Faust I und die Erfüllung der Handlungseinheit?
Wenn man Faust I nach der Einhaltung der drei Einheiten (Ort, Zeit und Handlung) untersucht, ist relativ klar, dass Goethe mit Faust die Einheiten der Ort und Zeit klar durchbricht. Doch was ist mit der Handlung? Nach Aristoteles gilt "Es gibt in der Regel keine Nebenhandlungen. Falls es in einem Stück doch eine Nebenhandlung gibt, so muss diese von Nutzen für die Haupthandlung sein. Außerdem folgen alle Szenen einer ganz bestimmten Reihenfolge und sind nicht gegeneinander austauschbar."
Ich schließe daraus, dass z.B. die Gretchen-Tragödie nicht der Bruch dieser Einheit darstellt, oder liege ich falsch? Durchbricht der Prolog im Himmel oder die Zueignung diese Einheit, oder die Intermezzo in der Szene Walpurgisnachttraum? Denn diese Szenen haben ja schon einen. Nutzen für die "Haupthandlung".
Was sagt ihr?
Danke im voraus
2 Antworten
Würde mich mal interessieren, was für einen Nutzen das Intermezzo hat. Auerbachs Keller in Leipzip scheint mir genau so belanglos und hätte gestrichen werden können. Mit den anderen Szenen hat Goethe ja gerade so einen Zusammenhang zur eigentlichen Handlung geschaffen. Die Gretchentragödie, also die eigentliche Handlung von Faust I, ist bereits im Urfaust komplett und kommt mit deutlich weniger und kürzeren Szenen aus als Faust I.
Natürlich ist Goethes Faust kein so durch konstruiertes Drama wie eins von Schiller. Aber es gibt eine zentrale Handlung, die im Prolog im Himmel grundkonfiguriert ist und Dann in verschiedenen Aspekten verwirklicht wird. Letztlich will Goethe seine positive Sicht des Lebens und der Welt deutlich machen. Darum werden auch jeweils am Ende der beiden Teile erst Gretchen und dann Faust selbst gerettet. Mephisto ist dem gegenüber ohne jede Chance.
Warum Mephisto in Goethes "Faust" ohne Chance ist...