Gibt es mehrere Signaltöne vom Martinshorn?

3 Antworten

Warum gibt es unterschiedliche Klänge?

Das sogenannte "Folgetonhorn" oder auch "Tonfolgehorn" ist in Deutschland genormt (DIN 14610). Alle Signale müssen zwischen 360 Hz (ca. fis') und 630 Hz (ca. dis'') liegen, das Tonintervall muss eine reine Quarte sein (z.B. a' und d'').

Die erzeugung der Tonfolge kann aber auf unterschiedliche (technische) Weise gelöst werden, was dann auch einen anderen "Sound" zur Folge hat.

  • Das bekannteste ist dabei das Folgetonhorn der Firma Max B. Martin, das sogenannte "Martinhorn". Bei diesem wird über eine Kompressoranlage Druckluft erzeugt, die dann über Ventile wechselweise "Trompeten" ansteuert. Dabei hält die Fa. Martin das Patent auf die Abstimmung der Hörner, welche dieses tremolierende geräusch erzeugt, das einem durch Mark und Bein geht. Andere Anbieter sind z.B. die italienische Fa. Fiamm.
  • Früher (heute eher selten) wurden zudem Tonfolgerelais verwendet, welche dann wechselweise verschieden gestimmte Aufschlaghörner, also im Grunde genommen zwei verschieden gestimmte Autohupen, angesteuert haben.
  • Heute wird neben dem Martinhorn meist eine elektronische Sondersignalanlage verwendet. Hier wird eine elektronisch erzeugte Tonfolge durch Lautsprecher verstärkt ausgegeben.

Die elektronische Variante hat den Vorteil, dass ganz unterschiedliche Signale ausgegeben werden können. Somit kann beispielsweise ein "Blaulichtbalken" der Firma Hänsch nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt eingesetzt werden und dann eben neben dem deutschen Folgetonhorn auch die jeweiligen Signale z.B. der USA, Chinas oder Australiens erzeugen (oder eben Sprachdurchsagen ausgeben usw.).

In Deutschland haben sich dabei das sogenannte "Stadthorn" und das "Landhorn" durchgesetzt. Beim "Stadthorn" breitet sich der Schall des Signals mehr zu den Seiten, weniger nach vorne aus. Dadurch ist es in dicht bebautem Gebiet dann auch in den Seitenstraßen gut zu hören. Beim "Landhorn" breitet sich der Schall eher nach vorne aus - hier werden außerorts in der Regel deutlich höhere Geschwindigkeiten gefahren, wodurch die vorrausfahrenden Fahrzeuge früher gewarnt werden müssen, während die Seiten mangels vieler Seitenstraßen eine untergeordnete Rolle spielen.
Technischliegt das "Landhorn" meist im Frequenzbereich 362 bis 483 Hz, das "Stadthorn" im Bereich 410 bis 547 Hz.
In den letzten Jahren ist dann bei den elektronischen Anlagen noch ein simuliertes Horn hinzu gekommen, d.h., dass hier elektronisch ein klassisches Kompressorhorn nachempfunden wird.

In der Praxis hat sich bewährt, bei dichtem Verkehr hin und wieder mit diesen elektronischen Signalen zu "spielen". Gerade im Stau neigen die Menschen dazu, ein dauerhaft gleiches Geräusch irgendwann zu ignorieren oder auszublenden. Mit dem Wechsel des Signals erzeugt man so manchmal etwas mehr Aufmerksamkeit.

Blaulicht leuchtet noch und immer wenn er die Hupe betätigt, heult das Martinshorn 2x auf und ist dann aus. Immer nach den Hupen, kann der Polizist das einstellen?

In Deutschland muss eine Sondersignalanlage so verbaut sein, dass das Signalhorn nur funktioniert, wenn das Blaulicht eingeschaltet ist. Denn Blaulicht allein warnt vor Gefahren (z.B. vor einer Einsatzstelle), für die Inanspruchnahme von Wegerechten muss der Fahrer aber Blaulicht plus Signalhorn gleichzeitig nutzen.

Ob der Fahrer eines Einsatzfahrzeugs nun dauerhaft mit Signalhorn fahren muss oder dies zwischendurch auch mal ausschalten kann, darüber streiten sich die Geister.
Fakt ist, dass gerade bei älteren Fahrzeugen das Signalhorn auch im Einsatzfahrzeug für einen großen Geräuschpegel sorgt, der ggfs. das Funken oder auch die Kommunikation der Mannschaft erschwert und den Stresspegel erhöht. Außerdem sorgt es natürlich vor allem nachts dafür, dass "unbeteiligte" Menschen aus dem Schlaf gerissen werden. Wie gesagt, müsste der Fahrer auf einer Einsatzfahrt eigentlich beides einschalten, um von seinen Wegerechten Gebrauch machen zu können. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wer das denn (außer unbeteiligten Anliegern) nachts auf einer leeren Landstraße hören soll...

Wie dem auch sei: Die "Hupensteuerung" soll dem Fahrer die Arbeit erleichtern. Für das Ein- und Ausschalten des Signals muss er einen Schalter betätigen. Das Drücken der Hube ist da deutlich einfacher. Deshalb sind viele Fahrzeuge so eingerichtet, dass bei eingeschaltetem Blaulicht (!) nach Betätigen der Hupe eine Tonfolge durchläuft. Quasi, um auf der leeren Straße mal kuz ein einzelnes Auto oder einen einzelnen Fußgänger zu warnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Zunächst mal hörst du dort keine Martinshorn. Denn das wäre streng genommen nur für Hörner der Firma Max B. Martin richtig.

Was du hörst ist eine RTK bei welcher die Töne des Einsatzhorn elektronisch erzeugt werden. Die zwei verschiedenen Signal welche du hörst sind das Stadt- und Landsignal. Die sind bei elektronischen Folgetonhörner absolut üblich und sinnvoll.

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Folgetonhorn#Deutschland

Auch die Schaltung welche bei aktiviertem Rundumkennlicht und Betätigen der Hupe die Folgetonanlage auslöst ist absolut üblich und praktisch wenn man nicht die ganze Zeit die Anlage laufen lassen will.

Warum gibt es unterschiedliche Klänge?

Umschaltung Landhorn auf Stadthorn. Landhorn trägt weiter nach vorne (um bei hohen Geschwindigkeiten die Autofahrer früher zu warnen), Stadthorn eher nach rechts und links (geht eher in die Häuserschluchten). Zu den technischen Details können die hier anwesenden Blaulichtexperten aber sicher noch mehr sagen.

immer wenn er die Hupe betätigt, heult das Martinshorn 2x auf und ist dann aus

Bei einigen Einsatzfahrzeugen ist das Martinshorn in der Tat mit der Hupe gekoppelt und wird (bei eingeschaltetem Blaulicht) beim Hupen automatisch aktiviert.