Fallschirmsprung ( Tandemsprung) welche Gefahren gibt es. Und noch eine Frage

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Prinzipiell ist Fallschirmspringen ein sehr sicherer Sport, Tandemspringen sogar noch sicherer als selbst springen, d.h. alles in allem ist die Wahrscheinlichkeit, dass dir etwas passiert verschwindend gering. Trotzdem besteht natürlich das (wenn auch extrem kleine) Risiko, dass trotzdem was schief geht - im schlimmsten Fall stirbst du (du wirst auch unterschreiben, dass dir dieses Risiko bewusst ist). Sehr unwahrscheinlich ist es, dass dein Tandemmaster ohnmächtig wird (hier rettet euch normalerweise ein AAD, wie die anderen bereits erwähnt haben). Mindestens ebenso unwahrscheinlich ist ein Materialversagen (d.h. Fehlöffnung mit anschließender Fehlfunktion der Reserve). Der Großteil der Unfälle passiert unter vollständig geöffnetem, komplett flugfähigem Schirm aufgrund menschlicher Fehler bei der Landung - logischerweise muss ein solcher Unfall nicht unbedingt tödlich sein, gebrochene Beine, verstauchte Knöchel, etc. sind hier wahrscheinlicher (wenn auch extrem selten - wir hatten bei uns am Sprungplatz, den es seit über 10 Jahren gibt, noch nie einen diesbezüglichen Unfall). Alles in allem musst du dir keine Gedanken machen. Sollte dich das Thema noch weiter beschäftigen, frag am besten direkt am Sprungplatz nach - dort wird dir alles erklärt, was du wissen willst und es ist mit Abstand die zuverlässigste Informationsquelle. Pass dir nur auf mit Ratschlägen, die aus dem Internet kommen. Der Großteil der Leute hier bezieht seine Informationen von Wikipedia und Co. und hat nicht die geringste Ahnung, wovon er eigentlich redet.

Lg Ein Fallschirmspringer

Sollte der Tandemmaster ohnmächtig werden, gibt es ein AAD (automativ activation device) das in einer bestimmten Höhe automatisch die Reserve auslöst, sodass ihr sicher landen würdet.

Im Falle einer Fehlöffnung der Hauptkappe, wird der Hauptschirm wie du korrekt beschreibst abgetrennt, und die Reserve geöffnet. Die Reserve öffnet so gut wie immer problemlos, sie wird jährlich von einem speziell dafür ausgebildeten Techniker geprüft und auch von diesem gepackt.

Den "Beutel" den du siehst, ist ein sog. "drogue chute", eine Art Hilfsschirm / Bremsschirm. Er kommt bei Tandemsprüngen zum Einsatz und hält die Fallgeschwindigkeit konstant in einem Bereich, in dem es problemlos möglich ist, den Hauptfallschirm zu öffnen. Ohne diesen Schirm würde man als Tandem aufgrund des Gewichts eine zu hohe Fallgeschwindigkeit aufbauen. Bei Solo-Sprüngen ist dies dagegen nicht nötig.

Der Tandemmaster wird nicht ohnmächtig werden. Angehende Fallschirmspringer müssen eine Tauglichkeitsuntersuchung absolvieren. Ich denke Tandemmaster werden auch regelmäßig "nachuntersucht" (bin mir aber nicht sicher). Die sind das außerdem "gewohnt" (haben schon hunderte Sprünge "auf dem Buckel"), von daher macht denen das körperlich nicht mehr so viel aus. Beim Passagier kann so etwas durchaus mal passieren (ist einem Kollegen von mir passiert, gehe auf mein Profil und siehe meine momentan aktuellste Frage), bei Tandemmastern hört man so etwas höchstens alle paar Jahre mal (und das bei über 47'000 Tandemsprüngen pro Jahr in ganz Deutschland).

Außerdem wird heutzutage nahezu überall (bei Tandem vermutlich sogar wirklich überall, nicht nur "nahezu") mit einem so genannten AAD gesprungen. Das ist ein elektronisches Gerät, das in einer Höhe von 580 m über dem Boden (diese Angabe gilt für Tandem - bei Solospringern "feuert" das AAD erst 225 m über dem Boden) über eine pyrotechnische Treibladung (kein Witz!) den Loop, der den Reservecontainer geschlossen hält, durchtrennt und so den Reserveschirm öffnet. Die Elektronik des AAD ist extrem zuverlässig, die Pyrotechnik allerdings nicht so ganz. Deshalb sollte man sich als Springer auf ein AAD nicht verlassen, man wird darauf "gedrillt", immer selbst zu ziehen, wenn möglich. Aber falls ein Springer eben tatsächlich mal handlungsunfähig sein sollte, fängt das AAD das in den meisten Fällen ab.

