Filme - Früher genügte wenig, damit sich die Leute gruselten. Heute ist das völlig anders. Was ist passiert?

7 Antworten

Früher ließen sich die Leute noch auf Filme ein. Da konnte auch mal eine halbe Stunde vergehen - in denen Atmosphäre aufgebaut wurde, bevor dann die Gruselszenen kamen. Bei der Aufmerksamkeitsspanne heutzutage, die selten über die Länge eines Videoclips herausgeht, hätten die meisten User in der Zwischenzeit schon längst abgeschaltet und "langweilig!!" gerufen. Spätestens nach fünf Minuten muss ein Dämon aus dem Dunkel springen...

Außerdem sollte man die Filme im jeweiligen zeitlichen Kontext sehen - wer durch seine Lebenssituation verunsichert war (z.B. nach Ende des 1. WK und der Neureglung der Gesellschaft in der Weimarer Republik), war auch empfänglicher für solche Sachen - siehe obiges Beispiuel "Nosferatu".

Meine Wenigkeit legt jedenfalls mehr Wert auf Atmosphäre als auf kurzlebige Erschreckmomente, auch wenn "meine" Filme noch in s/w sein sollten.

Aus der Gewöhnung wird Übersättigung und Abstumpfung.

Das kennt man ja schon alles. Ein Geist im weißen Laken, der durch irgendwelche Flure geistert, der reißt keinen mehr vom Hocker. Da lacht man höchstens, weil's so komisch ist. Oder Kingkong, das ist doch ein Witz!

Es muss also immer Schlimmeres her, um eine gruselige Atmosphäre zu erzeugen und zu bewirken, dass der Zuschauer den Atem anhält. Bei Krimis ist das nicht anders. Wir haben schon so viele Autos in die Luft fliegen sehen, das bringt das Blut nicht mehr zum Kochen. Die Verfolgungsjagden müssen spektakulärer werden. Sonst geht man ja zwischendurch zum Abwaschen in die Küche.

Das gleiche Phänomen haben wir bei den Sportarten: immer schneller, immer gefährlicher, sonst gibt es keinen Kick.

In vielen anderen Bereichen, die ich hier nicht beleuchten will, ist das auch so.

Das kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen. Die Atmosphäre in Murnaus Nosferatu oder Wienes Calligari finde ich unerreicht. Da kommt kein Splatterfilm mit.

Es ist ja auch etwas anderes, sich zu gruseln, Angst und Beklemmung der Protagonisten mitzufühlen, als sich zu ekeln.

Vom Gruselfaktor her finde ich zB auch die erste Verfilmung "Der Exorzist" unerreicht.

Es mag vielleicht zunehmend Menschen schwer fallen, dies so zu empfinden, weil ihnen durch Drogen, Alkohol, Computerspiele und Konsum sozialer Medien, extremst emotional vorgekautem Serienmüll usw. die Fähigkeit fehlt, sich tief in andere Menschen hineinzuversetzen und auch emotional mitzuschwingen, weshalb der Gruseleffekt ausbleibt. Ich gehen aber mal (stark hoffend) davon aus, dass dies nur eine Minderheit darstellt.

Das dürften dann auch die Leute sein, die mit guter Literatur nicht viel anfangen können, sondern auch da alles bei ohnehin lebensfremd platten Charakteren erklärt bekommen müssen (a la Dan Brown oder so).

Wahrscheinlich waren die Leute früher mit weniger mehr zufrieden,weil sie vielleicht allgemein dankbarer waren. Kann man nicht pauschalisieren,aber an vielen ist auch das Internet Schuld,ich muss nicht sehen wie in echt einem der Kopf abgeschnitten wird. Gut,Filme sind Filme,aber einige sind auch mir zu heftig,wenn es rein darum geht Gewalt zu zelebrieren. Beispiel Torture porn,der erste Das,hat mir noch gut gefallen. Hatte ne Message. Krank zwar,aber Message. Schätze dein Leben. Die Nachfolgenden,ausser dem letzten waren reine Fleischbeschau.

Woher ich das weiß:Hobby – Früher in einer Videothek ausgeholfen.

Anscheinend wird oft 'ekeln' und 'anwidern' mit 'ängstigen' verwechselt. Es ist wesentlich einfacher ein platzendes Auge oder einen aufgeschlitzten Magen mit Gedärmen darzustellen als wirklich Angst zu erzeugen. Dabei haben Filme wie 'bird box' gezeigt, dass es funktionieren kann.