Gestikulieren lernen?

3 Antworten

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Habe gerade eine ausführliche Antwort verfasst, die aber leider nicht gespeichert wurde und ich jetzt noch mal tippen muss.

Ich studiere seit kurzem Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen. Für eine gute Gestik und Mimik braucht es jahrelange Übung. Selbst Moderatoren oder Leute die Rhetorik studiert haben benötigen Jahre um wirklich gut gestikulieren zu können.

Hier ein paar rhetorische Grundregeln:

  1. Wichtig ist ein fester gerader Stand. Das heißt nicht schief stehen, Beine nicht verschränken, das Gewicht nicht auf ein Bein verlagern, Bein nicht zu eng aber auch nicht zu weit. Nicht unruhig umhergehen.
  2. Die Hände sind wichtig. Diese gehören nicht in die Hosentasche. Auch sollen die Arme nicht zu einer Abwehrhaltung verschränkt werden. Ebenfalls nicht gut ist, wenn man die Hände/Arme am Körper herunterhängen lässt. Eine Faustregel ist, der Gürtel ist der Äquator. Alles was darunter ist, ist negativ. Wenn du also mit den Händen unterhalb des Gürtels gestikulierst wertest du etwas/jemanden ab. Wenn die Hände nicht gebraucht werden, legt man diese mit den Handflächen nach oben ineinander, so als würde man zur Kommunion gehen, aber nahe des Körpers und waagrecht, nicht ganz flach.
  3. Wenn du einen Gegenstand (z. B Stift) nicht benötigst, dann leg diesen aus der Hand. Bei Nervosität sollte man ein Blatt, eine Karteikarte immer mit beiden Händen halten.
  4. Wichtig ist auch die Intonation und Sprechweise. Hörbar und deutlich sprechen, nicht zu schnell und nicht zu langsam sprechen. Bei Sprechpausen darf man auch gerne mal ein paar Schritte umhergehen (z. B. auf den Tisch zugehen auf dem die Unterlagen liegen). Niemals mit Rücken zum Publikum sprechen. Beim vortragen immer mal wieder in die Reihen schauen, nicht nur auf die Karteikarten starren. Nicht immer in eine Richtung sondern abwechselnd in verschiedene. Bei Nervosität niemanden direkt anschauen, sondern einen Punkt in der Nähe der Person(en), dann wirkt es für die Leute so als ob man auf sie blickt.
  5. Wichtig ist auch der Stil. Man soll es mit Gestik/Mimik und Sprechweise bei einem sachlichen Vortrag nicht übertreiben, also natürlich bleiben und nicht theatralisch werden oder anfangen etwas zu vorzuspielen. In der rhetorischen Dreistillehre ist der genus humile (niederer, einfacher Stil) für einen Vortrag vorgesehen. Der genus medium (mittlere Stil) wäre noch angemessen (z. B. um Aufmerksamkeit bei einem müden, desinteressierten Publikum zu gewinnen), aber der genus grande (hoher Stil) ist für Festreden, politische Reden und Theatervorführungen vorbehalten.
  6. Wenn du Grafiken/Tabellen (PowerPoint/Overhead) zeigst, achte darauf, dass diese eine angemessene Zeit aufliegen/gezeigt werden. Also nicht gleich nach wenigen Sekunden wieder weiterklicken oder Folie abnehmen. Folien/Plakate nicht überfrachten: nur wichtige Stichpunkte gehören da drauf (also keine langen Texte).

Um jetzt noch mal zum Gestikulieren zu kommen. Es gibt verschiedene Bücher, in denen Gestiken beschrieben und auch mit Bildern dargestellt sind, die findet man in vielen Schulbibliotheken, in Uni-Bibliotheken oder Stadtbüchereien.

Nachdem man das Referatsthema angekündigt hat beginnt man mit einem Ohröffner, das kann ein Zitat, eine (rhetorische) Frage, oder eine kurze Erzählung/Geschichte (wenige Sätze). Der Ohröffner soll Interesse wecken und Aufmerksamkeit erregen. Er soll zum Thema passen.

Für den Schluss bietet sich bei Vorträgen eine Zusammenfassung und ein Fazit/Schlussfolgerung an.

Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deinem Referat.


TheTruth1 
Beitragsersteller
 04.02.2011, 19:56

Vielen, vielen Dank!

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am besten ist du übst deinen vortrag vorm spiegel und setzt einfach unterstützende handbewegungen ein. karteikarten in der hand zu halten find ich auch immer sehr angenehm weil man daran die hände auf natürliche art "parken" kann und nicht in die verlegenheit kommt wohin damit. aber hauptsache ist dass du keine choreographie einstudierst sondern einfach von dir aus herausarbeitest was deinem vortrag am besten steht.