antowrt auf Deine Frage eben, ja es gibt Objektivität.

Ich hoffe ich konnte Dir weiter helfen.


Rapunzelll123 
Beitragsersteller
 15.01.2017, 01:21

Ok...Das seh ich ein bisschen anders,selbst wenn ein Baum vor mir steht,und ich sage,das ist ein Baum,ist das meines Erachtens nach subjektiv zu betrachten...Aber ich freue mich über jede Antwort die ernst gemeint ist...Und finde deine auch hilfreich 

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MorsElthrai  15.01.2017, 07:42
@Rapunzelll123

Ok, jetzt hast Du mich neugierig gemacht. Einen Baum als Baum zu bezeichnen ist ja eine allgemein gültige Definition eines bestimmten Planze. Damit ist es von meinem Standpunkt aus eine neutrale wertfreie Aussage. Warum siehst Du das als subjektiv an? Oder besser gesagt, was daran ist von Deinem Standpunkt aus subjektiv? Deine Argumente würden mich wirklich interessieren.

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Rapunzelll123 
Beitragsersteller
 15.01.2017, 12:15
@MorsElthrai

Damit wollte ich sagen,dass kein Mensch sagen kann,dass ein Gegenstand existiert,wenn man ihn nicht beobachtet,beziehungsweise die Beobachtung an sich den Gegenstand beeinflusst...womit die Aussage,dass der Baum da ist,in dem Moment subketiv wird...schau dir dazu mal das hier an....Das geht nur 15 Minuten...hab extra etwas kurzes rausgesucht...😉

https://youtu.be/P0CzhJePocs

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Rapunzelll123 
Beitragsersteller
 15.01.2017, 12:36
@Rapunzelll123

Obwohl...Bei dem Tötungsdelikt...hhhm...Es ist ja in der Tat so,dass der Mann tot ist...Also eine Feststellung die alle gleich betrachten und nicht angezweifelt werden kann...Somit ist das objektiv zu betrachten...

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MorsElthrai  15.01.2017, 12:40
@Rapunzelll123

Nun nach Deiner Fragestellung nach zu urteilen ging es Dir ja auch um die generelle Objektivität. Und nicht um die Existenz eines Objektes aus physikalischer Sicht. Und Objektivität im allgemeinen Sprachgebraucht beschreibt ja nur eine Aussage über eine Begebenheit ohne eine persönliche Wertung. Deshalb habe ich ein Beispiel gewählt, das bei vielen Emotionen hervor ruft, aber objektiv betrachtet nur ein Vorgang ist.

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MorsElthrai  15.01.2017, 12:48
@Rapunzelll123

Die Theorie ist mir bekannt und auch die daraus entstandenen Disskusionen. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, das sich bei genau dieser Frage die Einstein gestellt hat, und die ja immernoch disskutiert wird ein Problem ergibt. Denn gerade der Versuch mit dem Licht basiert auf nur einem Wahrnehmungssinn. Der Optik. Um die Existenz eines Objektes im physikalischen Sinn nach zu weisen muss man aber alle Sinne berücksichtigen. Denn der Baum hat eine feste Strucktur die sich fühlen lässt. Und er gibt durch Umwelteinflüsse wie Wind, oder Wärme auch Geräusche von sich, die sich hören lassen. Ebenso sondern Pflanzen meistens Stoffe aus, die der Geruchssinn wahr nimmt. Und für die Sadisten, ähm ich meinen natürlich Vegetarier unter den Lesern, wenn ihr den armen Baum anknabbert, werdet ihr Bestandteile davon sogar schmecken können.

Also kann durch alle 5 Sinne, die existenz des Baumes nachgewiesen werden. Und wenn sich der Baum mit versttreichender Zeit weiterhin an der bekannten Stelle aufhält, schlussfolgert unser Gehirn daraus, das er immer existiert. Womit wir unsere Definition von Objektivität im physikalischen Sinne erfüllt haben.

Denn vergiss bitte nicht. Alles was wir definieren wurde von Menschen definiert. Alle anderen Menschen haben sich nur entschieden, diese Definition an zu nehmen und sie als Objektiv zu bezeichnen.

Also auch aus dieser Perspektive würde ich aus meiner subjektiven Sicht Deine Frage mit Ja beantworten. :)

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Jeder Mensch ist ein Subjekt und damit subjektiv. Die Tatsache, dass ein Mensch sich Gedanken machen kann, über Objektivität, macht ihn noch lange nicht objektiv. Was allgemein als 'objektiv' bezeichnet wird, ist der sehr beschränkte Versuch, nicht nur die eigene subjektive Sichtweise in eine Entscheidungsfindung einzubeziehen, sondern auch andere imaginäre Sichtweisen.

Gesellschaftlich wird der Tatsache, dass jedes Individuum subjektiv denkt und handelt, Objektivität verliehen, indem Verhaltensweisen entweder belohnt oder sanktioniert werden. Gut oder Schlecht sind dabei Kategorien, die immer nur dem kleinsten gemeinsamen Nenner der gesellschaftlichen Moral entsprechen.

Also Ja. Objektivität gibt es. Nur nicht als Mensch. Aber sich darüber Gedanken zu machen, kann nicht so verkehrt sein.

Einstein hat mal behauptet,dass der Mond auch dann da ist,wenn man nicht hinsieht....Werner Heisenberg hat das Gegenteil behauptet,mit der Unschärferelation...Und er hatteRrecht.....Auch wenn euch das zu weit hergeholt ist....Die Quantenmechanik ist schon ne feine Sache....deswegen auch mein Beispiel mit dem Baum in einem Kommentar😉


Blazeor  15.01.2017, 11:55

Ich definiere diese Unschärfe aber nicht als ist da oder nicht (gut oder böse, schwarz oder weiss), sondern für mich stellt sich das dann eher so da, am Beispiel Mond/Baum (objektiv vorhanden) einfach, vielleicht während man nicht hinschaut ein paar Millimeter gewandert ist, ergo er ist nicht mehr da wo man in angeschaut hat, aber er ist immer noch präsent.

Genauso mit der Mordallegorie, ein Mensch ist tot (Fakt), ein Mensch lebt (Fakt), die restlichen Dinge sind subjektiv, bis sie bewiesen wurden. Das heisst zwischen den faktischen Dingen (objektiv) und vorstellbaren Dingen (subjektiv) gibt es einen fluktuierenden/unscharfen Übergang von Mutmaßung bis Beweis.

Die Welt ist halt nicht schwarz/weiss sondern grau und bunt in vielen Dimensionalen Schichten (wieviele Dimensionen es auch immer geben mag).
Aufs menschliche Bezogen, wir können Menschen nicht direkt objektiv betrachten, aber ihre Handlungen und deren Ergebnisse.
Wenn jemand einen anderen umgebracht hat ist er objektiv ein Mörder auch wenn er subjektiv es aus "guten" Gründen getan hat oder das Opfer ein "schlechter" Mensch war.

Im Gegensatz zu AchduliebeZeit , halte ich zum Beispiel die Naturkonstanten für feste Eckfeiler, die (noch) niemand verrücken kann. Objektive Grenzen unseres Seins: Gravitation, Lichtgeschwindigkeit und Absoluter Nullpunkt ('Kälte' bei der sich nicht mal mehr ein subatomares Teilchen (Proton/Elektron/Neutron etc) bewegt)

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Rapunzelll123 
Beitragsersteller
 15.01.2017, 12:23
@Blazeor

Ok...Nils Bohr hat eigentlich eher definiert als Werner Heisenberg 

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