Geisteskrankheit im alten Rom?

2 Antworten

Von Experte Neugier4711 bestätigt

ja, gab es. Und es hatte eine rechtliche Dimension im Römischen Recht: Schaust du auf Seite 2 , https://www.concordiabern.ch/wp-content/uploads/2018/09/Roemisches_Sachenrecht_Ueberblick.pdf die FURIOSI = geisteskrank, tobsüchtig, waren weder geschäfts- noch deliktfähig. Wie auch elternlose Kinder bekamen sie einen Tutor zur Seite gestellt, der Entscheidungen für sie traf. Er hatte stellvertretend für die Person des Pfleglings und für dessen Vermögen zu sorgen. Wie eine Geisteskrankheit wurde auch Verschwendungssucht behandelt. Der Verschwendungssüchtige bekam Cura prodigi, eine Pflegschaft ( Der Curator hat nicht ganz so viele Rechte wie ein Tutor) nur für die Vermögensverwaltung.

Wie für das Römische Reich überall galt: Die Römer hatten einen "schlanken Staat" , der nur wenig in die Privatangelegenheiten seiner Bürger eingriff. das heißt, es war nicht der Staat, der so etwas veranlasste, sondern immer nur die Familie.

die Familien konnten da aber sehr unterschiedlich aufgestellt sein. Furiosi heißt auch "tobsüchtig" Ich nehme also an, dass eher extreme Formen der psychischen Krankheiten auffielen, alles andere galt eher als "verschroben" "exzentrisch" oder auch "moralisch verkommen" . Und das Genannte gilt nur für die Oberschicht. Wie die unteren Stände mit psychischen Krankheiten umging, habe ich nicht finden können.

medizinisch: Schon die griechische Heilkunst versuchte, rationale Erklärungen für psychische Erkrankungen zu finden. Es war also nicht mehr oder nicht mehr nur "Strafe der Götter" oder so etwas. Mit Vokabeln wie "mania" (Erregung), "melancholia" (Traurigkeit) und "insania" (Wahn) unterschieden die griechischen Ärzte schon sehr früh verschiedene Grundformen psychischer Krankheiten: Delirien, Epilepsien, Halluzinationen, Alkoholwirkung und "Hysterie" Man ging von Gleichgewichten aus wie der "Vier- Säftelehre". Beispielsweise ein zu viel an Schwarzer Galle verursachte ausser körperlichen Leiden auch Melancholie/ Depression.

Behandlung ( hier verlasse ich mich auf den entsprechenden Artikel ):

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Psychiatrie#Die_Behandlung_des_Wahnsinns_vom_Altertum_bis_Ende_des_18._Jahrhunderts

Psychiatrische Krankenanstalten sind bereits aus der Antike bekannt; das als Hauptheilmethode den Tempelschlaf den (eine Form des Heilschlafs)anbietende Asklepieon bei Pergamon kann aus moderner Sicht als eine der ältesten psychosomatischen Kliniken angesehen werden. Ähnliche Stätten gab es im ganzen Imperium Romanum. Aus der Zeit des alten Roms sind zahlreiche Darstellungen von Krankheitsbildern überliefert, z. B. durch Cicero, Aulus Corneliis Celsus..... Der Arzt Galenos erwähnte die Halluzination als Paraphrosyne und sah diese als Symptom von Psychosen an. Zu den römischen Behandlungsmethoden... zählten Massagen, Aderlässe, Diäten, Schröpfen, die Gabe von Nieswurz und Ölumschläge am Kopf. Man versuchte den Verstand zu fördern, indem man kritische Texte lesen ließ und die Kranken befragte, bemühte sich um Aktivierung der Patienten durch Theaterspiele, Brettspiele oder auch Reisen. Manche Kranke wurden auch isoliert und in Räumen mit hochliegenden Fenstern untergebracht....."

Bevor man aber glaubt, dass das alles sehr fortschrittlich war: Der Medizinautor Aulus Cornelius Celsus empfahl die Anwendung von Ketten.

Und wieder gilt: Da es keinerlei staatlichen Einmischungen gab, wird es sehr auf die Lebensumstände angekommen sein. Bei armen Familien, die sich nicht anders zu helfen wussten, waren bestimmt eher Ketten im Einsatz als kritische Texte. Das man die Leute tötete, um auf deine Frage zu kommen, habe ich nirgends gefunden. Selbst "verrückte" Kaiser wurden eher wegen ihrer konkreten Taten getötet oder weil sie gewisse Kreise verärgert hatten, nicht wegen ihrer "Verrücktheit"

Woher ich das weiß:Hobby

JanaJones1988 
Beitragsersteller
 13.08.2024, 13:21

Ah okay, das hilft mir schon sehr :) vielen Dank

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Wie überall: Gar nicht. Jeder war für sich selbst verantwortlich.