Geprüfter Programmierer auf dem Arbeitsmarkt?

7 Antworten

Ob ein ILS-Lehrgang für Dich zielführend ist, lasse ich erst mal außen vor. (Aber ich zweifle daran)

Was ich nicht verstehe: Du willst für Deine C++ Kenntnisse eine Art "Zertifikat". Das braucht man aber eigentlich nur, wenn man diese Kenntniss hauptberuflich nutzen will. Gleichzeitig sagst Du aber, dass Du bereits zufrieden in Deinem Beruf bist?

Wenn es um einen Beruf geht, ist kein Fernlehrgang ein Ersatz für eine Richtige Ausbildung zum Anwendungsentwickler oder ein Informatikstudium.

Wenn es um ein spannendes Hobby geht (was ich gut nachvollziehen könnte) braucht es eigentlich keine Zertifikate.

Klärst Du mich auf?


RoninS 
Beitragsersteller
 01.05.2021, 12:35
Gleichzeitig sagst Du aber, dass Du bereits zufrieden in Deinem Beruf bist?

Ich habe keinen schlechten Job, aber ich bin dort weitestgehend am Ende der Aufstiegsmöglichkeiten angekommen. Weiter ginge es nur noch durch BWL oder Jura-Studium, was mich aber beides nicht interessiert.

Der softwareseitige Aspekt von Technik hat mich hingegen immer schon interessiert, auch in jungen Jahren. Ich habe das aber nie ernsthaft verfolgt, würde das aber jetzt gerne tun, denn ich möchte tatsächlich nicht die nächsten Jahrzehnte in meinem derzeitigen Job stecken bleiben - und warum dann nicht etwas anvisieren, was einen auch wirklich interessiert und spaß macht?

Mir geht es in dem Fall also weniger um Hobby (dann würde ich einfach so weitermachen) sondern mir ginge es schon darum, dass ich mich dahingehend beruflich umorientieren möchte.

Das Problem bei einer Berufsausbildung wäre einfach der geringe Verdienst (aktuell hab ich monatlich um die 4.000€ zur Verfügung, plötzlich auf 800-1000€ zu fallen ist da schon sehr hart. Man hat sich ja immerhin was aufgebaut und finanzielle Verpflichtungen, die man mit einem Ausbildungsgehalt kaum stemmen kann)

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ntech  01.05.2021, 12:50
@RoninS

Einverstanden. Das kann ich nachvollziehen.

Aber das ist nicht einfach. Ich kann Dir nicht sagen wie die Erfolgsaussichten mit einem bestandenen Fernlehrgang sind. Allenfalls wenn dort ein IHK-Abschluss am Ende steht, könnte man es versuchen. Ja, auch dann bin ich skeptisch, was die Erfolgsaussichten anbelangt.

Andererseits ist es so, dass Entwickler vielfach händeringend gesucht werden, und Du deswegen dann letztlich doch gute Chancen hast.

Von einem Kollegen weiß ich, dass man eine Ausbildung zum Fachinformatiker/Anwendungsentwicklung auch auf rein schulischer Basis machen kann, man sich also nicht zwingend einen Ausbildungsbetrieb suchen muss. Wenn es so eine Ausbildung auf Basis von Abendschule gibt, müsste das eigentlich genau Dein Ding sein.

Wo und wie man so etwas findet - sorry, keine Ahnung. Größere Volkshochschulen vielleicht? Die bieten ja auch Kurse mit Berufabschlüssen an. Ob das Arbeitsamt etwas dazu sagen kann? Vielleicht, wenn man zufällig an den richtigen Berater gerät. Aber vielleicht findet hier noch jemand, der eine Idee in dieser Richtung hat.

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Die Möglichkeiten, die mir einfallen, sind ...

  • die Duale Berufsausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung
  • die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker der Fachrichtung Informatik an einer Berufsfachschule
  • ein Informatikstudium (Bachelor / Master) an einer Fachhochschule oder Universität

Die Zeugnisse von ILS und Co kannst Du Dir hübsch an die Wand nageln.

Ich programmiere seit 36 Jahren. Ich habe die gesamte Steuersoftware für eine chemische Produktionsanlage entwickelt und 20 Jahre unterhalten, ohne irgendwelche Zeugnisse oder Zertifikate.

Ich hatte in den 90ern etwas Ähnliches bei SGD begonnen. Recht schnell stellte sich heraus, das das ganze nur Beutelschneiderei war. Basiswissen ,über das ich bereits um "Lichtjahre" hinaus war. Keine Chance das Prozedere zu beschleunigen und Module unter meinem Niveau zu verwerfen. Für die SGD zählten lediglich die Abrechnungen.

Dem "Ausstieg" folgte ein Jahrelanges Gezerrt vor Gericht...

Letztlich bin ich trotzdem federführend in einem riesigen Projekt geworden. Anfangs nebenberuflich. Später als Freelancer neben meiner Rente auf Honorarbasis. Inzwischen mache ich nur noch Berater bei turnusmäßigen Revisionen oder aktiv im Havariefall.

