Friedrich Nietzsche: "Es gibt keine Tatsachen, nur Interpretationen."

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es geht hier um das Thema der Erkenntnistheorie. Wieviel interpretieren wir z.B. auf der Basis überlieferter Werte, eines vorgefassten dogmatischen Glaubens oder einer je individuellen Perspektive. Perspektivwechsel, Phänomene von verschiedenen Seiten her beleuchten, dieses Spiel hat Nietzsche gern betrieben, was nicht bedeutet, dass er behauptet hätte, alles sei relativ. Nun muss man auch das Wort "Tatsache" in Nietzsches Zeit etwas durchleuchten. In dem Wort "Tatsache" steckt der Anspruch unumstößlicher Wahrheit. Das aber war zu Nietzsches Zeit in einem vulgärwissenschaftlichen Verständnis enthalten. Was vorher Glaubensdogmen als unumstößliche Wahrheit beanspruchten ersetzen jetzt die neuen Dogmen der Wissenschaft. Kaum ein Wissenschaftler würde das unterschreiben, sind sie sich doch bewusst, wie schnell alte durch neue Theorien ersetzt werden. Hier nimmt Nietzsche, der sich sehr mit den Forschungsergebnissen seiner Zeit auseinandergesetzt hat, eine "wissenschaftlich" vorsichtige Position ein. In dem Spruch ist allerdings auch ein Wechselspiel enthalten. Wenn es nur Interpretationen gibt, was interpretieren wir denn dann? Andererseits kannte Nietzsche seinen Heraklit: Panta Rhei - alles fließt. Wie lange haben in einer Welt, die ein ständiger Prozess ist, "Tatsachen" Bestand? Das Wort TATSACHE hat in sich ja einen gewissen überheblichen Anspruch dogmatischer Setzung. Doch Geltung hat es nur für einfache Feststellungen, wie, dass ein bestimmtes Haus nur eine oder zwei Türen hat, einfache Phänomene, die sich leicht und widerspruchsfrei verifizieren lassen.



hertajess  09.03.2015, 20:04

Ich stimme Dir sicher zu aber kann Dir massenweise sogenannte Wissenschaftler leicht ausfindig machen welche davon ausgehen dass ihre Sichtweise unumstößlich ist. OBWOHL andere Wissenschaftler das genaue Gegenteil belegen können. Aus unterschiedlichsten Fachbereichen. Jetzt. - Aber da wird es politisch in verschiedenen Bereichen und Das gehört dann nicht hierher außer bezogen auf der schlichten Tatsache dass Nietzsche heute noch genauso aktuell ist wie zu seiner Zeit. 

0
berkersheim  11.03.2015, 09:53
@hertajess

@hertajess

Das ist der Unterschied zwischen Karl Popper und Thomas Samuel Kuhn. Popper stellte den "Idealwissenschaftler" in den Vordergrund, Kuhn den Realwissenschaftler, der seiner Karriere wegen, auch schon mal statistische oder Mess-Daten gefälscht hat. Kuhn hat realistischerweise akzeptiert, dass es bei Forschungsprojekten immer auch um viel Geld geht, und dass es Ergebniserwartungen von Auftraggebern gibt. Und wenn dann gar politische Ideologien dranhängen? Es menschelt halt überall. Dann wird halt "interpretiert", wo es eigentlich nichts zu interpretieren gibt!

0

Meiner Meinung nach bedeutet es, dass jeder seine eigene Meinung hat. Das ist allerdings keine Tatsache, sondern nur meine Interpretation. ;)

Also im Grunde genommen ist sein Zitat "Es gibt keine Tatsachen, nur Interpretationen." eine Lüge.

Wenn man es verallgemeinert würde es etwa lauten "nichts ist absolut, alles ist relativ". -> wenn alles relativ wäre, dann wäre der satz "alles ist relativ" auch nicht absolut korrekt, sondern er wäre selbst auch nur relativ.

