Frage nach der Todesursache - pietätlos?
Ich versuche es kurz zu halten, ich hatte einst einen sehr engen Freund, ein für mich sehr besonderer Mensch. Leider, wie das so in jungen Jahren ist wenn die Lebenswege in verschiedene Richtungen laufen, wurde der Kontakt immer weniger und ist nach und nach eingeschlafen.
Als ich mich bei ihm mal wieder melden wollte, habe ich im Nachhinein erfahren, dass er vor wenigen Monaten (heute vor wenigen Jahren) verstorben ist.
Er war noch sehr jung. Es lässt mir aber einfach keine Ruhe. Ist das passiert was ich befürchte (er hatte schon immer psychische Probleme, da mache ich mir auch Selbstvorwürfe, hätte ich vl. was tun können, wer weiß), oder war doch alles ganz anders als ich denke?
Ich hadere daher sehr mit mir ob ich mal den Eltern oder Verwandten einen Brief schreiben soll, ihnen erklären wer ich bin und ob sie bereit wären mir etwas über seine Todesumstände zu sagen. Oder ob das irgendwie pietätlos wäre, unanständig, ich möchte diese nicht unnötig belasten, ich gehöre nicht zur Familie. Also vielleicht einfach mit der Ungewissheit leben? Oder nicht?
Was denkt ihr?
3 Antworten
Ich kann ja nur von mir persönlich sprechen : Würde ich einen solchen Brief erhalten, wäre ich sehr gerührt und würde gerne erzählen was passiert ist. Für mich bedeutet das, dass mein Kind o.ä. da draußen auf der Welt Jemanden hatte, dem es sehr wichtig war, und zwar bis zu dem Punkt dass die Person nicht einmal hat abschließen können ohne es genauer zu wissen. Es würde mir bewusst machen, dass es Menschen gibt, die noch an mein Kind denken...und das finde ich einen schönen Gedanken.
Vielleicht denkt seine Verwandtschaft da anders. Aber mehr als ein "Möchten wir nicht mitteilen" oder gar keine Rückmeldung kann nicht kommen. Also du hast die Wahl zwischen : Versuchen und Erfolg haben - und dann etwas abschließen können. Oder Nicht Versuchen / Versuchen und keinen Erfolg haben. Die erstere Wahl scheint mir hier besser zu sein. Selbst wenn jetzt vielleicht ein paar Leute sagen "reiß keine alten Wunden auf" - da sag ich ganz ehrlich : Solche Wunden sind immer da und die werden nicht schlimmer nur weil Jemand nachfragt
Du kannst den Angehörigen sicherlich einen Brief schreiben, Anteilnahme, Trauer und die Betroffenheit ausdrücken, die du ja empfindest. Du kannst auch dazu etwas schreiben, was dich persönlich mit ihm verbunden hat.
Bei allem anderen wie Todesumstände wäre ich eher vorsichtig und zurückhaltend. Du vermutest eine Selbsttötung. Dazu müsste dann von den Angehörigen dir gegenüber etwas kommen. In erster Linie bist du aufgewühlt, indirekt kannst du bestimmt die dich beschäftigenden Fragen formulieren und an die Eltern richten.
Primär nach den Todesumständen zu fragen, fände ich unpassend und leicht in Richtung voyeuristisch gehend. Es verkürzt auch, was dich dazu wohl alles beschäftigt.
Du kannst durch den Brief natürlich immer leicht wieder etwas auslösen und treffen. Aber Trauer ist ein langwieriger Prozess, wird einen ständig wieder einholen und lässt sich nur langsam verarbeiten. Letztlich wird ein Brief für die Angehörigen aber insgesamt wohl ein Gewinn sein, womit du das Andenken teilst und bereicherst.
Ich hatte mehrfach in meinem Leben tragische Tode zu verkraften. Mir waren die direkten unaufdringlichen Leute am Liebsten. Frag einfach. Wenn sie nicht antworten wollen oder dazu keine Kraft haben, tun sies nicht. Aber normalerweise sollte es kein Problem sein, ganz normal nachzufragen. Das mit dem Brief ist eine super Idee. Dann können sie in ihrem Tempo antworten. Mein herzliches Beileid übrigens! Mach dir keine Vorwürfe! Du kannst wohl zuletzt was dafür!