Freund macht Rückzieher kurz vorm zusammenziehen - Kalte Füße bekommen?

9 Antworten

Ich kann dich wirklich gut verstehen und wäre genau so enttäuscht wie du.

Aber schau mal, du warst so klug, kurz vor der Unterzeichnung des Mietvertrages noch einmal ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen, in dem du ihm die Gelegenheit gegeben hast, sich dieses wirklich großen Schrittes noch einmal bewusst zu werden. Selbstverständlich hat er nicht in diesem Moment den Rückzieher gemacht. Aber doch hast du Bedenken an die Oberfläche seines Bewusstseins geholt, die er unterbewusst auch mit Sicherheit schon hatte, ohne sich ihnen zu stellen.

Auch, wenn du damit nicht gerechnet hast, das war exakt der Grund für dieses Gespräch. Dass er sich lieber jetzt zurückzieht, als dann, wenn alles schon passiert ist.

Tja. Klassischer Fall von Angst vor der eigenen Courage. Ich würde deshalb nicht seine Gefühle in Frage stellen und wenn du ihn liebst, würde ich mich auf seine Wünsche einlassen. Er ist einfach noch nicht so weit und die Erkenntnis, dass es jetzt ernst werden soll hat in ihm sogar den Wunsch nach mehr Freiraum als vorher geweckt.

Probier das aus, nutze auch du den entstehenden Freiraum für persönliche Dinge und ziehe auch deinen Vorteil daraus. Vielleicht braucht er noch ein oder zwei Jahre, aber wenn dieser Mann sich eines Tages dafür entscheidet, sein Leben ganz mit dir zu verbringen, dann hast du jemanden an deiner Seite, auf den du dich zu einhundert Prozent verlassen kannst.

Ich denke, dass ihm womöglich klar geworden ist, dass mit diesem Schritt alles jetzt weitaus ernster wird, als bisher.

Jetzt könnte er ja theoretisch jederzeit einfach Schluss machen und nachdem Du alle Sachen zusammengepackt hast, könnte man sofort jeglichen Kontakt auf Dauer beenden.

Wenn man jedoch gemeinsam in eine Wohnung zieht, geht das nicht mehr. Auch zieht man ja zusammen um anschließend ggf. den nächsten Schritt in eine gemeinsame Zukunft zu planen.

Vermutlich wurde ihm beim Durchdenken von alldem bewusst, dass er zwar wohl gern mit Dir zusammen ist und wahrscheinlich auch etwas für Dich empfindet, Du für ihn aber womöglich leider nicht die wirkliche Traumfrau für ein gemeinsames Leben bis ins Rentenalter bist und/oder er noch so einiges in seinem Leben vorhat, was aber vielleicht nicht mit Dir und Deinen Lebensvorstellungen zu kombinieren ist.

Ich denke ihr solltet Euch unbedingt ausführlich(!) aussprechen. Wenn ihm wirklich noch was an Dir liegt, wird er da auch nichts gegen haben und seine Bedenken nachvollziehbar schildern können und eine eventuelle Lösung in Aussicht stellen.

Sind seine Erklärungen jedoch eher extrem ausweichende Antworten oder lässt er sich gar nicht erst auf so was ein, schreit es danach, dass er offenbar schon innerlich mit Dir Schluss gemacht hat, es Dir aber womöglich einfach nicht sagen mag.

hallo auch,

wie alctrz möchte ich darauf hinweisen, dass auch in einer Liebesbeziehung die Relation von Nähe und Distanz ganz unterschiedlich sein kann. Die einmal gefundene Relation, bei der sich beide wohlfühlen, ist auch nicht immer starr. Menschen sind keine Puppen, die einen festen unverrückbaren Platz in der Wohnung gefunden haben ==> einmal so - dann immer so. = so ist das bei Menschen eben nicht.

Es gibt Ehepaare, die in getrennten Appartements leben und mit dieser Lösung sehr zufrieden sind. Beide können das Zusammensein variieren und jeder kann wieder etwas mehr Freiraum einnehmen, wenn er sich danach fühlt.

Trotzdem ist das Verhalten Deines Freundes befremdlich. Je nachdem, wie alt er ist und wie selbstständig er Entscheidungen trifft und lebt, sollte er sich schon etwas besser kennen und daher wissen, wieviel variablen Freiraum er benötigt. Aber 3 Jahre zusammenleben klingt danach, als ob er sich diese 3 Jahre mit Dir in einer Wohnung nicht wirklich immer wohl gefühlt hat. Hat er in dieser Zeit das Glücklichsein geschauspielert, eigene negative Gefühle unterdrückt?

