Geht Kunst eindimensional?
Moin,
ich arbeite gerade an einem schulischen Kunstprojekt mit dem Thema "Es ist Zeit" und da Zeit eindimensional ist, wollte ich mal wissen ob ihr ne Idee habt wie man das künstlerischdarstellen könnte?
VG
3 Antworten
"Es ist Zeit" würde ich eher als "Die Zeit ist gekommen" auslegen. In dem Fall würde ich an etwas arbeiten was entweder das Gefühl von "Es gibt kein entkommen" oder "Eine großartige Gelegenheit" gibt.
Eindimensional würde mir nur sowas einfallen wie z.B. eine Linie welche zwar immer verlängert werden kann, jedoch nie verkürzt.
Grundsätzlich eine sehr interessante Frage.
Erstmal so als ein Anregungsvorschlag: Zeit nennt man auch die vierte Dimension.
Ich würde aber auch sagen, aus der Perspektive eines Menschen mit Erinnerung, der diese Erinnerung auch bewertet, ist Zeit schon eher zweidimensional.
Zeit als etwas "eindimensionales" kann man natürlich immer mit einem Zeitstrahl darstellen, das ist dann aber wohl nicht besonders innovativ.
Kunst kann grundsätzlich "fast" eindimensional sein, nicht ganz mathematisch korrekt eindimensional, aber als eindimensional erkennbar. Zum Beispiel könntest du einfach einen langen Faden mit dir rumtragen und ihn immer wieder in den Farben anmalen, die deiner momentanen Stimmung entsprechen. Am Ende des Tages hast du eine relativ eindimensionale Dokumentation deiner Stimmung im Verlauf des Tages, als eine Aneinanderreihung von Einzelmomenten (In diesem Fall von unterschiedlichen Farben).
Ansonsten finde ich, klingt der Titel "Es ist Zeit" eher nach Aufbruchsstimmung. Nach "Es ist Zeit, zu gehen", "Es ist Zeit, sich endlich für den Artenschutz einzusetzen", "es ist Zeit, den Tee aufzugießen", irgend so etwas. Dazu könntest du dir auch Gedanken in philosophischer Richtung machen, denn zu sagen "Es ist Zeit, blablabla" ist meist eine Aufforderung. Diese Aufforderung tut aber so, als würde sie nur erklären, wozu die Zeit selbst auffordert. Das Ganze beruht also auf der Vorstellung, die Zeit würde aktiv etwas "hereibringen" und definieren. Aber ist es nicht eher so, dass wir die Zeit durch das "Passieren der Dinge" definieren? Vielleicht fällt dir in der Richtung was interessantes ein.
Gibt es denn irgendwelche speziellen Vorgaben zu diesem Projekt? Ist das Thema teil einer Serie von Themen? Und hast du dich schonmal selbst in irgendeiner Form mit diesem Thema beschäftigt?
Danke für die ausführliche Antwort, hat schonmal weiter geholfen. Die Aufgabenstellung besagt, dass ich als Schüler ein künstlerisches Werk zum Thema "Es ist Zeit" zu entwerfen. Dabei steht im Vordergrund, wie du schon erfasst hast, daraus einen Satz zu bilden, der uns selber betrifft. Also ich als Abiturient verlasse ja bald die Schule und soll etwas zeigen, dass mich persönlich betrifft. Also beispielsweise "Es ist Zeit, Erwachsen zu werden" oder so.
Ich hatte mich selber mit dem Thema noch nicht im Laufe der Jahre beschäftigt, aber hatte die Idee, den Menschen als Individuum bei dem Projekt in den Vordergrund zu stellen, da der Mensch der Zeit ja erst eine Bedeutung verleiht indem die Zeit den Menschen in jedem Gedanken und in jeder Handlung prägt und beinflusst und der Mensch das natürlich verstehen will indem er sie definiert. Wobei es sie natürlich nicht beeinflussen oder ändern kann (beispielsweise den Alterungsprozess). Und um nun einen Aktualitätsbezug zu bilden dachte ich mir mit dem Thema Digitalisierung zu arbeiten, da diese ja immer mehr Einfluss im Leben nimmt. Hier hatte ich überlegt "reale" Kunst mit digitaler Kunst in Form eines Portrais zu verknüpfen. Hierbei könnte man natürlich auch den Alterungsprozess (beispielsweise von links nach rechts) im Portrait darstellen. Wusste nur nicht ob ich vielleicht die Zeit mithilfe einer "eindimensionalen" Kunstidee ausführen könnte.
Wenn es dich persönlich treffen soll, und du mit einem Portrait arbeiten willst, würde ich dir raten, dich selbst zu porträtieren. Wenn du über den Menschen als solchen Allgemein sprichst, dann geht der individuelle Aspekt, der gefordert wird, erstmal verloren. Außer, du stellst dich selbst als Beobachter dieses Prozesses dar. Grundsätzlich finde ich deine ausführlichen Gedanken zu dem Projekt sehr gut, ich hoffe, deine Kunstlehrkraft findet das auch.
Noch so als spontaner Einfall: Es gibt ja auch zeitbasierte Werke, also Filme, bewusst gesteuerte Installationen etc..., vielleicht könntest oder möchtest du aus so einem Werk heraus den eigenen Ablauf des Werks thematisieren? Das könntest du sicherlich auch mit deiner bisherigen Idee verbinden.
Eine lange Salami, von der man sich eine dünne Scheibe abschneiden kann. Nach einer gewissen Zeit ist die Zeit durch die Salamimethode zu Ende.
Sehr kreativ aber für meine Kunstlehrerin zu einfach 😂
Denke an Joseph Beuys, der hat eine Bratwurst an die Wand genagelt (wenn ich mich richtig erinnere). Außerdem ist Einfachheit ein Zeichen der Reife, das sollte deiner Lehrerin bekannt sein.
Wofür wäre es denn bei der Salami zeit? Sie verlangt ne Formulierung wie "Es ist Zeit für..." und dann das ganze noch mit einem tieferen Sinn des Erwachsenwerdens zu verknüpfen🥴
Die Salami ist soviel ich weiß gerade, also eindimensional, Zeit ist nicht unendlich, sondern wird wie die Wurst Scheibchen für Scheibchen konsumiert und kommt zu einem Ende (das paradoxe Element der Wurst ist, dass alles ein (1) Ende hat, nur die Wurst hat zwei!). Am Beginn des Erwachsenenlebens sieht alle endlos aus, aber mit ~40 ist schon die halbe Wurst gegessen! Das sollte man sich auch schon in der Jugend klar machen.
Danke finde deine Idee toll. Keine Ahnung ob meine 60 jährige Lehrerin darauf abfährt aber einen Versuch is es definitiv wert 😂
Ich wollte dich ein bisschen auf die Schippe nehmen, es war wirklich nicht ernst gemeint, besser du vergisst es!
Das künstlerische Denken hast du defintiv 😂
Ja hatte ich mir auch so überlegt. Ich bin mit meiner Frage auch nicht groß ins Detail gegangen aber im Vordergrund hatte sich die Frage darauf bezogen ob man Kunst eindimensional darstellen kann