Dass der Hauptschirm versagt passiert etwa alle tausend Sprünge mal. Der kann dann abgetrennt und der Reserveschirm geöffnet werden. Der Reserveschirm ist noch stärker auf zuverlässiges Öffnungsverhalten optimiert, darf nur von speziell ausgebildeten Fallschirmtechnikern gewartet und gepackt werden, und versagt höchstens alle dreitausend Auslösungen mal. Da er aber ja ohnehin nur alle tausend Sprünge gebraucht wird, wird im Mittel alle drei Millionen Sprünge eine "double malfunction" erlebt, also dass beide Schirme so gar nicht wollen. Das ist dermaßen unwahrscheinlich, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss. Unfälle kommen nahezu immer auf anderem Wege zustande, als durch Fehlöffnungen und die häufigsten Unfallquellen ergeben sich beim Tandemsprung erst gar nicht, weil hier eben keine "exotischen Manöver" oder "exotisches Equipment" gesprungen werden.

Auch wenn das jetzt vielleicht auf den ersten Blick etwas "hart" aussieht, wenn ich es schreibe, aber mir war diese Zahl vor meinen beiden Sprüngen auch bekannt und das hat die Sache zumindest für mich nicht "schlimmer gemacht": Das statistische Risiko, bei einem Fallschirmsprung ums Leben zu kommen liegt (Stand INSITA 2012) bei 1 zu 66'280. Das statistische Risiko, in einem beliebigen 24-Stunden-Intervall um's Leben zu kommen (sozusagen das "allgemeine Lebensrisiko") liegt (Stand 2011 - von mir per Regressionsrechnung aus Datenmaterial des Statistischen Bundesamtes errechnet, aber in dieser Form keine "offizielle Zahl" des Statistischen Bundesamtes) bereits bei 1 zu 39'100.

Wenn man dann noch die ganzen Unfälle herausrechnet, bei denen "Suizidverdacht" bestand, bzw. die durch Leichtsinn und grobes Fehlverhalten "provoziert" wurden, ist man bezüglich Fallschirmspringen wohl irgendwo im Bereich 1 zu 100'000 bis 1 zu 150'000.

Nun entscheide, ob es Dir das wert ist. Es ist wirklich kein hohes Risiko. An meiner Dropzone musste ich trotzdem einen "Disclaimer" unterschreiben, in dem stand, dass die Möglichkeit eines tödlichen Unfalls besteht. Ich bezweifle, dass ein solcher "Disclaimer" rechtlich irgendetwas bringt, da man nach deutschem Recht in sein eigenes Ableben nicht "einwilligen" kann, aber ich war beim ersten Mal äußerst "geschockt", ein solches Formular zu sehen und unterschreiben zu müssen. Ist vielleicht besser, das vorher zu wissen.

Der "Beutel", den Tandemmaster hinter sich werfen, ist der so genannte "Drogue". Der hat zwei Funktionen. Zum einen reduziert er die Fallgeschwindigkeit des Tandemgespanns (das ja deutlich "schwerer", als ein Einzelspringer ist) auf die für Solospringer "übliche" 50 m/s (~180 km/h), weil sehr hohe Fallgeschwindigkeiten durchaus mal etwas "unangenehm" sein könnten. Zum anderen zieht er nach der Auslösung des Hauptschirms durch den Tandemmaster den Hauptschirm aus dem Container. Beim Solospringer macht das der so genannte Pilotschirm, der sich in der Regel in einer Tasche am unteren Ende des Containers findet. Der Solospringer greift mit seiner Hand auf seinen Rücken und zieht den Pilotschirm aus dem Container, um die Öffnung des Hauptschirms einzuleiten. Der Pilotschirm "fängt Luft" und zieht dadurch den Hauptschirm aus dem Container. Bei einem Tandemsprungsystem hingegen befindet sich der Drogue ständig im Luftstrom. Zum Öffnen des Hauptschirms wird dann über einen Öffnungsgriff die Leine des Drogue, die an einer bestimmten Stelle am System "verankert" ist, "freigegeben" und der Drogue zieht den Hauptschirm aus dem Container.

Viel Spaß und Hals- und Beinbruch! ;-)

Hab noch was vergessen fallschirmspringer werfen nach dem verlassen des Flugzeuges einen Beutel in die luft der an einem seil ist für was ist der ?