Jedenfalls plant tut und macht man nicht - und lässt dann 5 Minuten vor 12 Uhr alles platzen. Gab es ein Ereignis in dieser Phase?

Wenn Du den Umzug in die neue größere Wohnung mit dem Heiratsgedanken verbunden hast, ggf. Kinderwunsch geäussert hast, dann spricht einiges dafür, dass diese Gedanken-/Wunschäusserung von Dir ihn zur Besinnung brachte und anregte, nun doch lieber auf Distanz zu gehen. Das wieder würde mich (an Deiner Stelle) auf Distanz gehen lassen. Als Frau "für den Bedarfsfall" würde ich nicht herhalten wollen. Es stellt sich einfach die Frage nach der Lebensplanung für euch beide. Wie stellt sich jeder vor, in z.B. 5 Jahren zu leben? Mit Kinder, oder ohne?

Es gibt 4 Arten von Beziehungen:

a) beide leben bzw. kämpfen gegeneinander

b) beide leben nebeneinander (Möbel- bzw. Bedarfsgemeinschaft)

c) beide leben miteinander (man versteht sich sehr gut, jeder kann seinen Verantwortungen und Freiheiten nachgehen. Man ist ein gutes Team)

d) beide leben füreinander und verstehen Liebe als Entscheidung, sich für das Wohl des Partners einzubringen.

Ist in dieser Entscheidungsphase noch irgend etwas anderes passiert, was als Auslöser für seine kalten Füße als Erklärung dienen kann?

Im Moment sehe ich Euch eher im Stadium b) wobei Du ihn liebst - aber ohne ehrliches Mitwirken von ihm nicht zu c) oder gar d) aufsteigen kannst. Aus meiner Sicht habt ihr echt Gesprächsbedarf. Stell ihm die Frage nach dem Warum-Jetzt-So? und nicht schon viel früher? Warum erst in der kleinen Wohnung gemeinsam? - und lass ihm genügend Zeit, tagelang wenn es sein muss, sich zu erklären.

Es kann schon sein, dass er nach längerem Überlegen zu der Antwort kommt:

Ich liebe Dich (gefühlsmässig), will aber kein Mehr an Verantwortung übernehmen, weil ich dazu nicht die erforderliche Reife habe. So eine Bedarfsgemeinschaft "wenn ich Lust habe..." reicht mir völlig. Ach ja, und wenn Du dann mal hier bist, wäre etwas Hilfe im Haushalt auch nicht schlecht." Eine Bedarfsgemeinschaft auf Abruf eben.... weil man sich mag.

Das würde für mich nach Fernseh-Liebe klingen. Der Partner wird wie ein Fernseher behandelt, man kann ihn an und abschalten, ganz nach Bedarf. Wo wäre da die Entscheidung sichtbar, für Dein Wohl beizutragen? Inwiefern interessiert er sich dann noch wirklich für Dich? ==> viel Gesprächsbedarf, bei dem Du Dich eher nüchtern und vernünftig beteiligen solltest. Im Moment dürften Deine Gefühle eher verrückt spielen, nach dieser großen Enttäuschung. Das tut mir leid.

Wir werden immer nur dann enttäuscht, wenn wir unsere Erwartungen zu hoch angesiedelt haben. Nur eben - er hat zu Deinen hohen Erwartungen beigetragen. Ich würde mich getäuscht fühlen.

Wenn jemand "Freiraum" in geografischer Trennung sieht, dann ist er in keiner Weise geeignet für ein Zusammenleben. Unter diesem Gesichtspunkt würde ich dir leider zur Trennung raten.

Also um ehrlich zu sein, ich glaube das wird nichts, mit der Wohnung und wahrscheinlich auch nicht mit euch zwei. Ich glaube nicht daß Du ihn nochmal umstimmen kannst.

Wenn er in der Wohnung seiner Mutter keine Miete zahlen muss, könnte das natürlich auch ein Grund sein, warum er es sich anders überlegt hat. Oder er wollte eigentlich sowieso nie ausziehen und dachte sich, er sagt nichts, weil sich wahrscheinlich eh nichts ergeben wird, wohnungsmäßig. Und Du die Idee dann schon verwerfen würdest. Weil sich das mit dieser "neuen" Wohnung ja eher zufällig ergeben hatte.

Aber das ist jetzt nur eine Vermutung von mir. Was seine wahren Beweggründe gewesen sind, wird wohl nur er wissen. Ich denke das beste wird es wohl sein jetzt erstmal auf Abstand zu gehen und das alles sacken zu lassen. Dann kann man nochmal über alles reden und eventuell entsprechende Konsequenzen ziehen.

Alles Gute!