...und das ohne irgendwelche Zertifikate...

Wenn Du gut bist, kannst Du Dir nebenbei Aufträge als Freelancer suchen und zeigen was Du drauf hast. Überzeugt Dein Können, wirst Du automatisch durchgereicht wie ein bunter Hund.

Im Laufe der Übergabe meiner Arbeiten hatte ich etliche "Gelernte" an mir vorüber ziehen sehen, welche das Papier nicht wert waren auf dem deren Zeugnisse gedruckt waren. Sowas ist kein 7 bis 16 Uhr Job und man sollte schon die Fähigkeit haben sich in ein bestehendes Projekt und dessen Randbedingungen einzuarbeiten.

Was die Bezahlung angeht...😅 4000 ist mein Tagessatz. Das bedeutet natürlich bei Havarie oder Revisionen, das ich dann auch 24 Stunden "wühle". (Zum Anderen schützt mich der Preis auch davor, das man mir wegen jedem Wehwehchen auf den Kranz geht. Schließlich bin ich nicht ohne Grund Rentner. )


Erzesel  02.05.2021, 02:57

PS: Ich hab mir mal Deine übrigen Kommentare reingezogen.

Dicke Bücher durchquert sagt noch nicht über Deine logisch/analytischen Anlagen aus, noch über die Kreativität bei der Problemlösung .

Im Laufe der Suche nach einem Nachfolger hatte ich mit Leuten zu tun welche schön frisch von der Fachschaft kamen. Ja die hatten Fachwissen... aber das wars schon, alles was nicht ganz nach Lehrbuch lief war für die Meisten Panik🥵🥶 pur. Ein Sensor, der nicht mehr verfügbar war und die Welt brach zusammen... Dafür ist man doch Programmierer... dann paßt man eben die Software an das an was verfügbar ist... Das nennt sich Kreativität.

Viele glauben programmieren sei nur ein wenig GUI-Bastelei , das meiste läuft unter der "Motorhaube" und so garnichts mit dem zu tun was in Büchern steht. Statistik, Mathematik , entwickeln von Algorithmen, das Vorwegnehmen von Fehlersituationen (damit meine ich nicht Softwarebugs, sonder Fehler durch Personal oder Havarie).

Kannst Du Dir die schlimmsten Situationen ausdenken und diese in einer Software berücksichtigen?

Ich habe keine Ahnung was Du bisher programmiert hast und welche was Du für Vorstellungen hast in welche Richtung Du arbeiten möchtest. Eine Schreibkraft ohne eigene Ideen und Problemlösertalente braucht eigentlich Keiner.

Mein erstes verkauftes Projekt war eine Software, welche Treppen berechnete.

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RoninS 
Beitragsersteller
 02.05.2021, 09:28
@Erzesel
Dicke Bücher durchquert sagt noch nicht über Deine logisch/analytischen Anlagen aus, noch über die Kreativität bei der Problemlösung .

Ich bin Analyst in einer Betrugsabteilung, in der es zu meinen Hauptaufgaben gehört die Ergebnisse des Machine Learning gegenzuprüfen. Da ist das Standardproblem, dass es keine Standardprobleme gibt. Mit reinem "Buchwissen" findet man die Fehler dort tatsächlich nicht.

Analysefähigkeit und logisches denken gehören zu den Voraussetzungen meines Jobs.

Kannst Du Dir die schlimmsten Situationen ausdenken und diese in einer Software berücksichtigen?

Ich gehe prinzipiell vom schlimmsten Fall aus, was oft eher dafür sorgt, dass ich die Sachen zu sehr zerdenke, als das ich etwas vernachlässige.

Ich habe keine Ahnung was Du bisher programmiert hast und welche was Du für Vorstellungen hast in welche Richtung Du arbeiten möchtest

Als Hobby habe ich die Programmierung schon in meiner Jugend gefunden, wie ich schon woanders erklärte: Nur leider nie sehr ernsthaft verfolgt. Hauptsächlich beschäftigt habe ich mich bisher aber eher mit der Webentwicklung (insbesondere PHP und NodeJS). Womit ich auch schon einige kleine Webseiten, ein kleines Chatsystem und mehrere kleine Spiele-Apps für eine Social Media-Plattform geschrieben habe.

Allgemeine Erfahrungen in der Programmierung habe ich also bereits, nur in C++ noch nicht, was ich aber wesentlich interessanter finde, insbesondere was die Spieleentwicklung angeht: ein Bereich der mich sehr interessiert und in den ich am liebsten gehen würde.

Vielen Dank auf jedenfall für die sehr ausführliche Antwort und für den Einblick in den "alternativen Einstieg". :)

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Du lernst da eine Programmiersprache.

Das hilft Dir nicht weiter.

Geh mal in Deiner Stadt schauen, in der VHS oder auch anderen privaten Instituten kann man das meist billiger.

Die Firmen, die C++ produktiv einsetzen verlangen zu 99% ein Studium. Vergiss es also, ausser du willst das als Hobby machen.