Lass dich daher nicht übertölpeln - denn wenn du dich genau achtest, so will einem die ganze Welt einreden, dass alles relativ ist, und dass es keine absoluten Massstäbe gibt. Es gibt jedoch ganz gewiss absolute Massstäbe, die Gott vorgegeben hat, da lässt sich nichts dran ändern. Natürlich gibt es Dinge, über die man diskutieren kann, aber es gibt absolute Dinge, die Gott festgelegt, hat. Solche Dinge, die man nicht tun darf sind z.B. Ehebruch/Seitenspruch, Scheidung&Wiederheirat(sofern man nicht verwitwet ist), Sex vor der Ehe = Hurerei/Unzucht, Verkehr mit Tieren/Homosexualität (nein, das ist nicht angeboren, sondern ein Willensentscheid, denn sonst könnte es Gott nicht bestrafen -> es gibt Menschen, die waren homosexuell, doch dann bekehrten sie sich und waren es nicht mehr > dies zeigt ganz deutlich, dass es nicht angeboren sein kann -> auch wenn das einem die "moderne" Forschung vorlügen möchte, dass sowas angeboren ist), Polygamie, Inzest, Abtreibung=Mord, Diebstahl, Feigheit, Saufen, Fressen, Habsucht=Götzendienst, Götzendienst, Zauberei, Ehrgeiz, Eifersucht, Zorn, Neid, Mord, Selbstmord.

Ich hoffe, das hilft dir mal weiter.


hertajess  09.03.2015, 20:00

Das "schrumpf" in Deinem Namen bezieht sich also auf den Verstand? Es gibt in der Natur zahlreiche Arten die Homosexualität ganz selbstverständlich leben. Schon länger als es Menschen gibt. Dumme mögen ja seelig sein, aber Ignoranten? Wäre mir neu. 

2
schrumpfschlauc  30.04.2015, 19:28
@hertajess

Also könnte man schlussfolgern, dass sich Homosexuelle wie Tiere verhalten.

  • aber eben, es ist 1. nicht angeboren (da es wie in meinem Beitrag oben erwähnt, Leute gibt, die sich bekehren und sich umentscheiden) und 2. können sich homosexuelle Menschen nicht fortpflanzen - was zeigt, dass es wider die Schöpfungsordnung von Gott ist.

Bezüglich angeboren oder nicht - Intelligenz z.B. ist angeboren, daher kann man die nicht einfach ändern. Dass man es nicht ändern kann zeigt, dass es angeboren ist. Dass man Homosexualität ändern kann, zeigt, dass es nicht angeboren ist, sondern eine Wahl des Menschen.

0
StrongPassion21  16.08.2015, 00:35
@schrumpfschlauc

Intelligenz ist angeboren , klar . Aber sie ist veränderbar und man kann sich entweder entscheiden sie zu steigern oder nicht . Wie bei der Homosexualität sind viele Umwelteinflüsse auf die Intelligenz bedingt .

0

Interpretationen sind immer individuell. Es gibt nichts Richtiges oder Falsches. Natürlich vorausgesetzt, dass du deine Sichtweise beispielsweise durch Zitate, Fakten, wissenschaftliche Arbeiten/Ergebnisse, Empirie usw. fundiert begründen kannst. Viel Erfolg!

Zuerst einmal sollten wir hier ein paar Begriffe klären: Tatsache meint vor diesem Kontext etwas, das objektiv ist, das absolut unumstößlich wahr ist. Interpretation meint dagegen eine Schlussfolgerung aus dem, was wir vorfinden(d.h. aus der sinnlichen Wahrnehmung), die bloß subjektiv und damit nicht unumstößlich ist.

Mit dem Zitat meint Nietzsche nun folgendes: Wir haben immer nur Interpretationen, nie Tatsachen. Das, was wir glauben und denken, ist niemals eine unumstößliche Wahrheit, sondern immer nur unsere Interpretation des Geschehens. Für uns gibt es also bloß Interpretationen.

Die Auffassung Nietzsches wird übrigens auch als Perspektivismus bezeichnet.