Gesetzt oder gesessen?

6 Antworten

Es gibt im Deutschen eine Reihe von Verben, die Bewegung zu einem Ort ausdrücken und ähnlich zu denen sind, die den Zustand der Ruhe danach beschreiben.

stellen - stehen

setzen - sitzen

hängen - hängen

und noch einige wenige andere. Besonders gefährlich ist das letzte Beispiel, weil die Infinitive (Grundformen) gleich sind. Deshalb werden sie auch häufig falsch verwendet (z.B. von gewissen Richtern und Staatsanwälten in gewissen Fernsehserien).

Durchweg gilt: die Verben der Bewegung werden schwach konjugiert (auf -te in der Vergangenheit und -t beim Mittelwort).

stellen - stellte - gestellt

setzen - setzte - gesetzt

hängen - hängte - gehängt

Ist Ruhe eingetreten, wird stark konjugiert (das ist die Merkregel):

stehen - stand - gestanden

sitzen - saß - gesessen

hängen - hing - gehangen

Ganz deutlich! Falsch ist: ich habe den Mantel aufgehangen.

Richtig ist: ich hatte den Mantel aufgehängt

Danach hat er am Haken gehangen. (Tempuswechsel wegen Zeitenfolge.)

Entsprechend: ich hatte mich gesetzt; danach habe ich gesessen.

(In manchen Gegenden sagt man: ich bin gesessen; aber das ist eine mundartliche Abweichung, die unser Thema gar nicht berührt.)



Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Der Unterschied bei den genannten Verben ist nicht "Bewegung auf einen Ort hin" (dynamisch) und "Ruhezustand an einem Ort" (statisch), was durchaus bei anderer Fragestellung eine Unterscheidung von Verben sein kann.

Hier geht es aber um den Unterschied "transitiv" (kann ein Objekt haben) - "intransitiv" (kann kein Objekt haben).

"sich setzen" hat das Objekt "sich", "setzen" ist also transitiv. "sitzen" hat kein Objekt, ist also intransitiv

"Ich habe auf das Pferd gesetzt" hat formal zunächst kein Objekt, aber man muss es als Ellipse (Auslassung) für

"Ich habe einen Wetteinsatz auf das Pferd gesetzt"

deuten, dann sieht man das Objekt "einen Wetteinsatz". Ein transitives Verb muss ja auch nicht, aber kann ein Objekt haben.

Intransitive Verben müssen nicht statisch sein, wie das Beispiel

fällen (transitiv, dynamisch) - fallen (intransitiv, dynamisch)

zeigt. Umgekehrt müssen statische Verben nicht intransitiv sein, wie das Beispiel

"Ich sitze den Streit aus." ("aussitzen": transitiv, aber statisch)

zeigt.

Bei vielen Paaren transitiver-intransitiver Verben ist das intransitive Verb unregelmäßig (sitzen - saß -gesssen), während das transitive regelmäßig ist (setzen, setzte, gesetzt). Das deutet darauf hin, dass die intransitiven Verben älter sind. Bei manchen Paaren stimmen beide Formen im Infinitiv noch überein: hängen, rollen, beginnen, usw.  (transitiv und intransitiv)

Die Merkregel ist also bei "sitzen", "setzen":

KANN ein Objekt folgen => "gesetzt", kann kein Objekt folgen => "gesessen"

Es geht um zwei unterschiedliche Verben, um setzen und sitzen.

Setzen ist ein Verb der Bewegung. Du sezt dich irgendwo hin. Du bewegst dich dahin und läßt dich nieder. Dan hast du dich gesetzt.

Sitzen ist ein Zustand. Du BIST irgendwo und sitzt dort. Du bist in Ruhe, bewegst dich nicht weg. Und wenn du dann weggehst, dann hast du zuvor dort gesessen.

Ich habe mich gesetzt.

Und wenn ich wieder aufstehe, habe ich bis vor kurzem auf diesem Platz gesessen.

Auf ein Pferd kann man setzen (Wette) oder auf einem Pferd sitzen.

Ich habe mich dorthin gesetzt. Regel: bei einer Tätigkeit "gesetzt", bei einem statischen Zustand "gesessen".