Evolution (Balzverhalten)?

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Ja, das kann passieren. Das ist eine Möglichkeit, wie eine neue Art entstehen kann: Die Populationen Grenzen sich voneinander ab, Pflanzen sich nur noch untereinander fort. Dies lässt ihre Genpools auseinanderdriften, was zwangsläufig zu einer neuen Art führt, natürlich in schwer zu beobachtenden Zeiträumen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium Biologische Diversität und Ökologie

Das kann passieren und passiert sogar recht häufig. Bei vielen Singvögeln ist bekanntlich der Reviergesang des Männchens für die Paarung ausschlaggebend. Weibchen paaren sich mit denjenigen Männchen, die sie auch durch ihren Gesang als zur selben Art gehörig erkennen. Nun ist bekannt, dass Vögel häufig z. B. verschiedene Arten von "Dialekten" entwickeln. Ein Spatz in Hamburg pfeift anders von den Dächern als einer in München.

Ein gutes Beispiel dafür sind Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und Sprosser (Luscinia luscinia). Diese beiden Vogelarten sind sehr nah miteniander verwandt, man spricht hier von so genannten Schwesterarten, und der Sprosser schließt sich sozusagen weiter nördlich an das Verbreitungsgebiet der Nachtigall an. Dort, wo es zum Kontakt der beiden Arten kommt, sind Hybridisierungen aufgrund der unterschiedlichen Gesänge aber sehr selten. Ähnliches gilt auch für den Fitis (Phylloscopus trochilus) und den Zilpzalp (Phylloscopus collybita), die zur Gattung der Laubsänger gehören.

Doch es müssen nicht immer nur die Gesänge von Vögeln sein und es müssen nicht immer eindeutige geographische Barrieren zwischen verschiedenen Populationen sein. Im Kottenforst bei Bonn kann man den Artbildungsprozess quasi live mitverfolgen und zwar bei den dort lebenden Feuersalamandern (Salamandra salamandra). Es gibt dort eine Population im westlichen Teil, die ihre Larven, Feuersalamander bringen lebende Jungtiere zur Welt, bevorzugt in temporäre Gewässer wie Tümpel absetzen und eine zweite Population im Osten, die zum Absetzen ihrer Jungen permanente Gewässer wie Bäche bevorzugt. In der Mitte gibt es eine Kontaktzone, in der es interessanterweise einen Bach gibt, der im Sommer bis auf einige Reste austrocknet, also genau ein "Mischhabitat" der beiden anderen darstellt. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die beiden Populationen schon eindeutig unterscheiden lassen - und das, obwohl es theoretisch kein Hindernis gibt (wie z. B. eine Straße), welche die Hybridisierung zwischen den beiden Populationen verhindern könnte.
Es kann durchaus sein, dass beide Populationen sich eines Tages so weit voneinander unterscheiden, dass man hier sogar von getrennten Arten sprechen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig